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Ein Rezept für gesundes Altern
Im Alter sieht man sich mit den verschiedensten Herausforderungen konfrontiert: Wo finde ich zuverlässige Gesundheitsinformationen? Wie gehe ich mit chronischen Erkrankungen um? Was bedeutet mein ärztlicher Befund? Das Projekt „GeWinn – Gesund älter werden mitWirkung“ hat sich diesen Problemen von Seniorinnen und Senioren mit Erfolg angenommen. Ein Besuch im Bürgerhaus Kannenstieg in Magdeburg.
Text: Victoria Grimm
„Gesundheitskompetenz ist entscheidend für den Gesundheitszustand und die Lebensqualität, vor allem im Alter“, weiß „GeWinn“-Projektleiterin Prof. Dr. Kerstin Baumgarten. „Das Gesundheitssystem ist wirtschaftlich ausgerichtet. Dafür braucht es souveräne Bürgerinnen und Bürger, die sich kritisch mit Gesundheitsinformationen auseinandersetzen und nicht zuletzt Entscheidungen treffen, die sich positiv auf die eigene Gesundheit auswirken“, so die Professorin weiter. Genau dort setzt das Verbundprojekt an.
Souveränität stärken
Im Bürgerhaus in Kannenstieg kommen an einem Donnerstagmorgen mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen, begrüßen sich freundschaftlich. Der entspannende Duft von Minze liegt in der Luft. Es liegen Smoveys und Togu Brasils bereit, um den Körper zu aktivieren und in Schwung zu kommen. Heute stehen Bewegungs- und Muskeltraining aus einer Mischung von Tai-Chi und Qi Gong auf dem Programm. Kurze Zeit später werden Smartphones und Tablet gezückt, um Gesundheitsinformationen zu suchen. Gemeinsam gekocht wird natürlich auch. Der Spaß soll dabei schließlich nicht zu kurz kommen.
In der Gruppe vereinen sich unterschiedlichste Lebensentwürfe. So gehören u. a. eine ehemalige Polizistin, ein Physiker und eine Bankkauffrau dazu. Und damit auch Menschen mit den verschiedensten Beweggründen, seien es gesundheitliche Probleme wie Grauer Star oder persönliche Schicksalsschläge wie der Verlust eines langjährigen Ehepartners. Im Projekt „GeWinn“ finden sie alle zusammen und werden gehört – jeder bringt sein Wissen ein, man hilft sich gegenseitig.
Aktiv und gesund älter werden
„Generell sind wir schon fertige Menschen, gehen aber selten aus uns heraus. Hier werden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihrer selbst bewusst, fühlen sich aufgehoben und beachtet“, erzählt Gruppenleiterin Christina Fiedler. „Um glücklich alt zu werden, muss man etwas vorhaben. Das setzen wir in diesem Projekt um“, beschreibt sie die Treffen. Heute tauschen sich die Magdeburger Seniorinnen und Senioren beispielsweise über alternative Heilmethoden und die Wirkung von Kokosöl aus.
Im Projekt geht es jedoch vor allem darum, einen Zugang zu vertrauenswürdigen Gesundheitsinformationen im Internet zu finden bzw. diese als solche zu erkennen. Die Themen haben sich die Seniorinnen und Senioren selbst gesteckt, so konnten sie das Programm mitgestalten. Das „GeWinn“-Projektteam um Prof. Dr. Kerstin Baumgarten und Studentinnen der Hochschule unterstützen sie dabei. Die 76-jährige Roswitha Richter ist begeistert von diesem Angebot: „Es ist schön, Jung und Alt in Harmonie zu erleben, dass man in unserem Alter nicht einsam zu Hause sitzt, sich Freundschaften ergeben und wir uns gegenseitig helfen.“
Krankheiten vorbeugen
Das Feedback der Gruppen ist durchweg positiv. Auch das Ziel, die Gesundheitskompetenz zu stärken, wurde erreicht. Während zu Beginn 14 Prozent über eine ausgezeichnete Gesundheitskompetenz verfügten, waren es nach einem Jahr bereits 26 Prozent. Daneben fühlen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch im Umgang mit digitalen Medien sicherer.
Jetzt ist der Transfer in der Fläche entscheidend: „Ich wünsche mir, dass wir solche Projekte in jede Gemeinde in Sachsen-Anhalt tragen. Projekte wie „GeWinn“ sind durchaus interessant für Krankenkassen, denn damit vermeiden wir Krankenhausaufenthalte und steigende Kostenspiralen durch zu wenig Prävention“, betont Prof. Dr. Kerstin Baumgarten. Von der Hochschule erstellte Handlungsempfehlungen und eine eigene Gesundheits-App sollen den Start erleichtern. Und als überzeugte „GeWinn“-Botschafter stehen die Seniorinnen und Senioren aus dem Kannenstieg sicher zur Verfügung. Zum Abschied umarmen sich alle. Und auch wenn sie sich nicht persönlich sehen, tauschen sie sich aus – in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe.
Mehr Forschungsgeschichten im Forschungsmagazin „treffpunkt forschung“ und im Hochschulmagazin „treffpunkt campus“
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