Mats-Milan Müller - Betriebswirtschaftslehre

Foto Mats Müller
(Foto: privat)

Mats-Milan Müller studierte in Stendal Betriebswirtschaftslehre und stieg noch vor seinem Abschluss 2017 zum Bachelor of Science bei einem lokalen Industrieunternehmen ein. Schon im Studium lernte er seine Frau kennen und bekam einen Sohn. Der heute 30-jährige trägt inzwischen die Verantwortung für eine Marketing-Abteilung bei einem Stendaler Software-Startup.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal, und im Speziellen für den Studiengang Betriebswirtschaftslehre entschieden?

Ehrlich gesagt hatte ich bis zum Abschluss meines Abiturs nicht die leiseste Ahnung, was ich danach studieren wollte. Ich habe mich schon immer für fremde Kulturen interessiert und wollte daher nach dem Abi erst einmal ein wenig jobben. Am besten im Ausland. Also bewarb ich mich im Juni für eine Stelle als Animateur und wurde bereits Anfang Juli von TUI nach Hannover zum Bewerbungsgespräch geladen. Alles lief super und ich wurde für die restliche Saison angenommen. Schon im August ging es los und ich flog mit einer ebenfalls frisch angenommenen Kollegin auf die Insel Gran Canaria in ein 4-Sterne Best-Family Resort. Schon nach zehn Tagen fiel ein Kollege auf Rhodos aus und so packte ich wieder meine Sachen und flog über Düsseldorf nach Griechenland.

Ich habe schon früher gerne Dinge organisiert. Das Leiten eines eigenen Sportkurses machte mir dabei genauso Spaß, wie das Organisieren der Abi-Partys oder anderer Veranstaltungen. Mich faszinieren große Marken und Unternehmen, was durch die Arbeit bei dem Reiseveranstalter TUI noch einmal inspiriert wurde. So fing ich an, aus dem Ausland heraus nach einem Studium für Management zu suchen - der klassischen Betriebswirtschaftslehre.

Zu dem Zeitpunkt war ich aber bereits sehr spät dran. Die meisten Hochschulen hatten ihre Ausschreibung schon geschlossen und so fand ich recht schnell die Hochschule Magdeburg-Stendal als eine von drei verbliebenen Möglichkeiten. Die Entscheidung für diese Uni fiel mir dann sehr leicht. Ich bin gebürtiger Lüneburger und mit dem Zug brauchte ich lediglich 1 Stunde 30 Minuten zum Standort für Wirtschaftswissenschaften in Stendal. Ich mochte zwar meine frisch gewonnene Freiheit, wollte aber gleichzeitig nicht vollkommen von Heimatstadt und Familie abgeschnitten sein. Gerade in der Anfangszeit habe ich diesen Vorteil noch viele Wochenenden genutzt.

Was haben Sie aus Ihrer Studienzeit mitgenommen?

Ich denke am meisten hat mir das Studium dabei geholfen, herauszufinden, was mir wirklich Spaß macht. Marketing. Ich fand Werbung schon vorher spannend aber im Grundstudium lernt man nur die absoluten Basics und nach dem ersten Seminar „Marketingkonzept“ war mir klar – ich wollte viel mehr über diesen speziellen Bereich wissen. Das Marketing gleichermaßen Elemente aus Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsmathe, Internationalem Management und vielen weiteren Teilbereichen besteht, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Heute bin ich sehr froh, dass mir das BWL-Studium zumindest von allem ein gewisses Grundverständnis eingebracht hat. Wenn man online Werbung schalten und Kunden erreichen will, kann die DSGVO ein richtig fieses Thema werden…

Hat das Studium Sie auch menschlich geprägt?

Auf jeden Fall! Natürlich ist da anfangs die Unabhängigkeit zum Elternhaus. Endlich auf eigenen Beinen stehen, sein eigener Herr sein. All die Annehmlichkeiten einer eigenen, kleinen Studentenwohnung – die Mieten in Stendal sind ein Witz verglichen zum Großraum Hamburg. Ausschlafen, aufräumen nur wenn man selber es will… aber natürlich auch Verantwortung. Auch in Stendal habe ich mir zügig wieder einen Job gesucht, um meine Wohnung und Freizeitaktivitäten zu finanzieren. Eigenverantwortliches Lernen ist wundervoll aber je nach Charakter braucht man schon hin und wieder einen leichten Knuff, um sich wieder zu fokussieren.

In Lüneburg habe ich hochklassig Volleyball gespielt. Das Thema war mit dem Umzug erst einmal passé, aber ich habe mir möglichst schnell den Volleyball-Kurs der Hochschule herausgesucht und bin hingegangen. Hierdurch war die Kontaktaufnahme auch zu anderen Matrikeln und Studiengängen super einfach, denn ich wurde herzlich aufgenommen. Wer hätte ahnen können, dass ich heute mit der damaligen Übungsleiterin verheiratet bin und wir zwei Kindern haben… so etwas prägt menschlich.

 

Würden Sie zurückblickend auch einige Dinge anders gestalten? Und wenn ja, welche?

