Intel – Chance oder Challenge?
Zu Gast waren der Korrespondent der Mitteldeutschen Zeitung Jan Schumann, DGB-Landesleiterin Sachsen-Anhalts Susanne Wiedemeyer, Mathias Grabow vom Sozialkombinat Ost und Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär für Strukturwandel und industrielle Großprojekte (v. l.). Die Moderation lag bei Rosalie Elli Scholz (nicht im Bild und Hassan Hassan Rascho (r.). Foto: Laura Wieczorek
Während der sehr gut besuchten öffentlichen Podiumsdiskussion des Master-Studienganges Journalismus wurde Anfang Juli die Intel-Ansiedlung in Magdeburg diskutiert.
Seit im März 2022 bekannt gegeben worden ist, dass der US-Chip-Hersteller Intel einen Standort in Magdeburg erbauen möchte, wird das Thema viel diskutiert. Studierende des Master-Studienganges Journalismus der Hochschule Magdeburg-Stendal organisierten dazu Anfang Juli 2024 im Forum Gestaltung eine Podiumsdiskussion mit vier Fachleuten. Vor rund 70 Interessierten führten Rosalie Elli Scholz und Hassan Hassan Rascho durch den Abend.
Knapp 10 Milliarden Euro werden vom Bund in den Bau der Fabrik investiert. Dr. Jürgen Ude empfindet die Summe als gut investiertes Geld. „Die Ansiedlung von Intel ist eine großartige Chance für Magdeburg, um unter anderem die Industrie auszubauen und zu stärken. Besonders für die Zukunft von jungen Menschen besteht dabei großes Potential, gerade im Bereich des Maschinenbaus“, führt Ude aus. Es soll aber nicht nur eine Intel-Fabrik auf dem Gebiet entstehen. Geplant ist ein High-Tech-Park, mit der weiteren Ansiedlung von Zulieferungsfirmen. Susanne Wiedemeyer hofft, dass Intel und die Zulieferungsfirmen als Magnet für junge Menschen und Fachkräfte wirken können. „Aktuell kommen viele junge Menschen für ihre Ausbildung nach Magdeburg und ziehen nach ihrem Abschluss wieder weg. Meine Hoffnung ist es, dass Firmen wie Intel diese jungen Menschen dazu bringen können, hierzubleiben“, so Wiedemeyer.
Rund 3.000 Fachkräfte sollen in der Intel-Fabrik arbeiten. Doch auch in Sachsen-Anhalt herrscht Fachkräftemangel bei Handwerkern, Elektrikern oder Maschinenbauern. Es sei daher davon auszugehen, dass besonders auf ausländische Fachkräfte gesetzt werde. Jan Schumann gibt zu bedenken, dass im Ausland ein schlechtes Image von Sachsen-Anhalt bestehe. „In Bezug auf die Willkommenskultur muss sich in Magdeburg und Sachsen-Anhalt noch einiges tun. Intel kann eine große Chance für den Osten, wenn nicht ganz Deutschland sein“, resümiert Schumann. Rassismus oder Sprachbarrieren in Verwaltungen seien Beispiele für Schwierigkeiten und Probleme, mit denen ausländische Bürger zu kämpfen haben.
Aus diesen Gründen sieht Mathias Grabow in der Intel-Ansiedlung zwar viele Vorteile, aber auch Herausforderungen. „Es darf keine Zwei-Klassen-Integration entstehen. Gerade in den Verwaltungen müssen Entwicklungen passieren, um sowohl Asylbewerber als auch Intel-Facharbeiter gleichermaßen und umfassend betreuen zu können“, so Grabow. Das bis zur Fertigstellung der Fabrik noch einiges geschehen müsse, darüber sind sich alle einig.
Bei der abschließenden Fragerunde zeigte sich eine gemischte Stimmung im Publikum. Fachkräftemangel, undurchsichtige Pläne für den Ausbau des ÖPNVs oder Existenzängste von Kleinstunternehmen wurden angesprochen. Das Podium konnte nicht auf alle Fragen eine sofortige Antwort geben. Alle betonten jedoch, dass man die Sorgen höre, ernst nehme und einen stetigen Austausch mit den Bürgern anstrebe. Intel wird nach Magdeburg kommen und die Stadt und seine Bürger vor Herausforderungen stellen. Die Diskussionsrunde zeigt, dass um die Ansiedlung noch Fragen offen sind, gepaart mit Wünschen und Hoffnungen für die Zukunft der Region.
Text: Leonie Deubig