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- Eine Amtszeit geht zu Ende. Im Gespräch mit Prof. Dr. Anne Lequy
Eine Amtszeit geht zu Ende. Im Gespräch mit Prof. Dr. Anne Lequy
Ein erfolgreicher Sprung mitten hinein in den Campus
Wie ein Mensch seine Freizeit gestaltet, sagt viel über seine Persönlichkeit und somit auch über die Art zu leiten aus. Prof. Dr. Anne Lequy findet ihre Harmonie im Kontrast von laut und leise, allein und unter vielen sowie zwischen Entspannung und Action. Als sie beim Campus Day 2019 am Bungeeseil in die Tiefe sprang, war das nicht ihre erste Funsport-Erfahrung. Mit Paragliding, aber auch beim Creative Writing und Yoga tankt sie Kraft. Ihre Amtszeit war eine ereignisreiche Zeit, in der die gebürtige Französin mit viel Energie, aber auch Mut und dem Glauben daran, dass das Seil hält, stets den Weg nach vorn gewählt hat. Genauso wie beim Bungeesprung baute sie auch hierbei auf das Vertrauen in die Menschen, die die Infrastruktur aufrechterhalten.
Interviewt von Mady Host
Prof. Lequy, ich freue mich sehr, mit Ihnen heute einige Meilensteine zu beleuchten. Zunächst interessiert mich aber erst einmal, was das für ein Gefühl war, bevor Sie aus mehr als 60 Metern in die Tiefe sprangen?
Der Moment vor dem Sprung … Da ging viel in mir vor. Neugier spielte eine ebenso große Rolle wie Angst, dennoch agiere ich in dieser Hinsicht grundsätzlich recht rational und wäge vorher zum Beispiel die Verkehrsunfallstatistik gegen die geringere Möglichkeit, beim Funsport zu verunfallen, ab. Mit Vertrauen in die Profis blieb tatsächlich kaum noch ein Grund übrig, nicht zu springen.
Welche Ihrer Eigenschaften haben Ihnen geholfen, Ihr Amt auszuüben?
Mit viel Energie, einem stabilen Nervenkostüm, einer gesunden Portion Optimismus und dem inneren Antrieb, immer weiter vorwärtszugehen, war ich gut aufgestellt. Da ich mich schon früh für fremde Kulturen und Sprachen interessierte, wurde ich Dolmetscherin, was mir wiederum im Amt half, denn hier kam es darauf an, zwischen Menschen zu vermitteln. Diese Erfahrungen haben mir auch auf der hochschulpolitischen Bühne geholfen, zum Beispiel bei Verhandlungen oder Abstimmungen mit Vertreter:innen in Politik, Ministerien oder Interessenvertretungen, wie der Hochschul- oder Landesrektorenkonferenz, der Hochschulallianz für den Mittelstand oder den Hochschulrunden mit unserem Wissenschaftsministerium.
Als Rektorin waren Sie die Leiterin der Hochschule, lenkten die Geschicke während Ihrer Amtszeit nach innen und außen. Worauf möchten Sie näher eingehen?
Ein Meilenstein war die Sicherung der Hochschulfinanzierung für die nächsten Jahre, ein Ergebnis aus der tiefgreifenden Hochschulstrukturreform mit ihren diversen Komponenten. Bei meinem Amtsantritt habe ich viele unsichere Rahmenbedingungen in Struktur und Finanzen vorgefunden. Es macht mich stolz, dass ich die Hochschule nun mit belastbaren Strukturen und einem stabilen Budget in die Zukunft schicken kann. Ich freue mich zudem über das alleinige Berufungsrecht, welches wir als eine der ersten Hochschulen Sachsen-Anhalts erhielten. Das bedeutet, dass wir seit Juli 2021 berufen und ernennen dürfen, ohne die Zustimmung des Ministeriums einholen zu müssen. Und auch mit der Einführung der Systemakkreditierung ist uns ein bedeutender Schritt in Richtung Qualitätssicherung gelungen, denn bei der Akkreditierung von Studiengängen wird nun das gesamte Qualitätssicherungssystem der Hochschule begutachtet. Und last but not least wurde uns das eigenständige Promotionsrecht verliehen. Wir dürfen Nachwuchswissenschaftler: innen selbstständig zum Doktorgrad führen, wofür bereits eigene Promotionszentren eingerichtet wurden. Das ist eine Sensation für eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Weil ich schon lange davon überzeugt bin, dass dauerhafter Erfolg auf der Basis von umfassender Kommunikation und klaren Strukturen gelingen kann, haben mein Team und ich erstmals eine Hochschulstrategie verschriftlicht, ein Organigramm erstellt und zahlreiche Formate für eine verbesserte interne Kommunikation vorangetrieben.
