Smarte Mülltrennung in Magdeburg

Prof. Dr. Gilian Gerke (links) und Helen Winkel neben einem der vielen Müllbehälter, die auf dem Campus der Hochschule zur Verfügung stehen. Foto: Matthias Piekacz
Gehören Speisereste in den Bio- oder Restmüll, der Pizzakarton in die Papiertonne? Das EFRE-Projekt Smart Technologies for Recycling and Sustainable Handling an der Hochschule Magdeburg-Stendal nimmt sich dieses Problems für die Region Magdeburg an.
Gehören Speisereste in den Bio- oder Restmüll? Und ist der dreckige Pizzakarton ein Fall für die Papiertonne? Noch immer herrschen Unklarheiten bei der korrekten Mülltrennung. Was für Privatpersonen eine kurze Entscheidung ist, wird für Müllabfuhren und Verwertungsanlagen später zum Problem. Ein achtlos weggeworfenes Material kann schnell zu Schäden in den Maschinen führen. Laut Erkenntnissen des Umweltbundesamtes landen oft noch 20 bis 40 Prozent Restmüll in der gelben Tonne oder dem gelben Sack. Das erschwert auch Recyclingprozesse in den Anlagen.
Das aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderte Projekt Smart Technologies for Recycling and Sustainable Handling (Smart-TRASH) der Hochschule Magdeburg-Stendal nimmt sich dieses Problems für die Region Magdeburg an. Unter der Leitung von Professorin Dr.-Ing. Gilian Gerke will das zwölfköpfige Team nicht nur die Bevölkerung für Mülltrennung sensibilisieren, sondern mithilfe von KI und Robotiksensoren bei der Feststellung von Störstoffen in Anlagen und bei der Aufklärung unterstützen.
„Nach Gesprächen mit der Stadt Magdeburg haben wir festgestellt, dass Mülltrennung teils ein großes Problem ist. Es gibt Hotspots, wo es überhaupt nicht funktioniert und das führt zu höheren Kosten. Für die Stadt und somit auch die Bewohner:innen“, so Gerke. Sie ist seit 2012 Professorin am Fachbereich Wasser, Umwelt, Sicherheit der Hochschule und deckt die Bereiche Ressourcenwirtschaft, nationale und internationale Abfallwirtschaft, Nachhaltigkeit sowie Recycling von Kunststoffen ab. Das Projekt umfasse drei Ansätze zur Verbesserung der Abfallwirtschaft: Mithilfe von elektromagnetische Untersuchungsmethoden sollen Störstoffe in Bioabfällen erkannt und so die Qualität für eine spätere Kompostierung oder Vergärung gesteigert werden. Robotergestützte Aufklärung sensibilisiert die Bürgerinnen und Bürger für das komplexe Thema Mülltrennung. Letztlich sollen smarte Abfallbehälter die Entsorgung und Sauberkeit im öffentlichen Raum durch datenbasierte Standortanpassungen optimieren.
Das Projekt startete letzten Herbst und momentan konzentriert sich das Forschungsteam auf den Ist-Zustand der Wissenschaft. Welche Theorien gibt es schon, die sie für ihr Vorhaben nutzen können? Müssen sie eigene KI trainieren oder können sie auf bereits bestehende zurückgreifen? Im Bereich der Abfallwirtschaft gibt es bisher wenig Vergleichsprojekte. Um die drei Ansätze bestmöglich umzusetzen, haben sie das Team aufgeteilt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Helen Winkel befasst sich beispielsweise mit der Problematik von wilden Ablagerungen im öffentlichen Raum und der Minimierung dieser. Um einen ersten Überblick über abfallbedingte Probleme in Magdeburger Parks zu erhalten, hatte sie eine besondere Idee: „Ich habe die Google-Bewertungen und Rezensionen durchgesehen. Vor allem wiederkehrende Beschwerden haben wertvolle Hinweise auf bestehende Herausforderungen, wie etwa unzureichende Mülleimer, liegengebliebener Müll oder Verschmutzungen nach Partys gegeben“, erklärt Winkel.
Für eine funktionierende Abfallwirtschaft gibt es drei Säulen: Gesetze und Kontrollen, Infrastruktur und Umweltbildung. Das Projekt Smart-Trash greift diese auf und möchte so eine Brücke zwischen Industrie und Bevölkerung schaffen. Verantwortlich für eine Verbesserung sind beide Akteure. „Ich kann die beste Technik haben, aber wenn die Menschen nicht mitmachen, bringt sie mir nichts“, resümiert Gerke.
(Text: Leonie Deubig)
Zahlen und Fakten
Laufzeit: 1.1.2024 – 31.12.2027
Gesamtförderung: 1.367.855,62 €
EFRE-Mittel : 820.713,38€
Landesmittel : 547.142.713,24€
Der passende Studiengang heißt Recycling, Umwelt und Nachhaltigkeit.