Wie inklusiv kann Design sein?

Die Studentinnen Ann-Katrin Gerstung (r.) und Anna Tappe mit ihrem Prototypen des Spiels ‚EXPLORE‘. Foto: Ann-Katrin Gerstung

Ann-Katrin Gerstung und Anna Tappe entwickelten in einem Projekt des Studiengangs Industrial Design gemeinsam ein Spiel, das besondere Bedürfnisse berücksichtigt. Ihr Projekt steht exemplarisch für Inklusion.

Design ist fester Bestandteil des täglichen Lebens. Vom Gehäuse des Toasters bis hin zur Form des eigenen Computers. Es ist aber längst nicht mehr nur die Fähigkeit, eine ästhetische Oberfläche zu schaffen, die bestaunt werden kann. „Aktuell gibt es so viele Herausforderungen, wo wir mit unserer Expertise Design neu denken müssen. Leichte Bedienung, nachhaltige Ressourcen oder Wiederverwendung spielen bei uns eine große Rolle“, erklärt Prof. Bernhard Schmid-Wohlleber, Produktdesigner und Professor für Grundlagen der Gestaltung an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Im Studium Industrial Design der Hochschule wird jedes Semester ein Projekt unter Realbedingungen bearbeitet, um den Studierenden diese Ansätze praktisch beizubringen.



Im vergangenen Wintersemester hat sich Schmid-Wohlleber gemeinsam mit seiner Kollegin Cora Gebauer dem Thema Mobilität gewidmet. Unter dem Motto ‚Rethinking Mobility‘ (dt. Neudenken der Mobilität) sollten die Studierenden Projekte entwerfen. Diese entwickelten sich schnell in Richtung Barrierefreiheit und Inklusion, so Schmid-Wohlleber. Barrierefreiheit bedeutet, etwas so zu gestalten, dass es für alle zugänglich ist und man etwas mit individueller Einschränkungen und Bedürfnisse trotzdem nutzen kann. Die Projekte der Studierenden zeigen, dass Barrierefreiheit auf unterschiedliche Art und Weise verstanden und umgesetzt werden kann.



Ann-Katrin Gerstung und Anna Tappe entwickelten gemeinsam das Projekt ‚EXPLORE‘. „In unseren Familien spielen wir gern Gesellschaftsspiele und durch das Thema Mobilität, haben wir uns nach Reisespielen umgeschaut. Diese sind oft sehr klein und die winzigen Spielfiguren können für Menschen, die Schwierigkeiten oder keine Möglichkeit zum Greifen haben, exkludierend sein“, erklärt Gerstung den Inklusionsgedanken ihres Spiels. Durch das Kombi-Projekt erhielten sie sowohl die Expertise von Schmid-Wohlleber bezüglich Innovation und Produktneuentwicklung als auch umfassendes Wissen über nachhaltige Materialien und dessen Nutzung von Gebauer. Sie schlug vor, den Prototypen aus schnell nachwachsenden Algenfasern herzustellen. Da diese allerdings noch in der Entwicklungsphase sind, entschieden sie sich für einen Textilstoff, dessen Beschaffenheit an Tischdecken erinnert.



Das Spielfeld von ‚EXPLORE‘ sieht aus wie eine Weltkarte. Jeder Kontinent ist mit einem dort beliebten Spiel und einer Anleitung dafür bedruckt. Spielfiguren gibt es keine. „Uns war wichtig, dass sich die Leute die Spielsteine selbst aus der Umgebung suchen. Das hat zum Vorteil, dass jeder etwas für seine individuellen Bedürfnisse suchen kann und man gleichzeitig bewusst die Umgebung wahrnimmt. Daher kommt auch der Produktname ‚Explore‘, also ‚Entdecken‘“, führt Gerstung weiter aus. So konnten sie Mobilität und Inklusion verbinden. Mit ‚EXPLORE‘ kamen sie sogar bis ins Halbfinale des RIMOWA-Designpreises. Durch das Ende des Semesters, neuen Projekten und begrenzten Mitteln, widmen sich Gerstung und Tappe künftig anderen Aufgaben. „‚EXPLORE‘ ist aber perfekt aufgearbeitet, das Konzept und der Prototyp sind fertig und kommt damit in unsere Portfolios für die spätere Arbeitswelt.“

Text: Leonie Deubig



Hinweis für Studieninteressierte
Der Bewerbungsschluss für die Studiengänge Industrial Design (Bachelor), Interaction Design und Engineering Design (beide Master) wurde verlängert bis zum 15. Juni. Nächster Studienbeginn ist zum Wintersemester.

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