Teamarbeit ist ein gutes Stichwort. So bedarf es neben einer starken Belegschaft auch kritischer Freunde im Arbeitskontext. Diese Rolle hat das Kuratorium übernommen …
Richtig, das fünfköpfige Kuratorium berät und unterstützt die Hochschule in allen wichtigen Angelegenheiten und fördert ihre Profilbildung, Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit. Diese „critical friends“ konnte ich in unterschiedlichen Situationen zu Rate ziehen und habe vor allem den Austausch mit den Kuratoriumsvorsitzenden Prof. Dr. Clemens Klockner, Elke Lüdecke, Prof. Dr. Ludwig Hilmer und Prof. Dr. Thomas Hodel sehr geschätzt.
Im Mittelpunkt von Studium und Lehre steht der Studienerfolg. Welche Aktivitäten hat es hier gegeben?
Ich habe die Hochschule immer als einen offenen und lebendigen Ort gesehen, der stetig weiterentwickelt werden muss. Gute Qualität entsteht dadurch, dass Studium und Lehre, Forschung und Entwicklung sowie Wissenstransfer und gesellschaftliche Verantwortung von allen beteiligten Hochschulmitgliedern gleichermaßen in den Blick genommen werden. Wir haben bspw. ein Klimaschutzmanagement an der Hochschule etabliert und erhielten für unser betriebliches sowie studentisches Gesundheitsmanagement eine renommierte Auszeichnung. Neben dem gesunden moralischen Kompass eines und einer jeden Einzelnen helfen Strukturen dabei. Das sind die „Leitlinien Lehren Lernen“, die seit März 2019 gelten und seitdem regelmäßig überprüft werden. Auch das Projekt „Qualitätspakt Lehre“, dessen Leitung ich im Jahr 2011 übernommen hatte, war hierfür zielführend. In diesem Bund-Länder-Programm konnten wir vier Anträge erfolgreich erwirken.
Mit Fächerkombinationen, dank derer die Absolvent:innen im Beruf schnell Fuß fassen, wird und bleibt ein Bildungsstandort attraktiv.
Dafür sollte ein Studienangebot interdisziplinär, innovativ und international ausgerichtet sein. Das ist uns zum Beispiel mit „Mensch-Technik-Interaktion“, „Nachhaltige BWL“ und „Sustainable Resources, Engineering and Management“ gelungen. Letzterer ist der erste englischsprachige Bachelorstudiengang, der zudem von drei Fachbereichen getragen wird, an beiden Standorten. Aber auch unsere stark nachgefragten Studiengänge, wie Soziale Arbeit und Rehabilitationspsychologie, haben wir in der Bewältigung von wachsenden Anforderungen aktiv unterstützt.
Neben den „klassischen Studiengängen“ hat die Hochschule noch viel mehr geboten …
Ja, mit der Initiative „Integration von politischen Flüchtlingen mit akademischen Hintergründen bzw. Ambitionen“ war die Hochschule Magdeburg-Stendal eine der ersten, die ein nachhaltiges Konzept für geflüchtete Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung angeboten hat. Auch die Weiterbildung ist ein wichtiger Bestandteil der Hochschulmission. Durch verbesserte Strukturen und eine Professionalisierung haben wir hier einen Neuanfang eingeläutet, auf den in Zukunft aufgebaut werden kann.
Genau wie beim elastischen Seil einer Bungee-Anlage ist auch an der Hochschule Flexibilität gefragt. Was haben Sie unternommen, um auf die Menschen im gesamten System einzugehen, damit Leben, Lernen, Forschen und Arbeiten fair Hand in Hand gehen?
