Was heißt es, „gesund“ zu sein? Kateryna Fuks im Interview
Prof. Dr. Kateryna Fuks auf dem winterlichen Campus vor dem Gebäude des Fachbereichs Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien. Foto: Matthias Piekacz
Klimawandel, Infektionskrankheiten und der demografische Wandel sind nur ein paar der Herausforderungen, die unserer Gesundheit nicht guttun. Damit beschäftig sich Umweltepidemiologin Prof. Dr. Kateryna Fuks, die seit etwas mehr als einem Jahr als Professorin für Umwelt und Gesundheit an der Hochschule Magdeburg-Stendal lehrt.
Wie sind Sie zur Hochschule Magdeburg-Stendal gekommen?
Es war seit längerer Zeit ein Traum, mich der Lehre zu widmen und gleichzeitig meine Schwerpunkte und Leidenschaften zu kombinieren. Ich finde das Thema Umwelt sehr faszinierend – der Einfluss der Umwelt auf den Menschen, aber auch die Rückkopplung, wie wir unsere Umwelt beeinflussen. Gleichzeitig finde ich es interessant zu erfahren, was uns gesund oder auch krank macht. Daher war das für mich sehr motivierend und inspirierend, als ich diese Stellenausschreibung gesehen habe. Es ist eine einzigartige Kombination – Umwelt und Gesundheit und ich habe schnell entschieden, mich zu bewerben.
Was fasziniert Sie am Thema Gesundheit?
Ich finde die bekannte Definition für Gesundheit der WHO sehr inspirierend. Dass man die Gesundheit nicht als binären Zustand – ja oder nein, gesund oder krank betrachtet, sondern als Kontinuum. Theoretisch können wir unseren Gesundheitszustand immer verbessern und wenn wir krank sind, gibt es diesen Spielraum, in dem man immer noch eine Verbesserung schaffen kann. Das fasziniert mich. Und gleichzeitig, da ich keine Ärztin bin, kann ich nicht die Gesundheit des Individuums beeinflussen. Ich kann aber Muster auf der Bevölkerungsebene beobachten und daraus etwas lernen.
Was bedeutet „gesund sein“ für Sie?
Kleine Selbstkritik an dieser Stelle (lacht): Meine aktuelle Lebensform ist nicht etwas, das ich als absolut gesund beurteilen würde. Gesund zu sein bedeutet tatsächlich, sich gut zu fühlen. Sowohl körperlich als auch geistig. Vielleicht auch in der Lage zu sein, kurzzeitige Verschlechterungen als temporär zu betrachten. Optimismus gehört dazu. Gesund zu sein bedeutet für mich, dass ich in der Lage bin, die für mich wichtigsten Dinge zu meistern und das ist meine Familie und mein Beruf.
Wo sehen Sie heutzutage die größten Herausforderungen?
Zum einen sind wir dank Corona erneut auf das Thema Infektionskrankheiten angewiesen. Durch den großen Erfolgseinbruch von Antibiotika und Impfungen haben wir Infektionen und Pandemien vielleicht nicht immer als wahres Risiko wahrgenommen. Aus meiner Sicht werden wir auch in absehbarer Zukunft immer wieder mit Infektionskrankheiten zu tun haben. Aber auch nicht übertragbare Krankheiten sind und werden ein großes Thema sein.
Es ist kein Geheimnis, dass unsere Lebensführung – wenig Bewegung, Überschuss an Nahrung, Stress, die Entwicklung von Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen begünstigt. Auch der demografische Wandel betrifft unsere Region. Natürlich ändert sich die Verteilung und Muster der Krankheiten. Im höheren Alter hat man zum Beispiel häufiger mit dem Thema Krebs zu tun und mit anderen Erkrankungen, die im jungen Alter gar nicht oder selten auftreten.
Die dritte Herausforderung, die ich nennen würde, ist der Klimawandel. Dass wir mehr und häufiger mit erhöhten Temperaturen im Sommer, Hitzetagen und Hitzewellen zu tun haben werden, was sich ungünstig auf die Gesundheit auswirkt. Es gibt viele andere Auswirkungen des Klimawandels, wie zum Beispiel Überschwemmungen, also kurzfristige katastrophale Ereignisse. Und was man nicht vergessen darf, höhere Temperaturen begünstigen auch häufigeres Auftreten von manchen Infektionskrankheiten.
Wie gesund ist unser Hochschulcampus?
Ich sehe viele positive Merkmale. Man kann immer etwas verbessern, aber irgendwann ist es nicht mehr möglich auf der Ebene der Hochschule. Wir haben vielfältige Möglichkeiten für Bewegung auf dem Campus und auch ein breites Sportangebot. Wir haben mehrere Orte, an denen man sich Trinkwasser holen kann. Auch die Mensa legt großen Wert auf ein ausgewogenes Ernährungsangebot. Ich denke, dass wir im Großen und Ganzen gut ausgestattet sind. Auch auf Hinsicht der Umwelt. Grüne Flächen in unserer Umgebung tun uns Menschen gut. Zum einen ist das Kontakt zur Natur, zum anderen Aufforderung für Bewegung. Und das gilt insbesondere für Bäume. Es ist wichtig, dass man aus seinem Fenster Bäume sieht. Das ist hier auf dem Campus aus mehreren Auditoren möglich, deshalb sehe ich das sehr positiv.
Das Interview führte Johanna Pichler.