„Gemeinsam Gleichstellung gestalten“
 – ein Interview mit der neuen Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule

Prof. Dr.-Ing. Irene Slavik: „Gleichstellung lässt sich nicht erreichen, indem man einzelne Gruppen anklagt oder zurechtweist.“ Foto: Matthias Piekacz

Magdeburg. Irene Slavik hat als Führungskraft bei einem männerdominierten Wasserversorger gearbeitet, ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und seit letztem Jahr Professorin für Siedlungswasserwirtschaft an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Seit Kurzem ist sie außerdem die neue Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule. In dieser Position möchte sie vor allem gegenseitiges Verständnis schaffen.

Was macht die Gleichstellungsbeauftragte an der Hochschule Magdeburg-Stendal?

Ich setze mich dafür ein, dass es keine Ungerechtigkeiten gibt in Sachen Geschlechter – und das meine ich in alle Richtungen. Ich habe das Motto 3G: „Gemeinsam Gleichstellung gestalten“. Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, dies als gemeinschaftlichen Prozess zu etablieren. Alle sollten sich ihre Arbeitswelt gemeinsam gestalten. So, dass es für alle gut ist und alle gemeinsam davon profitieren. Ich möchte nicht als Kontrollorgan wirken, sondern ein allgemeines Bewusstsein für Gleichstellung schaffen. Es soll eine gemeinsame Sache werden, in der die Aspekte der Gleichstellung präsent sind und gelebt werden. Dafür möchte ich mich einbringen.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Ich möchte wegkommen von spezifischen Themen wie zum Beispiel genderneutrale Sprache, sondern den Blick weiten. Gleichstellung ist viel mehr als einzelne heiße Themen. Viel zu oft wird auf spezielle Themen fokussiert. Die vielen Aspekte, die zur Gleichstellung dazugehören, sollen mehr in das Bewusstsein rücken.
Mir ist es wichtig, dass man alle Seiten anhört. Gleichstellung lässt sich nicht erreichen, indem man einzelne Gruppen anklagt oder zurechtweist. Es gibt immer zwei oder sogar mehr Sichtweisen und es ist wichtig, dass alle Gruppen sich bemühen, die Sichtweisen der anderen zu akzeptieren und zu berücksichtigen und vielleicht auch zu verstehen. Ich bin ein Freund von offenen Gesprächen und gegenseitigem Verständnis.

Was qualifiziert Sie für den Job?

Ich bin schon immer in sowohl männer- als auch frauendominierten Welten unterwegs gewesen und weiß, sie sind verschieden und man spricht unterschiedliche Sprachen. Ich denke, dass ich gut zwischen diesen verschiedenen Welten vermitteln und zum gegenseitigen Verstehen beitragen kann. So habe ich fünf Jahre lang als Betriebsleiterin gearbeitet. Da hatte ich als Führungskraft 70 Mitarbeiter und nur zwei Mitarbeiterinnen zu leiten. In Wasserversorgungsunternehmen ist man immer in stark männerdominierten Bereichen unterwegs. Dort habe ich gemerkt, dass es oft zu Missverständnissen kommt, die meist darauf beruhen, dass man auf unterschiedlichen Arten kommuniziert. Viel kann man über offene Kommunikation, Nachfragen, Zuhören und durch gegenseitiges Verständnis erreichen – auf Augenhöhe und keinesfalls vorwurfsvoll.

Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht als Gleichstellungsbeauftragte zu tun haben?

An der Hochschule lehre ich hauptsächlich. Was mich dabei antreibt ist, mein Wissen so zu vermitteln, dass es hängen bleibt und in die Anwendung geht. Und es ist für mich wichtig, mir ständig neues Wissen anzueignen. Dafür lese ich Fachzeitschriften, besuche Fachtagungen und tausche mich mit Kollegen aus. Mir reicht der geschlossene Hörsaal nicht. Dasselbe gilt für die Forschung, die nur im Austausch mit anderen funktioniert. Ich will nicht allein vor mich hin lehren und forschen, sondern möchte von den Erfahrungen und dem Wissen anderer profitieren.
Um ausreichend Kraft und Energie für meinen anspruchsvollen Alltag zu haben, nutze ich jede sich bietende Gelegenheit, um beim Laufen, Radfahren oder einer Runde Fußball mit Kollegen zu entspannen. Ansonsten habe ich immer ein Buch dabei, um in andere Welten abzutauchen und auf diese Weise meinen Horizont zu erweitern. Die Literatur ist voll von interessanten Lebenswelten und Sichtweisen und für mich eine willkommene Quelle für Inspirationen.



Das Interview führte Johanna Pichler für die Pressestelle.


Veranstaltungshinweis: Machtspiele im Berufskontext
24.11.2022, 17 bis 19 Uhr, Audimax (Haus 15) in Magdeburg

Zur Stärkung von Frauen und allen, die sich als Frau sehen, hält der Autor und Unternehmensberater Dr. Peter Modler einen Vortrag der besonderen Art zum Thema „Machtspiele im Berufskontext“. Hier wird das Publikum nicht mit einem Manuskript zugetextet, sondern es werden laufend vor aller Augen typische Szenen nachgestellt und auf Anfragen aus dem Publikum eingegangen. Eine ebenso unterhaltsame wie anregende Angelegenheit von der jede profitieren kann.

Die Veranstaltung ist hochschulöffentlich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


Veranstalter: Das Team der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule Magdeburg-Stendal

Ansprechpartnerin: Prof. Dr.-Ing. Irene Slavik



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