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"Der Glaube, KI sei objektiv, ist nur ein Glaube"
Welche Rolle spielen die Folgen von KI für unsere Gesellschaft in den Medien? Prof. Dr. Elke Grittmann und Dr. Lina Brink sprechen im Interview über Ergebnisse und Überraschungen.
In einem Satz: Was wollten Sie mit Ihrem Projekt herausfinden?
Grittmann: Wir wollten ermitteln, inwiefern es zu den gesellschaftlichen Folgen von KI einen kritischen Mediendiskurs gibt, sodass sich die Menschen ein Bild davon machen können, was auf sie zukommt.
Das klingt, als wäre das fürs menschliche Miteinander wichtig, aber wie kann KI denn überhaupt Ungerechtigkeiten hervorrufen?
Brink: Zuallererst ist es wichtig, sich klarzumachen, dass der Glaube, KI sei objektiv, tatsächlich nichts weiter als ein Glaube ist, denn die KI wird von Menschen – übrigens hochbezahlten KI-Experten –entwickelt. Sie kann somit nur so neutral sein wie die Daten, welche die vornehmlich männlichen Entwickler in Industrienationen einspeisen. Und aus dieser Ausgangssituation heraus geht schon ein ganzer Fächer aus möglichen Ungerechtigkeiten auf: Frauen sind in der KI-Branche unterrepräsentiert, sodass geschlechtsspezifische Benachteiligungen vorprogrammiert sind. Ebenso kommt es zu transnationalen Ungerechtigkeiten, denn die so genannten Klickarbeiter, vorwiegend aus dem globalen Süden, trainieren für Billiglöhne die Modelle Künstlicher Intelligenz, während die Profite Richtung Silicon Valley fließen.
Grittmann: Aber auch innerhalb der Arbeitswelt unserer Gesellschaft kann es zu Diskriminierung und Benachteiligung, die bereits beim Recruiting beginnen, kommen. Wenn die KI bei der Personalauswahl mit Daten trainiert wird, die Ungleichheiten beinhalten, kann auch nur Ungleichheit dabei herauskommen.Weiter geht es mit dem Arbeitsprozess selbst: Erstens können Arbeitskräfte von der KI abgelöst werden, zweitens kann es zur Arbeitsverdichtung kommen, wenn das Handling von KI Mehrarbeit und einen Stresslevel-Anstieg nach sich zieht und drittens haben es Menschen mit KI-Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt zukünftig vermutlich leichter. Weil die KI so gehypt wird, verdienen die Menschen, die mit ihr arbeiten, besser. Nicht zuletzt kann es aufgrund einer nicht nachhaltigen Ressourcennutzung für Aufbau und Betrieb von KI zu generationsübergreifenden Ungerechtigkeiten kommen.
Das Potential für soziale Ungerechtigkeit erscheint groß. Da bedarf es einer gründlichen Aufklärung. Sie haben in Ihrem Untersuchungszeitraum tausende Artikel analysiert: Was haben Sie dabei herausgefunden?
Brink: Wir haben die Berichterstattung aus einem breiten Spektrum von Medien im Online- und Printbereich analysiert. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat am meisten über KI berichtet, allerdings vorwiegend aus wirtschaftlicher Perspektive und produktbezogen, während die Tageszeitung taz bei Beiträgen, die soziale Gerechtigkeit behandeln, hervorsticht. Es folgen die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau, aber auch Artikel auf Tagesschau.de behandeln die soziale Komponente.
Was hat Sie überrascht?
Grittmann: Weil andere Studien gezeigt hatten, wie dominant die wirtschaftlichen Akteure in der öffentlichen Debatte sind, hatten wir angenommen, ein kritischer Diskurs über soziale Folgen von KI fände kaum statt. So hat es uns überrascht, dass es eben doch ein Querschnittsthema ist, wenn auch nicht dominierend, aber durchaus existent. Dabei standen drei Themenbereiche in den untersuchten Medien im Vordergrund: die Folgen von KI für die Arbeit, Datenhoheit inkl. damit einhergehender Fragen zu Persönlichkeits- und Urheberrechten sowie Formen von Diskriminierung, wie zum Beispiel Sexismus und Rassismus.
Wo ist Luft nach oben?
Brink: In der Tiefe der Berichterstattung und im Umfang.
Wie geht es weiter?
Grittmann: Weil KI uns die nächsten Jahre begleiten wird, wollen auch wir am Thema dranbleiben, unseren Datenschatz weiter analysieren und mit Publikationen und Vorträgen auf das Thema aufmerksam machen.
Zum Projekt
Ausgehend von der Annahme, dass die Folgen von KI für unsere Gesellschaft in den Medien kaum aufgegriffen werden, haben Prof. Dr. Elke Grittmann, Dr. Lina Brink und der Wissenschaftliche Mitarbeiter Peter Kann ein Forschungsprojekt entwickelt. Es wurde von der Otto-Brenner-Stiftung finanziert. Zwischen April und September 2024 hat das Team neun führende Medien und insgesamt 2.217 Artikel untersucht.
Text: Mady Host
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