Leitung von Kindertageseinrichtungen – Kindheitspädagogik. Ein Interview

Studiengangsleiter Prof. Dr. Thomas Kliche (Mitte) mit den Studierenden Michael Richter und Lisa Buhtz. Foto: Matthias Piekacz

Der Studiengang Leitung von Kindertageseinrichtungen – Kindheitspädagogik bginnt jeweils zum Sommersemester. Derzeit läuft die Bewerbungsphase. Im Interview erklärt Stduiengangsleiter Prof. Dr. Thomas Kliche einige Hintergründe.

Warum gibt es den Studiengang „Leitung von Kindertageseinrichtungen – Kindheitspädagogik“?

Weil die Kitas, die Horte immer auch dabei, eine Schlüsselstelle für den Lebenserfolg der Kinder und Familien sind. Frühe Bildung bringt der Gesellschaft hohe soziale Rendite. Die Studienlage zeigt höhere Bildungsabschlüsse, damit höheres Lebenseinkommen und Steueraufkommen, bessere Gesundheit über Jahrzehnte, Berufsintegration der Mütter, sogar weniger Kriminalität und Sucht. Das alles leisten Kitas – wenn sie gut gemacht sind. In den letzten Jahren sind wichtige Aufgaben in die Kitas gedrückt worden, ohne am Personal etwas zu ändern, etwa Inklusion, Integration oder Sozialraumarbeit. Da müssen die Fachkräfte schon richtig Ahnung haben.

Es ist ein „berufsintegrierendes Vollzeitstudium“, was bedeutet das?

Wir beziehen die Berufspraxis der Studis als Lernort ins Studium ein. Damit bleibt der Arbeitsumfang machbar. Unsere Studis sind ohnehin echt tapfer, die wuppen die Dreifachaufgabe Arbeiten, Studieren, Familie. Aber das ist auch eine tragende Qualifikationsform: Viele Erarbeitungen aus dem Studium sind direkt für die Kita verwertbar, etwa durch Anwendungsbeispiele, Projekte oder Kollegialfortbildungen.

Gibt es Nachweise für die Erhöhung der Qualität in der Arbeit mit den Kindern?

Ja. Es gibt internationale und deutsche Studien. Wir können nicht garantieren, um wie viel Prozent ein akademischer Abschluss eine Kita verbessert. Das wäre sinnlos, weil Kitas viel schwieriger zu steuern sind als etwa ein großer Konzern mit viel Geld und Machtgefälle. Aber die Kita-Leitung hat Einfluss, sie kann viel verändern, etwa das Zusammenwirken mit Eltern oder Gemeinde, die Motivation im Team, die Angebote für die Kinder, anregende Gestaltung von Räumen oder Außengelände und vieles andere.

Es fehlt an Fachkräften. Haben Sie Empfehlungen, wie dem beizukommen ist?

Ja, in den nächsten Jahren geht eine ganze Generation, von deren solider Ausbildung in der DDR die ostdeutschen Kitas bis heute profitieren. Höhere Gehälter würden Kitas sicher attraktiver machen. Aber das große Geld fließt woanders, für die Kita sind Sinnerleben und der Erhalt von Arbeitsfähigkeit, Motivation und Idealismus entscheidend. Dafür brauchen wir Gesundheitsmanagement, aber auch einen besseren Personalschlüssel. Wir müssen Wege für geeignete Quereinsteiger ebnen und dafür die Fachkräfte und Leitungen qualifizieren, etwa in Anleitung und Supervision am Arbeitsplatz. Und die Kita-Leitungen in Sachsen-Anhalt brauchen klar mehr Mitsprache bei Personalauswahl und Personalleitung, das darf nicht der Träger am Grünen Tisch machen.

Hat gut ausgebildetes Leitungspersonal – etwa aus dem Studiengang – auch die Arbeitsbedingungen besser im Blick? Wird so die Fluktuation verringert?

Studium ist kein Allheilmittel. Es menschelt in Kitas überall. Und übertarifliche Zahlungen in westdeutschen Kitas locken viele Nachwuchskräfte außer Landes. Aber wir bereiten die Leitungen auf die Allparteilichkeit vor, die sie brauchen: Kinder, Eltern, Fachkräfte, pädagogische Qualität und Träger im Blick behalten. Die Rückmeldungen zeigen: Die Studis erleben ihr Studium als persönliches und fachliches Wachstum. Alles, was eine Leitung tun kann, das lernen sie bei uns kennen. Was dann funktioniert, hängt von vielen Dingen ab. Aber über die Jahre können sie ihre Organisationskultur mit Geduld und Fachkompetenz nachhaltig entwickeln.

Welche Beispiele für Berufsaufstiege der Ehemaligen kennen Sie?

Viele: Leitungsposition, Verantwortung für eine größere Kita, Fortbildungs- und Supervisionsaufgaben, Fachberatung, Kinderschutzexpertin, Qualitätsentwicklung, Bereichsleitung beim Träger, Lehrkraft in der Berufsschule. Es ist vielfältig.
Die Fragen stellte Norbert Doktor.


Zusatzinformationen


Bachelor-Studiengang Leitung von Kindertageseinrichtungen – Kindheitspädagogik
Sechs Semester, berufsbegleitend und berufsintegrierend
Besondere Voraussetzungen: u.a. mindestens 18-monatige Berufstätigkeit in einer Kindertageseinrichtung als pädagogische Fachkraft.

Infoveranstaltungen
jeweils von 18 bis 19.30 Uhr
am Dienstag, 30.11.2021, Freitag, 10.12.2021 und Dienstag, 11.1.2022

über Aufbau, Anforderungen, Berufsfelder, Zielsetzung, Zugangsvoraussetzungen, Auswahlverfahren, Lehrtermine, Kosten des Studiums etc. per Videokonferenz (Zoom)

Schnupperstudium

am 4.12.2021 von 10.30 bis 15 Uhr

Kennenlernen der Hochschule, Lehrende, Studierende und Teilnahmemöglichkeit an zwei Lehrveranstaltung zu „Forschen mit Kindern“ und „Führungsstrategien“ per Videokonferenz (Zoom)

Anmeldung
Bitte für alle Veranstaltungen bei Hertha Schnurrer: hertha.schnurrer@h2.de 
Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos.




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Pressesprecher Norbert Doktor

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Norbert Doktor

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