Intel und die Hochschule
Intel-Manager Bernard Capraro (l.) mit Professor Yongjian Ding bei einer Besichtigung des Automatisierungslabors auf dem Campus der Hochschule in Magdeburg. Foto: Matthias Piekacz
Bereits seit Juli 2022 besteht ein enger Kontakt zwischen der Hochschule Magdeburg-Stendal und Vertretern des Chip-Herstellers Intel. Ein Überblick über Pläne mit neuen Laboren, Studienmodulen und einem Studiengang.
Das US-Unternehmen Intel plant in Magdeburg eine sogenannte Giga-Factory zu bauen und setzt dabei auch auf die Zusammenarbeit mit den Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt. Der Produktionsstart ist für 2027 geplant.
Prof. Dr. Manuela Schwartz und Prof. Dr.-Ing. Yongjian Ding koordinieren gemeinsam mit Theresia Laske, Referentin im Prorektorat für Hochschulsteuerung und -marketing, die sogenannte Intel Task Force an der Hochschule. Diese Gruppe bereitet die konkrete Kooperation mit Intel vor. Alle zwei Wochen berät eine Gruppe von Hochschulprofessor:innen, welche inhaltlichen Veränderungen etwa in Studiengängen angestoßen werden müssen, um künftige Absolventen auf das erwartete neue Arbeitsfeld gut vorzubereiten. Zu diesem Zweck besteht ein besonders guter Kontakt zu verschiedenen verantwortlichen Mitarbeiter:innen von Intel, insbesondere zu Bernard Capraro. Er ist EU Talent Development Programme Manager bei Intel und hat die Hochschule bislang zweimal persönlich besucht.
Neue Labore für die Lehre
Laut Professor Ding, der bis vor einem Jahr Prorektor für Studium, Lehre und Internationales war, geht es neben den grundständigen Studiengängen auch um Weiterbildungsangebote, über die intensiv nachgedacht wird. Für ihn hat die Hochschule eine „wichtige Rolle als unmittelbare Nachbarin der großen Ansiedlung“ und trägt – neben der Otto-von-Guericke-Universität – zur Gewinnung tausender von Fachkräften für das Intel-Werk, aber auch für die Zulieferfirmen vor Ort, bei. Darüber hinaus beleben diese Veränderungen insgesamt den ingenieurwissenschaftlichen Bereich an der Hochschule und werden auch in Richtung anderer KMU im Land die Quantität und Qualität der Studierenden weiter erhöhen.
Von Intel nachgefragt sind nicht nur die klassischen Ingenieurstudiengänge wie Elektrotechnik, Maschinenbau oder Mechatronik, sondern auch Betriebswirtschaft oder nachhaltige Bau- und Umwelt-Studiengänge sowie Sicherheit und Gefahrenabwehr. Einen großen Nutzen sieht der Professor im weiteren Aufbau des Hochschullabors für XR-Technologie. XR steht für Extended Reality (erweiterte Realität) und bezieht sich auf alle kombinierten realen und virtuellen Umgebungen und Mensch-Maschine-Interaktionen. XR ist somit die Summe von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). „Mit dieser Technologie können Schulungen in Halbleitertechnologie auch ohne ein reales Reinraumlabor angeboten werden“, ist sich Ding sicher. Ein solches Labor werde unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Benedikt Lamontain aktuell aufgebaut um eine konkrete Zusammenarbeit mit Intel zur Erstellung einer Pilotanwendung anzubahnen.
Halbleitertechnologie im Studium
Sehr gut angenommen wird im Sommersemester 2023 bereits ein Wahlmodul in den Bachelor-Studiengängen Elektrotechnik sowie Mechatronische Systemtechnik. In der Vorlesung „Grundlagen der Halbleitertechnologie und Chipfertigung“ stellt Dr.-Ing. Bodo Kalkofen Technologien (Verfahren, Fertigungsabläufe und Produktionsanlagen) für die Herstellung von integrierten Silizium-Halbleiterbauelementen vor. In Sicht ist, dass grundsätzlich alle Studierenden im der Ingenieurwissenschaften die Chance haben, Module über Halbleitertechnologie zu belegen, um so ihre Chancen auf dem passenden Arbeitsmarkt zu erhöhen. In diese Reihe der Überlegungen passt die Aussage von Prof. Ding, „dass bis 2025 der Bachelor-Studiengang Mechatronische Systemtechnik in Spezialisierungsrichtung Mikrosystemtechnik weiterentwickelt wird“.
„Schon bei der ersten Begegnung mit Intel habe ich mit großer Freude festgestellt, dass wir nicht nur gemeinsame Fachinteressen, sondern auch gemeinsame politische Ziele verfolgen wie beispielsweise Frauenförderung im MINT-Bereich oder Nachhaltiges Wirtschaften“, sagt die Rektorin Prof. Manuela Schwartz. Deshalb sind auch gemeinsame Marketingaktivitäten zur Förderung des MINT-Interesses von Kindern und Jugendlichen, insbesondere bei den Mädchen, geplant. „Wir hoffen dadurch, auch mehr Frauen für die technischen Studiengänge zu begeistern. Davon würden schließlich alle profitieren“, so die Rektorin.
Zum Thema Nachhaltigkeit bei Industrieansiedlungen sollen zum Wintersemester 2023/24 Projektgruppen im englischsprachigen Bachelor-Studiengang StREaM (Sustainable Resources, Engineering and Management) gebildet werden. Unter Leitung von Frau Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke und Professor Lamontain sollen die Arbeitsergebnisse der Projektgruppen auf einer Exkursionsreise zum Intel-Standort nach Dublin im dortigen Werk präsentiert werden.
Die Rektorin freut sich sehr über das starke Interesse seitens Intel, sich in den im Herbst startenden Verbundstudiengang AI Engineering (mit der Uni Magdeburg und den anderen HAW in Sachsen-Anhalt) einzubringen. „Dadurch wird die gute Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen im Land auf dem zukunftsweisenden Fachgebiet der künstlichen Intelligenz durch einen starken Industriepartner noch weitergesteigert und ein Gesamtattraktivität des Hochschulstandorts Magdeburg wie auch der Region Sachsen-Anhalt nachhaltig gestärkt", sagt die Rektorin.
Bernard Capraro am 7. Februar 2023 zu Besuch auf dem Campus