Mir war es immer wichtig, gemeinsam Schritte in Richtung einer gesundheitsförderlichen, respektvollen und inklusiven Hochschule zu gehen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir verschiedene Bereiche mit konkreten Aktivitäten geschaffen. Dazu gehören unter anderem das Gesundheitsmanagement, das „audit familiengerechte hochschule“ und Maßnahmen zu Inklusion, Gleichstellung, Chancengleichheit sowie im Bereich des Bedrohungsmanagements, wozu die Konfliktlots:innen gehören.
Sie haben in Ihrer Amtszeit auch zwei bedeutsame Jubiläen begleitet …
… zum 25-jährigen Jubiläum hatten wir unter anderem eine eindrucksvolle Feierstunde mit vielen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sowie ein großes studentisches Festival auf dem Campus. Das 30-jährige Jubiläum war mehr nach innen gerichtet, mit dem Wunsch, den Beschäftigten für 30 erfolgreiche Jahre zu danken. Im Jubiläumsjahr präsentierten wir vielfältige Online- und Hybridformate. Ein interner Songwettbewerb, die digitale Ausstellung „30 Jahre - 30 Blickwinkel" und auch der hochschuleigene Podcast #gerneperdu sind in diesem Zuge entstanden.
Als Sie vor Ihrem Bungeesprung auf der Plattform standen, konnten Sie den Campus bestens überblicken …
… das stimmt. Und zu Recht erhielten wir 2019 vom Studienbewertungsportal „Studycheck.de“ den ersten Platz für den schönsten Campus, was – neben viel Grün – unter anderem auch an den vielseitigen Sportanlagen, dem Hörfunk- und Fernsehstudio, moderner Medientechnik, Coworking-Spaces, am Raum der Stille, einem eindrucksvollen Sport- und Gesundheitszentrum sowie der Fahrradreparaturstation in Magdeburg liegt. In Stendal sind während meiner Amtsperiode zum Beispiel ein Bewegungsparcours und erstmals auch Wohnheime entstanden. Über die Einweihung eines nahegelegenen Stendaler DB-Haltepunktes „Hochschule“ werde ich mich im Sommer aus der Ferne freuen.
Eines Ihrer Kernthemen war die Internationalität der Hochschule. Warum lag Ihnen das so sehr am Herzen?
Das zeigt sich gerade sehr deutlich an der Situation in der Ukraine. Wenn die Hochschule in der Lage ist, Geflüchteten sofort ein englischsprachiges Studienangebot zu unterbreiten, dann ist sie attraktiv und leistet ihren Beitrag zu fairen Chancen und somit zu sozialem Frieden. Unsere Internationalisierungsstrategie wird hierbei ein wertvolles Fundament bieten.
Als Projektleiterin verantworteten Sie das größte Drittmittelprojekt der Hochschule: Es geht um die German Jordanian University (GJU). DAAD und Auswärtiges Amt verlassen sich auf das, was die Hochschule bei diesem Millionenprojekt leistet. Worum geht es bei der GJU eigentlich?
Die German Jordanian University ist eine staatliche jordanische Universität, die ihren Lehrbetrieb 2004 in Amman aufgenommen hat. Sie orientiert sich am deutschen Modell der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Unsere Hochschule koordiniert als Projektträgerin den Austausch mit 120 Hochschulen bundesweit. Strategisch soll mit dieser Kooperation auch die deutsche Dimension in der GJU befördert werden, um die Internationalisierung voranzutreiben. Aktuell ist sogar ein gemeinsamer Studiengang mit dem Fachbereich Wirtschaft in Planung.
Die GJU ist ein starkes Drittmittelprojekt. In welcher Dimension bewegen sich die Drittmittel? Im Jahr 2021 erhielt die Hochschule insgesamt 10,6 Mio. Euro. Davon entfielen 4,1 Mio. Euro an das GJU-Programm. Die Höhe der eingeworbenen Drittmittel, die mit unserer Forschungsintensität zusammenhängt, war übrigens auch ein Grund für den Erhalt des Promotionsrechts.
Die Hochschule sieht sich gemäß ihrer Vision als Impulsgeberin für die Region, die in allem, was sie tut, einen positiven Beitrag zur Gestaltung ihres Umfelds leistet. Dazu gehören auch verschiedene Vorhaben im Bereich „Third Mission“ – der ergänzenden Mission neben Lehre und Forschung. Welche Aktivitäten sind das?
