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Digitale Transformation lernen
Von der Patientenakte auf dem Tablet über Diagnose per Smartphone bis hin zu vernetzten Armbändern im Krankenhaus – moderne Technologien ziehen auch im Gesundheits- und Pflegebereich ein. Bei Aus- und Weiterbildungen fordert das dem Ausbildungspersonal wie auch den Auszubildenden ganz neue Kompetenzen ab. DiMediCa untersucht, wie diese Transformation gelingen kann.
Text: Bianca Kahl
„Der Weg ist schon viele Jahre lang klar. Wir wissen, wo es hingeht und wohin wir auch wollen und müssen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Michael Herzog, Prodekan für Forschung und Technologietransfer, über den Gesundheitssektor. Hier haben gerade im ländlichen Bereich viele Einrichtungen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Doch die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Mit jedem Ausbildungsdurchlauf wird ein neuer Jahrgang auf die Arbeit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vorbereitet. Es ist unbedingt erforderlich, dass die digitale Transformation in der Ausbildung mehr und mehr berücksichtigt wird. Doch wie kann dieser Weg bereitet werden? Seit 2014 arbeitet Michael Herzog mit dem Educational Information Lab (EILab) an der University of Ontario in Toronto zusammen – einer Forschungsgruppe, die sich seit langem mit der „digital readiness“ befasst. Also mit der Bereitschaft und der Fähigkeit, sich mit digitalen Technologien zu befassen. Um das zu messen, entwickelte das EILab den Digital Competency Profiler. Dieses Online-Tool stellt eine Reihe von Fragen und hilft damit, die eigene digitale Kompetenz selbst einzuschätzen. Das Erhebungsinstrument wird weltweit eingesetzt und die Ergebnisse werden miteinander verglichen. Seit 2019 auch in Sachsen-Anhalt. Hierzulande hat Veronika Weiß von der Forschungsgruppe SPiRIT die Sache in die Hand genommen. Ihre Masterarbeit im Studiengang Interaction Design hatte sie auch mit Gesundheitsthemen in Berührung gebracht. Sie befasste sich mit Fragen der Motivation und Selbstwirksamkeit – also das Bewusstsein, auch schwierige Situationen aus eigener Kraft bewältigen zu können. Themen, die sich auch auf die digitale Kompetenz übertragen lassen: „Was weckt Interesse an digitalen Technologien? Und was kann ich tun, um jemanden in seiner Kompetenz zu stärken? – Das sind doch spannende Fragen“, findet die wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Das Individuum in den Blick nehmen
Wer wissen will, wie Menschen mit digitaler Technologie umgehen können, der muss das Thema differenziert betrachten. Hier setzen Herzog und Weiß mit dem Online-Tool Digital Competency Profiler an. Es ermöglicht, die Kompetenz entlang von vier Dimensionen zu betrachten: Die technische Dimension umfasst den Umgang mit digitalen Technologien, während sich die epistemologische Dimension auf die Verarbeitung und Arbeit mit Daten bezieht. Die informationelle Dimension berücksichtigt, wie Informationen recherchiert und organisiert werden. Die soziale Dimension betrachtet schließlich den Datenaustausch mit anderen. Alle Dimensionen sind wichtig, um die Voraussetzungen für die digitale Transformation in der Ausbildung zu untersuchen. In diesem Bereich werden digitale Anwendungen zukünftig mehr und mehr eingebunden. Das Ziel des Forschungsprojektes DiMediCa – Digital Medical Care – ist es, die sogenannten „Gelingensbedingungen“ dafür herauszuarbeiten. „Was braucht es, damit die digitale Transformation in der Ausbildung gelingen kann? Welche technischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Und wie kann die Akzeptanz von digitalen Lernumgebungen gefördert werden?“, formuliert Prof. Dr. Frank Bünning die Forschungsfrage etwas vereinfachter. Er leitet gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Dr. Astrid Seltrecht zwei Teilprojekte an der Otto- von-Guericke-Universität Magdeburg. Hier geht es eher um die strukturelle und soziologische Perspektive. Währenddessen konzentrieren sich Veronika Weiß und Michael Herzog von der Hochschule Magdeburg-Stendal auf die individuelle Perspektive, also auf die Auszubildenden. Dafür haben sie die kanadischen Fragebögen nach eigenen Bedürfnissen erweitert: Hinzu kamen Fragen zur Persönlichkeit und darüber, wie die Auszubildenden gegenüber digitalen Technologien eingestellt sind. „Damit wollen wir Zusammenhänge zwischen digitaler Kompetenz und Persönlichkeitsmerkmalen untersuchen. Wie viel ist Selbsteinschätzung und wie viel tatsächliche Fähigkeit?“, erklärt Weiß.
Gute Voraussetzungen schaffen
Mit dem Online-Fragebogen hat Weiß bereits die erste von zwei geplanten Erhebungen durchgeführt und Antworten von 146 Auszubildenden an vier Schulen ausgewertet. Zusammen mit anderen Ergebnissen fließen die Daten in das Verbundprojekt ein. So können die beiden Hochschulen vielseitige Erkenntnisse gewinnen und anschließend die Gelingensbedingungen formulieren. „Momentan sehen wir im Gesundheits- und Pflegebereich viel Skepsis, aber auch hohe Erwartungen, was die digitale Transformation in Ausbildung und Beruf angeht. Forschungsprojekte wie DiMediCa tragen ganz essentiell dazu bei, die Voraussetzungen für die Akzeptanz und den Einsatz digitaler Technologien zu verstehen und den Weg zu bereiten“, fasst Michael Herzog das Anliegen zusammen.
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.
Weiterführende Informationen zum Projekt DiMediCa gibt es von den Projektbeteiligten in audiovisueller Form unter medialibrary.h2.de.
Mehr Forschungsgeschichten im Forschungsmagazin „treffpunkt forschung“
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Kontakt zum Forschungsprojekt
Prof. Dr. Michael Herzog
Projektgruppenleiter DiMediaCa
Tel.: (03931) 2187 48 05
Fax: (03931) 2187 48 70
E-Mail: michael.herzog@h2.de
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