Präsenz- oder Online-Lehre? This is not the question!
Wie die Hochschule mit den Herausforderungen der Pandemie umgeht
Nicht nur Schulen, auch Hochschulen hatten mit der plötzlich notwendig gewordenen Umstellung der Lehre von Präsenz auf Online zu kämpfen. Die Hochschule Magdeburg-Stendal ist dabei trotz der knappen Vorbereitungszeit für das Sommersemester einen besonderen Weg gegangen. Inzwischen liegen viele neue Erfahrungen zur Nutzung von Lehrvideos, Lehrmanagementsystemen, Videokonferenzen und Praxislehre unter Beachtung der Hygieneregeln vor. Nach dem Sommersemester, das von Ausprobieren und Improvisieren geprägt war, folgt der nächste Schritt.
Wir informieren über die Ergebnisse einer umfangreichen Befragung unter Studierenden und Lehrenden, die die Hochschule zum Ende des Sommersemesters durchgeführt hat. Da es bereits vor Beginn des weitgehend online durchgeführten Semesters eine Befragung gegeben hatte, sind teilweise vergleichende Aussagen möglich. Es geht zudem um Schlussfolgerungen für das Wintersemester sowie für die weitere Digitalisierung der Lehre.
Wann: 10. September, 10 Uhr
Wo: Campus Magdeburg, Breitscheidstr. 2, Haus 14, Seminarraum 1
Wer:
Prof. Dr. Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal
Prof. Dr. Yongjian Ding, Prorektor für Studium, Lehre und Internationales
Felix Hahn, Student, Gesundheitsförderung und -management
Dr. Anja Hawlitschek und Prof. Dr. Rahim Hajji für die Befragungsgruppe
Eine Online-Teilnahme ist über Twitter möglich.
twitter.com/hs_magdeburg
Einige Eindrücke vom Pressegespräch
Presseerklärung
Pressemitteilung, 10.9.2020
Mit Verantwortung zurück zu mehr Präsenz
Wie die Hochschule mit den Herausforderungen der Pandemie umgeht
Das Sommersemester an der Hochschule Magdeburg-Stendal war geprägt von einem Experiment. Wie alle Hochschulen waren auch hier innerhalb kürzester Zeit den Unterricht von Präsenzveranstaltungen auf Onlinelehre umzustellen. Dass dies weitestgehend gelungen ist, ist der guten Vorarbeit, dem hohen Engagement der Lehrenden und der Bereitschaft der Studierenden, sich darauf einzulassen, zu verdanken. Zur Vorbereitung gehörte vor Beginn des Sommersemesters zum 1. April eine umfassende Befragung, die den Lehrenden und der Hochschulleitung die Bereiche offenlegte, wo Unterstützung notwendig war. Mit einer erneuten ausführlichen Befragung zum Ende des Semesters konnten die subjektiven Eindrücke größtenteils bestätigt werden. Das Experiment wurde also wissenschaftlich begleitet.
Die erste Befragung
Ist es möglich, ein Semester lang komplett online zu lehren? Niemand sollte aus technischen Gründen vom Studium ausgeschlossen werden. Darum war es wichtig zu erfahren: Sind die technischen Voraussetzungen vorhanden? Können alle von zuhause aus mit ausreichender Internetverbindung arbeiten oder studieren? Gibt es Bedarf an Laptops für Studierende? Aus den Fachbereichen und Labors wurden gebrauchte PCs zur Ausleihe gesammelt und es wurden neue Laptops angeschafft, um diese an die hilfsbedürftigen Studierenden auszuleihen.
Die Probephase
Von Anfang April bis zum 19. April waren die Lehrveranstaltungen nicht verpflichtend. Während der ersten Wochen bestand viel mehr die Möglichkeit, Software für die Online-Lehre zu testen, Formate auszuprobieren, die Anregungen der Studierenden aufzunehmen. Am 20. April startete die Online-Lehre verbindlich – und so gut vorbereitet wie möglich.
Die zweite Befragung
- Zum Ende des Sommersemesters wurden erneut Studierende und Lehrende befragt. Wichtige Erkenntnisse:
Lehrende können mit mehr Selbstvertrauen ihre Online-Lehre reflektieren, denn die Studierenden bewerten deutlich besser als die Lehrenden. - Für einen großen Teil der Lehrenden hat sich der zeitliche Aufwand für die Lehrvorbereitung und für die Betreuung von Studierenden erhöht.
- Für etwa die Hälfte der Studierenden hat sich der zeitliche Aufwand im Allgemeinen und für die Kursvorbereitung erhöht.
