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Zu neuen Ufern aufbrechen
Wird eine Wehranlage zurückgebaut, gilt es, den Flusslauf so naturnah wie möglich zu gestalten. Wie das gelingen kann, können Sepehr Soheili Nia, Joao Victor Rosenstiel und Tina Lupsan an einem realitätsgetreuen Modell im kleineren Maßstab genau nachempfinden. Zusammen mit Betreuerin Janka Paulus überprüfen sie, wie sich die Wasserstände und die Strömung nach dem Rückbau verhalten, wo sich Sedimente ablagern und ob sich Fische mithilfe der Sohlgleite auch flussaufwärts bewegen können. Foto: Katharina Remiorz
Ein Studium ist nicht immer einfach, doch mit Interesse und Disziplin bewältigt man auch die kniffligsten Aufgaben. Vor allem, wenn sie die Umwelt betreffen. Drei Studierende aus drei Ländern erklären, warum die Ressource Wasser so wichtig ist.
Text: Sarah Krause
„Wie langweilig die Vorlesung doch schon wieder war”, grummelnd schleifen die Studierenden aus dem Unterricht. Oftmals viel zu trockene, einschläfernde Vorlesungen sind gespickt mit Theorie. Was dem fehlt, sind praktische Beispiele. Die Hochschule Magdeburg-Stendal möchte dem entgegenwirken und versichert ihren Studierenden ein praxisorientiertes Lernen und Forschen in einer familiären Atmosphäre. Kleine Seminargruppen, Exkursionen und Laborversuche stehen in einem ausgeglichenen Verhältnis zu den Vorlesungen mit kryptischen Tafelgemälden. Dieses Konzept lockt nicht nur Interessierte aus ganz Deutschland an, sondern auch immer mehr internationale Studierende finden sich zunehmend an der Hochschule mit dem grünen Campus ein.
Rund um den Globus gefragt
Besonders der internationale Master-Studiengang Water Engineering hat es den Studieninteressierten angetan. Der seit 2012 bestehende und gemeinsam mit der spanischen Universidade da Coruña angebotene Master erhält auch in diesem Jahr weltweiten Zuspruch: Insgesamt 68 Bewerber aus 13 Nationen wurden im Sommersemester 2019 verzeichnet. „Wir haben mehr Bewerberinnen und Bewerber als Studienplätze”, verrät Studiengangsleiter Prof. Dr.-Ing. Bernd Ettmer.
Tina Lupsan, gebürtige Rumänin, groß geworden auf der spanischen Halbinsel, studiert im zweiten Semester. Die Theorie im Studium kann sie unter anderem an einem Versuchsmodell, das eine zurückgebaute Wehranlage nachempfindet, in die Praxis umsetzen. „Den Lehrenden ist es wichtig, dass alle die Inhalte verstehen. Sie versuchen, sie uns praktisch zu demonstrieren. Ich kenne das von anderen Universitäten ganz anders und freue mich über die anschaulichere Variante, die ich hier geboten bekomme”, zeigt sich Tina sichtlich erstaunt, als sie gerade die Fließgeschwindigkeit im Flussmodell misst.
In einer Regelstudienzeit von drei Semestern verbringen die Studierenden jeweils das Sommersemester an der Hochschule in Magdeburg, während sie das Wintersemester an der Universität in La Coruña absolvieren. In ihrem praxisorientierten Studium erhalten sie fachliches Wissen in diversen wasserwirtschaftlichen Bereichen wie der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung, der Hydrologie, Flussmorphologie oder auch der Strömungs- und Prozessmodellierung. „Wasser ist eine wichtige Ressource. Wir müssen den Menschen dieser Welt dabei helfen, diese zu schützen und mehr auf ihre Umwelt zu achten. Genau deswegen studiere ich Wasserwirtschaft”, erklärt João Victor Rosenstiel. Der 27-jährige Brasilianer mit deutschen Wurzeln befindet sich ebenfalls im zweiten Semester und lebt nun für einige Monate in Magdeburg. Unterrichtet wird in englischer Sprache.
Um das erlangte Wissen anzuwenden und zu festigen, erfolgt ein Praxissemester an einem der beiden Hochschulstandorte, an einer Partneruniversität oder in einem Unternehmen. Die assoziierenden Partner unterstützen die Studierenden nicht nur bei ihrem Praktikum, sondern stehen ihnen auch während ihrer Master-Arbeiten zur Seite. Die Auswahl ist dabei gar nicht so leicht: Inzwischen gehören 18 Universitäten zum Netzwerk des Studiengangs, darunter die Universidad de Concepción in Chile, die San Diego State University in den USA oder auch die German-Jordanian University in Jordanien. „Durch die Ausbildung, die wir im Master Water Engineering genießen, haben wir später die Möglichkeit, weltweit einen Job zu finden. Insbesondere das praktische Arbeiten in den Laboren und an den Modellen bereitet uns optimal auf das Berufsleben vor”, berichtet João, der auch nach seinem Abschluss in Europa bleiben möchte.
Andere sensibilisieren
Auch Sepehr Soheili Nia erfährt hier in Deutschland eine aufregende Zeit. Der Iraner ist im ersten Semester des Masterprogramms eingeschrieben. Im Iran erlangte er bereits zwei Studienabschlüsse. Einen Bachelor in Civil Engineering sowie einen Master in Geotechnical Engineering. Nun möchte er sich spezifischer qualifizieren, um Menschen zu helfen, selbst etwas für die Natur zu tun. „Viele Entwicklungsländer achten nicht auf ihre Umwelt. Die Nachteile sehen sie erst später, wenn sich Krankheiten ausbreiten oder die Agrarwirtschaft anfängt zu leiden”, stellt der 29-Jährige bedauerlicherweise fest. Er möchte bei dieser Entwicklung nicht zusehen, sondern etwas ändern. „Ich möchte da sein, wo ich gebraucht werde, und helfen, wo ich kann. So wurde ich erzogen und das macht meinen Charakter aus!”
Mehr Abenteuer aus dem Ausland liest du in unserer Rubrik „Ferndurst“.
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