Ich denke ich würde überhaupt nichts ändern wollen. Ich habe 2011 angefangen zu studieren und bin im Winter 2012 mit meiner Frau zusammengekommen. Unser Sohn ist im Winter 2013 geboren und wir waren beide zu dem Zeitpunkt noch Vollzeit-Studenten – ich mit einem Nebenjob in der Hochschulbibliothek und später im Stendaler Kino. Wir hatten kaum Geld und mussten nebenbei unser Lernpensum schaffen. Die Prüfungsphasen waren jedes Mal eine echte Herausforderung für unsere kleine Familie. Trotzdem haben wir es irgendwie gepackt und diese Erfahrung würde ich nicht missen wollen.

Gibt es aus Ihrer Studienzeit auch eine kleine Anekdote, die Sie uns erzählen möchten?

Wie bereits erwähnt, bin ich irgendwie mit der Übungsleiterin des Volleyballkurses zusammengekommen. Als meine Frau dann mit unserem Sohn schwanger war, übernahm ich kurzerhand den Kurs und führen ihn noch heute. Nennt man das eine freundliche Übernahme?

Wie verlief Ihr Einstieg ins Berufsleben und wo kann man Sie beruflich derzeitig antreffen?

Wegen unseres Sohnes und meiner Nebenerwerbstätigkeit konnte ich das vorgesehene Auslandspraktikum leider nicht antreten – und das obwohl ich ja einen Faible für fremde Kulturen hatte. Auf Antrag beim Prüfungsausschuss durfte ich aber mein Praktikum in Deutschland mit internationalem Bezug machen. Die Stelle wurde mir von unserem Studiendekan Herr Prof. Velsen-Zerweck vermittelt, der ein Stendaler Metallbau-Unternehmen kannte, dass sich für Auslandsmärkte interessierte. Noch heute bin ich ihm unendlich dankbar für diesen Tipp. Nach dem drei-monatigen Praktikum, in dem ich unheimlich viel lernen und machen durfte, wurde mir von dem Geschäftsführer eine unbefristete Stelle als Marketing-Verantwortlicher in Aussicht gestellt. Ohne Frage genau das, was ich machen wollte. Ich konnte nicht nur im Bereich Marketing arbeiten, sondern durfte mich weitestgehend selbst ausprobieren und eine bis dahin nicht vorhandene Abteilung aufbauen. Anspruchsvoll, ja. Aber auch superspannend. Nach drei Jahren wurde ich von einem neu gegründeten Software-Startup ge-headhunted und erhielt hier die Chance erneut eine Abteilung aufzubauen. Mittlerweile besteht mein Team aus fünf Mitarbeitern und wir fangen gerade erst an…

Können Sie unseren zukünftigen Absolventinnen und Absolventen einen Rat mit auf den Weg geben?

Schaut über den Tellerrand! Bis zu meinem Praktikum, nein eigentlich sogar noch darüber hinaus, war mir nicht klar, wie viele unglaublich interessante Unternehmen es in Stendal gibt. Als Student der Betriebswirtschaftslehre an einer Hochschule sollte man sehr praxisorientiert das Management von Unternehmen lernen. Aber auf meinem täglichen Weg zur Uni bekam ich natürlich immer nur Bäcker, Friseure oder Blumenläden zu Gesicht. Sachsen-Anhalt und auch insbesondere die Altmark (nördliches Sachsen-Anhalt) verfügen über eine Vielzahl an Hidden-Champions. Also hoch spezialisierte Unternehmen, die komplexe und spannende Produkte herstellen, von denen aber kein Schwein jemals gehört hat.

Als Student, der auch noch aus einem anderen Bundesland hierherzieht, weiß man so etwas einfach nicht. Und auch bei der Wahl des Praktikumsplatzes haben sich viele meiner Kommilitonen in ihrer Heimat eine Stelle gesucht. Weil sie sich dort eben auskannten.

Also; Schaut euch um. Fragt nach. Wir haben sogar ein Büro für regionale Zusammenarbeit. Hierbei ist natürlich wichtig, dass ihr eine gewisse Vorstellung davon habt, was ihr wollt. Also welche Erfahrungen ihr machen wollt oder in welches Berufsumfeld ihr einsteigen wollt. Ich wette, es gibt hier ein Unternehmen, das euren Ansprüchen gerecht wird. Durch die regionale Nähe der Altmärker zueinander ist dann die Vermittlung oder jemand zu finden, der einen empfehlen kann, ein Kinderspiel.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren damaligen KommilitonInnen?

Zu einigen ja. Da ich aber im Marketing auch unsere Social-Media-Kanäle verantworte, sehe ich natürlich, wo es meine ehemaligen Studienkollegen hinverschlagen hat. Falls ich mal Rat aus einem mir fremden Fachbereich der BWL benötige, finde ich immer einen Kommilitonen, der mir weiterhelfen kann.

Würden Sie sich über Ehemaligen-Treffen bzw. über einen Austausch mit Ihren ehemaligen KommilitonInnen freuen? Und wenn ja, welche Formate würden Sie sich wünschen?

Auf jeden Fall! Ein kleiner Kreis unseres Matrikels trifft sich jedes Jahr auf dem Hochschulball in Stendal. Ich würde mich als nun zugezogener Stendaler natürlich freuen, wenn sich noch mehr Kommilitonen regelmäßig wieder hierher verirren würden.

(Foto: privat)

 

 

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