Es gibt beispielsweise einen kulturellen Ankerpunkt namens „schauwerk“, ein gemeinschaftliches Vorhaben der Hochschule und der Landeshauptstadt Magdeburg, um die Innenstadt kreativ mit Leben zu füllen. Am Standort Stendal ist „Inklusive Bildung Sachsen-Anhalt“ (InBiST) von besonderer Bedeutung für die Region: In einer dreijährigen Qualifizierung an der Hochschule wurden fünf Personen, die bislang in einer der 33 Werkstätten für Behinderte (WfbM) in Sachsen-Anhalt tätig waren, zu Bildungsfachkräften qualifiziert.
Keine Frage, bei einer Amtszeit von acht Jahren standen Sie mit Ihrem Team und Ihren Mitarbeitenden vor besonderen Herausforderungen. Welche waren das?
Ein allgemeiner Trend in den ostdeutschen Bundesländern ist die leider rückläufige Entwicklung der Studierendenzahlen, so war ihre Stabilisierung eine Daueraufgabe, die wir aktiv mit der Einführung interdisziplinärer, innovativer und internationaler Studiengänge sowie einer Intensivierung des Studierendenmarketings bearbeitet haben. Für diese Entwicklung stellten wir gemeinsam die Weichen. Zudem ist die Betonung unserer Einzigartigkeit essenziell, vor allem bei Studiengängen, die auch von anderen Bildungseinrichtungen angeboten werden. Dazu gehört zum Beispiel Maschinenbau, ein Studiengang, den es auch an der Otto-von-Guericke-Universität gibt. Ich fand immer, dass wir unser Profil mit Kreativität schärfen sollten, sodass wir unterscheidbar sind. Im Zentrum stand die Frage: Was macht uns aus?
Sie haben die Hochschule auch immer als Lernende auf dem Weg zur Experten-Organisation begriffen. Das hat damit zu tun, dass Vorgaben von außen intern umgesetzt werden mussten. Besonders fundamental war da sicherlich die bereits erwähnte Hochschulstrukturreform?
Das stimmt, als 2014 die landesweite Hochschulstrukturplanung, welche massive Kürzungen auf allen Ebenen zur Folge hatte, verabschiedet wurde, musste ich zügig agieren und habe dabei alle Hochschulmitglieder und Statusgruppen einbezogen. Im Herbst 2014 beschloss der Senat den Hochschulentwicklungsplan für die Jahre 2015-2024, der Synergiegewinne durch Zusammenlegung von Fachbereichen vorsah. Bekräftigt wurde dies in den Zielvereinbarungen mit dem Land Anfang 2015. Das war jetzt wirklich eine sehr grobe Zusammenfassung eines tiefgreifenden Prozesses …
Jetzt am Ende Ihrer Amtszeit: Was hat bis heute einen festen Platz in Ihrem Herzen?
Ich bin sehr dankbar für mein Team im Rektorat. Wir pflegten eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit und haben gemeinsam Höhen und Tiefen durchlebt. Das kann ich mir gut vorstellen und um auf Ihre Bungee-Erfahrung zurückzukommen: In welches Lebensabenteuer springen Sie als nächstes? Ich möchte mich internationalen Aufgaben stellen und freue mich auf die Fortsetzung meiner Lebensgleichung: 25 (Jahre in Frankreich) + 25 (Jahre in Deutschland) = 50, mein aktuelles Alter und der Neubeginn eines weiteren 25er Zeitraumes …
… et finalement: Was wünschen Sie der Hochschule für die Zukunft?
Ich sehe für Magdeburg und die Region großes Potential in der Ansiedlung von Intel. Aus Hochschulsicht liegen zum Beispiel Kooperationen mit verschiedenen Fachbereichen, aber auch anderen Hochschulen im Land und Partnern auf der Hand. Auch unser Standort in Stendal wird davon profitieren. Projekte wie das Kompetenzzentrum Frühe Bildung und InBiST können ihr einzigartiges Profil weiterentwickeln. Wie bei einer Bungeeanlage sollte die Hochschule auch weiterhin die nötige Stabilität – getragen von zuverlässigen Menschen – besitzen, um jederzeit auf alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen flexibel reagieren zu können.
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