Online-Lehre mindert die Interaktivität zwischen Lehrenden und Studierenden und führt zu einem Rückgang bei der Vermittlung von praktischen Inhalten. - Studierende wollen vermehrt digitale Medien zur Unterstützung der Präsenzlehre nutzen (downloadbare Lehrmaterialien, digitalen Tests, Online-Simulationen usw.).
- Studierende und Lehrende vermissen mehr Austauschmöglichkeiten unter Studierenden/ Lehrenden und sahen hierin einen Grund für nicht erreichte Lernziele.
- Hilfe von Kolleginnen und Kollegen bzw. anderen Studierenden wurde sehr häufig gegeben.
- Der Unterstützungsbedarf bei der Erstellung von elektronischen Prüfungen, Online-Simulationen, Lehrvideos und elektronischen Übungsaufgaben ist am stärksten ausgeprägt in der zweiten Befragung.
- Der Wunsch nach kollegialen Austauschplattformen und fachspezifischen Beispielen ist gestiegen.
- Die eigenen mediendidaktischen Fähigkeiten werden in der 2. Befragung deutlich höher eingeschätzt als in der ersten Befragung.
- Lehrende bewerten die technische Ausstattung positiver als vor dem Online-Semester.
- Studierende schätzen die digitalen Medien in der Lehre für die Lernentwicklung kritischer ein.
- Die technische Ausstattung wird von den Studierenden in hohem Maß als (sehr) gut für die Online-Lehre betrachtet.
- Studierende bewerten insbesondere die Einrichtung eines finanziellen Hilfefonds und die Freiversuche als eine (sehr) gute Maßnahme, um die Belastungen aus der Corona-Pandemie abzufedern.
- Knapp die Hälfte der Studierenden gibt an, dass sich ihr Studium nicht verlängern wird. Häufigste Gründe für eine Verlängerung: Ausnahmesituation und eingeschränkte Studiermöglichkeiten (7 %) und Praktikum wurde unterbrochen, verschoben oder abgesagt (6 %).
Schlussfolgerungen für das Wintersemester
Prof. Dr. Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal:
„Die Vorher-Nachher-Befragung zeigt uns, dass für die Menschen, die an der Hochschule lehren und lernen, vor allem die Interaktion wichtig ist. Die Interaktion ist sogar wichtiger als die Frage, ob die Lehre in Präsenz oder online stattfindet. Das ist eine interessante Erkenntnis für unsere Hochschule. Auf diese Erkenntnis werden wir aufbauen und mit geeigneten Maßnahmen reagieren. Wir führen beispielsweise Reflexionstage mit Lehrenden und Studierenden durch, um noch besser auf die Bedarfe eingehen zu können. Auch die digitale Infrastruktur haben wir verbessert und planen u. a. die digitale Erfassung der Anwesenheiten für den Infektionsnachweis, statt uns mit Zettel und Stift aufzuhalten.
Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften kümmern wir uns traditionell gut um die Belange unserer Studierenden. Das ist unsere Stärke in der Präsenzlehre, schon seit vielen Jahren. Das letzte Corona-Kreativsemester hat gezeigt, dass die Studierenden auch online gut lernen, wenn sie von ihren Lehrenden regelmäßig Rückmeldung über ihren Lernerfolg erhalten. Den engagierten Lehrenden und Lernenden bin ich sehr dankbar. Ich bin stolz auf sie und möchte alle an der Hochschule ermutigen, im Wintersemester 2020/2021 die Interaktion untereinander weiterhin auszubauen.
Unser Motto für das Wintersemester habe ich bereits im Juli bekanntgegeben: „So viel Präsenz wie möglich, so viel Online wie nötig.“ Wir verlassen den Pandemie-Modus und setzen jetzt auf Augenmaß, Selbstschutz bzw. Verantwortung für die eigene Gesundheit. Selbstverständlich passen wir die Hygienekonzepte der letzten Monate an, um das Infektionsrisiko für alle zu minimieren. Wir gehen verantwortlich mit der neuen Situation und den Lockerungen um. Für mich als Rektorin ist es eine große Freude, dass unser schöner Campus sich bald wieder mit Leben fühlen und zum Ort der Interaktion werden wird."
Aktuell liegt an unserer Hochschule die Anzahl der Bewerbungen für einen Studienplatz im Wintersemester 2021/21 sogar über dem Vorjahreswert. Das ist ein äußerst erfreulicher Zwischenstand, der zeigt, dass wir auch bei Corona-Gegenwind als Hochschule für Angewandte Wissenschaften unseren ruhigen Kurs halten und bei Studieninteressierten weiterhin beliebt sind.
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