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- Bunt, chaotisch, laut – Peru.
Bunt, chaotisch, laut – Peru.
Aus treffpunkt campus Nr. 102, 02/2019
Glaubt man Ulrike Fokkens Buch „Gebrauchsanweisung für Peru“, wählt dieses Land dich aus, bevor du dort gewesen bist. Heimlich und leise nistet sich die Idee einer Reise im Kopf ein, schlummert dort und erwacht eines Tages. So oder so ähnlich war es wohl auch bei Rehabilitationspsychologie-Absolventin Franziska Kemper.
Text: Franziska Kemper
Aufbruch in eine fremde Welt
Ich arbeite und lebe nun schon über ein halbes Jahr in Cusco, dieser bunten, lauten und stets etwas chaotischen Andenstadt. Doch alles der Reihe nach. Als sich mein Studium damals immer unaufhaltsamer dem Ende zuneigte, stellte sich auch mir die Frage, wie es weitergehen soll. So recht wusste ich das nicht und beschloss deshalb, mir ein Jahr Zeit zu nehmen. Ein bisschen Abstand sollte mir ermöglichen, über meinen bisherigen Tellerrand hinauszublicken, um herauszufinden, wohin mich mein Lebensweg führen könnte.
Ich informierte mich über verschiedene Möglichkeiten, nach dem Studium ins Ausland zu gehen und entschied mich für einen entwicklungspolitischen „Weltwärts“-Freiwilligendienst, der größtenteils vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Bei meiner Recherche stieß ich auf Amntena e. V., eine kleine Organisation, die jedes Jahr Freiwillige nach Bolivien, Chile und Peru entsendet. Ich bewarb mich, wurde zum Auswahltag eingeladen und bekam meine Wunschstelle im Frauenhaus Sonqo Wasi in Cusco. Danach ging alles recht schnell: Ich besuchte Vorbereitungsseminare, baute einen Unterstützerkreis auf, vollendete parallel dazu meine Master-Arbeit, frischte mein etwas verstaubtes Schulspanisch und meinen Impfpass auf, nahm Abschied von Familie und Freundeskreis und verstaute mein bisheriges Leben in Kartons, um stattdessen meinen Rucksack zu packen.
Tausende Opfer von Gewalt
Nun bin ich hier, wo ich unter der Woche im Frauenhaus arbeite. Die Frauen können dort gemeinsam mit ihren Kindern für eine begrenzte Zeit zur Ruhe kommen, psychologische und juristische Unterstützung in Anspruch nehmen und sich weiterbilden, um letztlich unabhängig auf eigenen Beinen zu stehen. Die peruanische Gesellschaft ist, wie die vieler lateinamerikanischer Länder, noch sehr machistisch geprägt und Gewalt, besonders gegenüber Frauen, ist weit verbreitet und bis zu einem gewissen Maße auch gesellschaftlich toleriert. In der Region Cusco werden Schätzungen zufolge ca. 80.000 Frauen jährlich Opfer psychischer, physischer oder sexualisierter Gewalt oder eines versuchten Femizides. Jede Frau hat ihre eigene Geschichte. Im Frauenhaus suchen wir gemeinsam einen individuellen Weg der Bewältigung und der weiteren Lebensplanung. Ich arbeite sowohl mit den Frauen, als auch mit den Kindern zusammen. Meine Mitfreiwillige und ich packen an, wo wir können: Wir unternehmen Ausflüge, helfen bei den Hausaufgaben, basteln, kochen und backen, kaufen ein und begleiten die Frauen und Kinder bei ihren Alltagsaktivitäten. Inzwischen haben wir aber auch psychologische Workshops realisieren können. Die Zusammenarbeit in unserem interdisziplinären und multikulturellen Team erlebe ich als herausfordernd, aber zugleich als sehr bereichernd.
Kultur aufsaugen und leben
Nach der Arbeit und am Wochenende habe ich Zeit, Cusco und die Umgebung zu erkunden und tiefer in die peruanische Kultur einzutauchen. So treffe ich mich mit meinen peruanischen Freundinnen und Freunden, gehe Salsa tanzen oder lerne seit Kurzem Quechua, die zweite Amtssprache Perus. In meinen bisherigen Kurzurlauben hatte ich zudem die Gelegenheit, die Vielfalt Perus außerhalb des Andenhochlandes zu erkunden und war unter anderem an der Küste, in der Wüste, am Titicacasee und im Hochregenwald unterwegs. Nur die immer wieder aufkommende Frage, ob ich schon den Machu Picchu besucht habe, muss ich bislang verneinen. Doch wenn ich eines in den letzten Monaten gelernt habe: Peru ist für mich einfach so viel mehr als Machu Picchu. Ich kann jeden nur dazu ermutigen, diesen Schritt zu wagen. Auch wenn es bislang noch eher ungewöhnlich ist, nach dem Studium einen Freiwilligendienst zu machen, so war und ist es für mich definitiv der passende Zeitpunkt und die richtige Entscheidung. Tupananchiskama* – vielleicht sogar in Peru!
*Quechua für bis bald
Mehr Abenteuer aus dem Ausland liest du in unserer Rubrik „Ferndurst“.
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