Wie divers sind Sachsen-Anhalts Medienanstalten?

Journalismus-Student Hassan Hassan Rascho im Hörfunkstudio der Hochschule in Magdeburg. Foto: Leonie Deubig

Wie sind Sie zu dem Thema gekommen?
Hassan Hassan Rascho:
 Ich bin gebürtiger Iraker und kam 2009 mit meiner Familie nach Deutschland, daher habe ich mich bereits privat für das Thema interessiert. In Sachsen-Anhalt gab es diesbezüglich auch noch keine Forschung. Journalismus hat in einer Demokratie eine sehr wichtige Rolle und im besten Fall sollten Medien ein Spiegelbild der Gesellschaft sein. 



Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Anfangs habe ich mir das Mediensystem in der Bundesrepublik Deutschland, der ehemaligen DDR und Sachsen-Anhalt angeschaut und Begriffe erläutert. Damit hatte ich die Basis, die Faktoren wie Zuzugszahlen in Sachsen-Anhalt und den Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund verständlicher macht. Schwieriger war es, Interviewpartner in den Medienhäusern zu finden. Letztlich habe ich drei qualitative Interviews mit männlichen Journalisten basierend auf einem Fragebogen führen können. 



Worauf haben Sie bei den Interviews geachtet?
Ein qualitativer Fragebogen zeichnet sich durch seine offen gestellten Fragen aus. Meine Interviewpartner hatten viel Raum, ihre Gedanken und Erlebnisse zu teilen. Die Hauptthemen waren Diversität in den Medien in Sachsen-Anhalt, der Zugang zu dem Beruf und ob es mögliche Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung in den Redaktionen gab.

Wie würden Sie die Ergebnisse zusammenfassen?

Bei dem Thema Diversität empfanden alle eine Unterrepräsentation von Journalisten mit Migrationshintergrund in Sachsen-Anhalt. Ein Interviewpartner sagte aber, dass die Redaktionen nur so divers sein können, wie ihr Bundesland ist. Das ist in Sachsen-Anhalt mit 8,29 % bereits schwieriger als in Bremen mit 39,19 %. Ein anderer sagte, dass es selbstverständlich sein sollte, Menschen mit Migrationshintergrund im Fernsehen zu sehen. Viele würden sich gar nicht erst bewerben, weil es keine vergleichbaren Menschen in der Öffentlichkeit gibt, die als Vorbild dienen. Interessant war auch, dass ein Interviewpartner eine Quote in den Redaktionen als hilfreich empfinden würde. Es gäbe genug qualitative Journalisten mit Migrationshintergrund und so könnte Diversität gewährleistet werden. Allerdings sehen alle einen Aufwärtstrend. Dieser verlaufe wohl schleppend, aber immerhin.



Gab es Antworten, die Sie überrascht haben? 



Nicht unbedingt überrascht, aber trotzdem erschreckend. Alle Interviewpartner haben außerhalb von den Redaktionen bereits Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Ein Interviewpartner sagte, dass oft ein generelles Misstrauen der Presse gegenüber in Ostdeutschland herrscht. Daher werde er als doppeltes Feindbild wahrgenommen. Zum einen arbeitet er für die Medien und zum anderen hat er einen erkennbaren Migrationshintergrund. 



Wie lautet Ihr Fazit zu der Bachelorarbeit? 



Insgesamt hätte ich mir mehr Interviews gewünscht, um ein breiteres Meinungsbild einholen zu können. Spannend war, dass sich trotz des gleichen Leitfadens, jedes Gespräch unterschiedlich entwickelt hat. Gerade bei Arbeiten wie dieser, die aufgrund der Suche nach den Interviewpartnern länger dauerte, muss man ein Thema bearbeiten, bei dem man Spaß hat. Und den hatte ich. 



Und wie geht es für Sie jetzt weiter?



Nachdem ich meinen Bachelor erfolgreich abgeschlossen habe, werde ich auch meinen Master in Journalismus mit dem Schwerpunkt Gesundheit- und Sozialpolitik an der Hochschule Magdeburg-Stendal absolvieren. Stand jetzt würde ich gerne zum Fernsehen. Im Master möchte ich aber auch andere Bereiche des Journalismus anschauen.
Die Fragen stellte Leonie Deubig.

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