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Besseres Stadtklima: Was wirklich kühlt
Mehr Grün mehr Lebensqualität. Diese Formel wollen Magdeburger Stadtplanerinnen und Ingenieurökologen der Hochschule Magdeburg-Stendal genauer bestimmen. Mit dem Projekt „UGI Plan“ treten sie nicht zum ersten Mal gegen neue klimatische Herausforderungen an – und wohl auch nicht zum letzten Mal.
von Claudia Aldinger
Wer sich bei 35 Grad unter einen Baum setzt, wird merken: Hier lässt es sich aushalten. Das gilt insbesondere bei Hitzerekorden von 37 und 38 Grad, die seit einigen Jahren immer öfter über städtische Gehwege und Straßen flimmern. Magdeburg hat seit 2017 ein Klimaanpassungskonzept. Die darin empfohlenen Maßnahmen zur Begrünung sind in den Bebauungsplänen der Stadt seit 2021 festgesetzt, das heißt verbindlich. „Dennoch ist es immens wichtig, Begrünungsmaßnahmen gut zu erklären, um sie durchzusetzen“, sagt Elke Schäferhenrich mit Blick auf Bauvorhaben, die sie zum Beispiel dem Stadtrat vorstellen muss. Die dafür notwendigen Daten erhofft sich die Leiterin der Abteilung „Verbindliche Bauleitplanung“ im Stadtplanungsamt vom Projekt „UGI Plan: Valorisierung von Ökosystemleistungen des urbanen Gartenbaus als Teil der urbanen grünen Infrastruktur in der kommunalen Entwicklungsplanung“.
Mehr Tropfen auf den heißen Stein
Der lange Titel lässt die Komplexität des Themas erahnen: Wie viel Kühlung bringt ein Baum? Reicht eine Dachbegrünung der Garage als Hitzeausgleich für die neu versiegelte Fläche? Und welchen Effekt haben Bepflanzungen wie sie in den traditionsreichen Kleingartenanlagen typisch sind? Um das herauszufinden, hat die Forschungsgruppe „Ingenieurökologie“ der Hochschule Magdeburg-Stendal in und um Magdeburg Messstationen aufgebaut. „Je nach Standort gibt es viel oder wenig Grün“, erklärt Tino Fauk, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt. Eine der Messstationen steht in seinem eigenen Kleingarten in Niederndodeleben. „Solche Parzellen gehören zu nahezu jeder Stadt. Uns interessieren die Effekte von typischen Gemüsebeeten und der Einfluss von eher naturwüchsigen Flächen, die nicht bearbeitet werden“, erklärt Fauk. Persönlich setzt er sich seit langem für ein Umdenken ein, das sowohl Mensch als auch Natur schützt. Seine Überzeugung hat ihn direkt zum Studium und in die Forschung des Bereichs Ingenieurökologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal gebracht.
Digital zur „Urbanen Grünen Infrastruktur“
Über Sensoren zeichnen die Messstationen Umweltdaten auf, um den Einfluss der unterschiedlichen Begrünungen auf Temperatur, Kohlenstoffdioxidgehalt in der Luft und schließlich Wohlbefinden des Menschen bestimmen zu können. Die Informationen wird Fauk in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen für Digitalisierung weiter aufbereiten. „Letztlich sollen alle Informationen als Entscheidungshilfe direkt in die Planungssoftware der Stadt integriert werden“, erklärt der Ingenieurökologe den Innovationswert des Kooperationsprojekts. Welche Begrünungsmaßnahme bringt welchen Kühleffekt? Darauf hätte das Magdeburger Stadtplanungsamt gern direkt eine Antwort auf ihren Bildschirmen. Um dieses Projektziel zu erreichen, haben die Forschungspartner noch etwa ein Jahr Zeit. Bis Herbst 2024 wird ihr Vorhaben vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft offiziell gefördert.
Auf dem Weg zur grünen Stadt
„Damit füllen wir unsere Klimaziele wieder ein Stück weiter mit Leben“, sagt Tobias Hartmann, der bei UGI Plan gemeinsam mit Elke Schäferhenrich die Interessen der Stadt vertritt. Wie Tino Fauk hat er Ingenieurökologie bei Professorin Petra Schneider studiert und mit ihr geforscht. Als die Stadt Anfang 2022 einen Ingenieur oder eine Ingenieurin für Klimawandelanpassung suchte, ergriff er seine Chance, um praktisch noch mehr zu erreichen. In seiner Masterarbeit setzte er sich mit der Frage auseinander, wie groß das Potenzial für Dachbegrünungen in Magdeburg ist. „Parallel stellten wir uns die Frage, inwieweit sich für Dachbegrünungen recycelte Baustoffe eignen“, verweist Petra Schneider auf das derzeit zweite laufende Projekt mit der Stadt, das ebenfalls von der Professorin am Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit der Hochschule Magdeburg-Stendal geleitet wird. In „Recycle Bionet“ testet ihr wissenschaftliches Team auf Magdeburger Dächern die Eigenschaften unterschiedlicher mineralischer Abfälle. Die Ergebnisse könnten wegweisend für alternative Substrate zur Dachbegrünung sein. Mittel- und langfristig ließe sich die Idee in eine kommunale Kreislaufwirtschaft einbringen, um Ressourcen zu schonen und CO2 einzusparen. „Die inzwischen auch bundesgesetzlich geforderte Anpassung an den Klimawandel stellt Gesellschaft und Wirt- Auf dem Dach der Mensa am Standort Magdeburg untersucht die Forschungsgruppe in sogenannten Lysimetern die Eigenschaften von verschiedenen mineralischen Abfällen im Hinblick auf ihre Eignung für Dachbegrünungen. So soll auch die Wertschöpfungskette hinter der Dachbegrünung nachhaltig gestaltet werden. Bislang werden in der Regel Primärressourcen wie Blähton dafür verwendet. schaft vor viele Fragen. Und wir können mit unserer Forschung Antworten geben“, erklärt die engagierte Wissenschaftlerin, die sich seit 30 Jahren für mehr Nachhaltigkeit im Ingenieurwesen einsetzt – sowohl international als auch direkt vor ihrer Haustür. Das nächste Thema für ein Projekt mit der Stadt Magdeburg steht bereits fest: Welches Grün ist für die Stadt eher schädlich als nützlich? „Auch damit müssen wir uns auseinandersetzen, um den kritischen Stimmen mit Fakten begegnen zu können.“
Mehr Forschungsgeschichten im Forschungsmagazin "treffpunkt forschung".
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