Niedrigwasser als wirtschaftliche Herausforderung

Lukas Folkens beschreibt die Auswirkungen von Niedrigwasser im Einzugsgebiet von Fließgewässern. Foto: Matthias Piekacz

Im Projekt DryRivers wird an der Hochschule Magdeburg-Stendal an den ökologischen und ökonomischen Konsequenzen von Niedrigwasserereignissen geforscht.


Europas Flüsse leiden unter Wassermangel. In den trockenen Sommermonaten der Jahre 2018 und 2019 wurden neue Niedrigwasserrekorde in vielen europäischen Fließgewässern gemessen. Die resultierende und wachsende Problematik in Flüssen und Gewässern erzeugt weitreichende ökologische sowie ökonomische Konsequenzen.

Das Forschungsprojekt DryRivers an der Hochschule Magdeburg-Stendal verfolgt daher das Ziel, die Wasserstände auf Basis aktueller klimatischer Verhältnisse zu berechnen, die unterschiedlichen Folgen von Niedrigwasser zu analysieren und effektive Maßnahmen für ein zukunftsfähiges Niedrigwasserrisikomanagement zu identifizieren. Die Hochschule Magdeburg-Stendal kooperiert in diesem Projekt mit der RWTH Aachen, dem Umweltbüro Essen und dem Unternehmen LimnoPlan, das Fischbestandserfassungen und Gewässeruntersuchungen durchführt. Als Testgebiete dienen ein Teil der Elbe und die Selke in Sachsen-Anhalt sowie die Rur in Nordrhein-Westfalen. Die Auswahl dieser Gebiete ermöglicht es, unterschiedliche hydrologische Bedingungen zu berücksichtigen.

Lukas Folkens, Promovend an der Hochschule Magdeburg-Stendal, widmet sich im DryRivers-Projekt insbesondere der Analyse der sozioökonomischen Auswirkungen von Niedrigwasser. Der Klimawandel und menschliche Eingriffe durch Agrarwirtschaft, Industrieentwicklung und Bevölkerungsanstieg stellen die primären Gründe für die Zunahme von Niedrigwasserereignissen dar. Zahlreiche Branchen der Wirtschaft, einschließlich Schifffahrt, Land- und Forstwirtschaft, Energieerzeugung und Tourismus sind von dieser Entwicklung betroffen. Zur Analyse der Auswirkungen werden Modelle genutzt, die die Interaktionen zwischen Umweltfaktoren berücksichtigen, um die komplexen Beziehungen zwischen Ursachen, direkten und indirekten Effekten sowie möglichen Anpassungsstrategien und Reaktionen zu erforschen. Durch diesen methodischen Ansatz ist es möglich, ein detailliertes Verständnis der vielfältigen Auswirkungen von Niedrigwasserereignissen zu erlangen und eine solide Basis für die Erstellung einer Schadenskosten-Datenbank zu schaffen. Diese Datenbank wird in Zukunft genutzt, um wirtschaftliche Verluste durch Niedrigwasser genau zu beziffern und Entscheidungsträgern wichtige Informationen für die Entwicklung effektiver Gegenmaßnahmen bereitzustellen. Durch die Erzeugung synthetischer, langjähriger Zeitreihen von Wetter-, Regen- und Temperaturdaten im Einzugsgebiet können mögliche Zukunftsszenarien für Wasserstände berechnet und die vielfältigen Auswirkungen von Niedrigwasser untersucht werden. Zusätzlich wird ein Fokus auf die Einschätzung von Risikofaktoren für den gegenwärtigen Zustand des Einzugsbereichs gelegt, einschließlich der möglichen jährlichen Schäden. In einem Forschungsfilm, der auf der Webseite der Hochschule verfügbar ist, führt Lukas Folkens durch die Kernpunkte seines Forschungsthemas.

DryRivers steht exemplarisch für die Notwendigkeit, wissenschaftliche Forschung und praktische Anwendungen zu verknüpfen, um für aktuelle und zukünftige Umweltherausforderungen effektive Lösungen zu entwickeln. Das Forschungsprojekt beleuchtet nicht nur die drängenden Fragen des Niedrigwasserrisikomanagements, sondern trägt auch zur Sensibilisierung für die ökologischen und wirtschaftlicher Auswirkungen dieser Ereignisse bei. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie schafft das Projekt eine wichtige Grundlage für die Entwicklung nachhaltiger Strategien zur Bewältigung von Niedrigwasserereignissen und zur Anpassung an die sich verändernden klimatischen Bedingungen in Europa.
Text: Lion Jüttner

Weitere Informationen zum Projekt DryRivers
wax-dryrivers.h2.de

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