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Gesund und digital im Alter
Mit steigendem Alter rücken Fragen rund um die Gesundheit stärker ins Bewusstsein. Digitalisierung sei Dank, gibt es unzählige Möglichkeiten, sich zu informieren und digitale Geräte unterstützend zu nutzen. Vor allem älteren Menschen fordert das viele Fähigkeiten im Umgang mit modernen Technologien ab. BiGeTA hilft bei der Vermittlung dieser Kompetenzen, damit digitale Anwendungen selbstbestimmt genutzt und Gesundheitsinformationen reflektiert angewandt werden können.
Text: Carolin Maier
Medizin 4.0 Begrifflichkeiten wie Health Literacy, eHealth oder Medizin 4.0 machen deutlich, dass auch im Gesundheitswesen das digitale Zeitalter Einzug gehalten hat. Diese Entwicklung ermöglicht viele Vorteile, zum Beispiel die elektronische Patientenverwaltung oder digitale Gesundheitsanwendungen. Gleichermaßen fordert sie von Patientinnen und Patienten zunehmend digitale Kompetenzen ab.
Digitalisierung als Chance
Wie Ergebnisse einer bundesweiten Studie zeigen, fällt es etwa jeder zweiten Person in Deutschland schwer, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Vor allem vulnerable Gruppen weisen eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz auf. An diesem Punkt setzt das Team rund um die Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Kerstin Baumgarten mit dem Projekt „Bildung, Gesundheit- und Technikkompetenz im Alter“ (BiGeTA) an und geht sogar noch einen Schritt weiter: „Eine Stärke des Projektes ist die Verbindung der drei Säulen Bildung, Gesundheits- und Technikkompetenz“, betont Baumgarten. Über das Vorgängerprojekt GeWinn sei deutlich geworden, dass bei der älteren Zielgruppe ein hoher Bedarf an digitaler Gesundheitskompetenz, also eHealth Literacy, bestehe. Das Projekt zielt darauf ab, die Kompetenz von Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren im Umgang mit Gesundheit und Technik zu erforschen und zu fördern. „Wir möchten die Chance der Digitalisierung für die ältere Zielgruppe nutzbar machen“, erläutert Nadine Ladebeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projektteam von BiGeTA.
Digitale Souveränität
Denn ein Mensch ist dann gesundheitskompetent, wenn er selbstbestimmt Entscheidungen zur Förderung und Erhaltung seiner eigenen Gesundheit treffen und diese eigenständig kommunizieren kann. Nur wer in der Lage ist, Gesundheitsinformationen gezielt abzurufen und zu bewerten, kann Entscheidungen zur eigenen Gesundheit treffen. „Das funktioniert, indem wir Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Digitale Souveränität ist hier das Schlagwort. Wir zeigen der Zielgruppe, wo sie Informationen finden, wie sie kritisch mit der Flut an Informationen umgehen kann und wie diese gefiltert und bewertet werden können. Dafür geben wir den Seniorinnen und Senioren das richtige Werkzeug an die Hand.“
Gesundheit als Gemeinschaftsarbeit
Das Team von BiGeTA setzt dafür auf Peer Education, indem Gesundheits- und Techniklotsinnen und -lotsen ausgebildet werden, die das erlangte Wissen weitertragen. Die Entwicklung eines Schulungsprogramms findet partizipativ in Gemeinschaftsarbeit statt: „Die Seniorinnen und Senioren sind sozusagen Co-Forschende. Wir können so direkt auf ihre Bedürfnisse eingehen.“ Auf diese Art könne man zugleich lokale Unterschiede untersuchen, eine weitere Besonderheit des Projektes, betont Baumgarten. Dafür sind Senioren- Gruppen in den ländlichen Regionen Altmark sowie Mansfeld-Südharz und dem städtischen Gebiet Magdeburg vorgesehen. Mit diesem Vergleich können neben individuellen auch strukturelle Bedingungen untersucht werden. Mithilfe eines Mixed-Methods-Ansatzes sollen die Nachfrage und Bedürfnisse der Zielgruppe ermittelt und entsprechende Angebote für Bildung im Alter, soziale Teilhabe und Partizipation erarbeitet werden.
Ein Thema für alle!
Die Themen Gesundheitskompetenz und soziale Teilhabe könnten nicht aktueller sein. Die mit der Pandemie einhergehenden Maßnahmen wie Social Distancing machen deutlich, dass die soziale Teilhabe unabdinglich für ein gesundes Älterwerden ist. Die Teilhabe an der digitalen Welt nimmt somit einen noch größeren Stellenwert ein. Nachrichten, Beiträge und Theorien rund um das COVID-19-Virus zeigen außerdem, wie elementar es ist, kritisch mit Gesundheitsinformationen umgehen zu können. Neben der nötigen Technikkompetenz sind es auch Bildungsprozesse, die hierbei in Gang gesetzt werden müssen. Die Förderung der (digitalen) Gesundheitskompetenz sei aber für alle Altersgruppen wichtig. Leidenschaftlich führt Kerstin Baumgarten weiter aus: „Mein Traum wäre es, dass Gesundheitskompetenz als Ganzes systematisch gefördert und implementiert würde, angefangen in der Schule, in Familien, Unternehmen und Pflegeeinrichtungen.“
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Prof. Dr. Kerstin Baumgarten
Projektgruppenleiterin BiGeTA
Tel.: (0391) 886 43 01
Fax: (0391) 886 42 93
E-Mail: kerstin.baumgarten@h2.de
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