KI-Cases als Innovationsmotor für die Altmark

Künstliche Intelligenz verstehen und ihr Potenzial entdecken, dafür will ein Team um Prof. Dr.-Ing. Fabian Behrendt vom Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Magdeburg-Stendal Unternehmen und Institutionen fit machen. Am Ende des Projekts SynerKI soll dafür ein KI-Show-Case-Lab am Standort Stendal entstehen.

Professor Behrendt, worum geht es beim Projekt SynerKI?

Wir sind dabei, eine Nachwuchsforschergruppe aus Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitenden in der Wirtschaftsregion Altmark aufzubauen. Sie zeigt, wie Künstliche Intelligenz (KI) in Unternehmen und Institutionen praktisch eingesetzt werden kann. Wir verstehen uns als Enabler: Akteur:innen der Region sollen einen transparenten und erklärbaren Zugang zur Forschung und Entwicklung von KI-basierten Lösungen erhalten. Wir rechnen mit einer positiven Auswirkung auf die Wirtschaft, das Beschäftigungs- und Innovationsniveau der Region. Unser Projekt wird durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert und läuft bis 2027.

Welche Schritte gehen Sie dafür?

In erster Linie wollen wir die Einsatzmöglichkeiten von KI praxisnah aufzeigen und den Begriff entzaubern. Unser Ziel ist es, die „Magie“ verständlich zu erklären. Dazu entwickeln wir konkrete Anwendungsfälle aus aktuellen wirtschaftlichen Problemstellungen in der Altmark. Wir stellen uns eine Erlebnisfläche in Form eines KI-Show-Case-Labs auf unserem Campus in Stendal vor. Darin demonstrieren wir, wie künstliche neuronale Netze und generative KI zu Ergebnissen kommen. Auf diese Weise können wir KI-Anwendungen nachvollziehbar machen und zeigen, wie KI-Modelle trainiert und eingesetzt werden können.

Warum halten Sie KI-Anwendungen für einen Schlüssel, um Unternehmen wirtschaftlich voranzubringen?

KI bietet ein nahezu unbegrenztes Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, die Unternehmen und Institutionen dabei helfen können, ihre Prozesse zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln – und letztlich ihre Wertschöpfung zu steigern. Die Beispiele für KI-Anwendungen reichen vom Energiemanagement über die vorausschauende Wartung von Maschinen bis zum Einsatz von Bilderkennung zur automatischen Sortierung oder Qualitätssicherung. Auch im Büroalltag können intelligente Algorithmen eine Rolle spielen, beispielsweise in der Buchhaltung, im Controlling oder im Personalmanagement. Ein besonders spannendes Feld ist der Einsatz generativer KI im Marketing. Damit könnten Unternehmen Inhalte in bisher unerreichtem Maß so personalisieren, dass sie gezielt auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen.

Damit ein KI-Algorithmus sinnvolle Ergebnisse liefert, muss er gut trainiert sein. Sprich: Es braucht eine umfangreiche Datenbasis. Ist das der Hauptgrund, warum viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, KI erfolgreich einzusetzen?

Der Einsatz von KI-Anwendungen setzt einen gewissen digitalen Reifegrad des Unternehmens voraus. Ohne Daten vermag eine Künstliche Intelligenz nichts, eine valide Datenbasis ist der Treibstoff der KI. Dabei sehen wir die Datenerhebung und -aufbereitung in der Regel als die größte Hürde. Man muss beispielsweise entlang der Produktionslinie erst einmal Sensoren einsetzen, um überhaupt Daten zu generieren. Das Aufbereiten ist dann keineswegs trivial. Ab wann sich KI lohnt, ist dabei für jedes Unternehmen individuell abzuwägen. In den letzten Jahren haben verbesserte Daten aus unserer Sicht das maschinelle Lernen erheblich vorangetrieben. Was wir aber auch feststellen: Viele kleine und mittelständische Unternehmen sind noch im Diskussionsprozess, wofür man KI allgemein und in der jeweiligen Branche speziell überhaupt einsetzen bzw. was sie zuverlässig leisten kann, um wirklich eine Entlastung zu bringen. Hier könnte unser KI-Show-Case-Lab Pionierarbeit leisten.

KI ist zwar in aller Munde, die breite Öffentlichkeit meint damit aber in erster Linie ChatGPT. Inwiefern gehen Sie in Ihrem Fachbereich darüber hinaus?

Wir beschränken uns nicht nur auf Large Language Models, wie es ChatGPT (OpenAI) oder Gemini (Alphabet) darstellen, sondern beschäftigen uns auch intensiv mit anderen Anwendungen von KI. Ein solches Projekt ist das „ZAKKI“, die Zentrale Anlaufstelle für innovatives Lehren und Lernen interdisziplinärer Kompetenzen der KI. Derzeit arbeitet ein Team rund um Prof. Dr.-Ing. Sebastian von Enzberg an einer neuen Plattform namens „KI & Me“. Diese soll als digitale Anlaufstelle rund um allerlei KI-Fragen fungieren und zudem Lehr- und Lernmaterialien sowie Selbstlernkurse bündeln. Darüber hinaus soll die Plattform als KI-Kompass ein Wegweiser zu Angeboten, Projekten und Ansprechpartner:innen an der Hochschule sein.

Zusätzlich gibt es bereits mehrere so genannte Lehr- und Lernlabore. Was hat es damit auf sich?

In unseren Laboren, z. B. dem AI.Tech-Lab, können Interessierte hautnah in Kontakt mit KI-Anwendungen kommen. Die Labs koordinieren und bündeln u. a. Aktivitäten im Bereich der Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften. Die dort entwickelten Lehr-Lern-Inhalte sollen bei unseren Studierenden spezifische Kompetenzen aufbauen.

Text: Kathrin Wöhler

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