Partnerschaften mit der Industrie etablieren

Prof. Dr.-Ing. Sebastian von Enzberg erklärt Lion Jüttner grundlegende Konzepte der KI mit programmierbarem Elegoo-Roboter. Foto: Matthias Piekacz

Dr.-Ing. Sebastian von Enzberg, Professor für Künstliche Intelligenz (KI) und Technische Informatik an der Hochschule Magdeburg-Stendal, spricht im Interview über seinen Weg zur Professur und die Entwicklung eines KI-Kompetenzzentrums.


Wie sind Sie Professor für Künstliche Intelligenz geworden?

von Enzberg: Ich habe mich schon in der Schulzeit für Informatik und das Programmieren begeistert und konnte in Vertiefungsfächern im Studium der Elektrotechnik Künstliche Neuronale Netze entwickeln oder Sprach- und Bildverarbeitung umsetzen. Mein Interesse an einer Professur entstand während meiner Zeit als Gruppenleiter beim Fraunhofer-Institut. Dort entdeckte ich meine Leidenschaft für die anwendungsbezogene wissenschaftliche Arbeit und für die Betreuung von Masteranden und Doktoranden. Die Idee, Professor zu werden, reifte also über die Jahre, und die Stelle hier an der Hochschule Magdeburg-Stendal passte perfekt zu meinen Vorstellungen.

Sie leiten das Projekt ZAKKI. Worum geht es in diesem Projekt?

ZAKKI steht für „Zentrale Anlaufstelle für Innovatives Lehren und Lernen interdisziplinärer Kompetenzen der KI“ und ist ein Projekt, das sich an Lehrende und Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen richtet. Unser Ziel ist es, Grundlagen und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz zu vermitteln und dabei die spezifischen Bedürfnisse und Perspektiven der verschiedenen Studienrichtungen zu berücksichtigen. Interdisziplinarität ist im Bereich der KI von entscheidender Bedeutung. Die Integration von Perspektiven aus den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften führt zu einer umfassenderen und verantwortungsvolleren Entwicklung von KI-Systemen. Gleichzeitig tritt KI immer mehr in unseren Alltag und beeinflusst auch die vermeintlich nicht-technische Arbeiten. Neben dem grundlegenden technischen Verständnis sind kritisches Denken und Problemlösungskompetenzen essentiell. Wir fördern daher den Austausch zwischen verschiedenen Fachbereichen.

Was sind Ihre Ziele an der Hochschule?

Mein Hauptziel ist es, die Studierenden für die Möglichkeiten und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz zu begeistern und sie darauf vorzubereiten, in diesem Bereich gestaltende und führende Rollen einzunehmen. Ich möchte ein Umfeld schaffen, in dem Innovation und interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert werden. Den Studierenden soll nicht nur theoretisches Wissen vermittelt werden, sie sollen auch praktische Einblicke in die Industrie erhalten. Das hilft, die Relevanz der Forschung besser zu verstehen und bereitet auf reale Herausforderungen vor. Ich möchte eine Brücke zwischen Theorie und Praxis bauen und Partnerschaften mit der Industrie etablieren. Das kann Praktika, Gastvorträge von Branchenexperten oder gemeinsame Forschungsprojekte umfassen. Solche Kooperationen bieten den Studierenden wertvolle Einblicke und bereiten sie besser auf ihre berufliche Zukunft vor.

Welche Herausforderungen bestehen in der Lehre und Forschung durch KI?

Eine der größten Herausforderungen für die Lehre ist die Schnelllebigkeit des Feldes. KI entwickelt sich rasant, deshalb muss das Lehrmaterial einerseits aktuell bleiben – andererseits muss man einen klaren Blick dafür haben, welche Grundfertigkeiten auch in Zukunft relevant bleiben. Meine Forschung widmet sich nicht nur der Anwendung von KI, sondern dem Entwicklungsprozess hin zu neuen KI-Anwendungen. Viele Unternehmen stehen vor der Frage: Wann und wo ist der Einsatz von KI sinnvoll? Wie lässt sie sich in bestehende Systeme integrieren? Die Didaktik der KI spielt dabei eine zentrale Rolle und wird selbst zum wichtigen Forschungsgegenstand. Zudem ist es wichtig, ein fundiertes Verständnis der ethischen Implikationen zu vermitteln. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Studierenden nicht nur technisch versiert sind, sondern auch die sozialen und ethischen Aspekte ihrer Arbeit verstehen, um diese Technologien verantwortungsvoll zu entwickeln.

Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung von KI ein?

KI hat das Potenzial, viele Bereiche grundlegend zu verändern. In der Bildung ermöglicht sie zunehmend individualisiertes Lernen und in der Industrie kann sie zu effizienteren und intelligenteren Prozessen führen. Gleichzeitig ist KI immer nur ein Werkzeug, das sinnvoll und bewusst eingesetzt werden muss. Wir müssen daher Aufklärungsarbeit leisten und vor allem den reflektierten Einsatz von KI fördern. Ich wünsche mir, dass die akademische Welt eine führende Rolle in der verantwortungsvollen Entwicklung und Anwendung von KI einnimmt.



Das Gespräch führte Lion Jüttner.

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