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Dem Klimawandel auf der Spur
Aus treffpunkt campus Nr. 99, 03/2018
Die Erwärmung der Erde, das Verschwinden von Gletschern und extreme Wetterphänomene – seit Beginn der Industrialisierung verursacht der Mensch zusätzliche Treibhausgase, deren Folgen im globalen Klimawandel zu spüren sind. Die Krux: Vor allem ärmere Länder wie in Lateinamerika sehen sich mit den Auswirkungen konfrontiert und diesen nicht gewachsen. Ein von Prof. Dr. habil. Frido Reinstorf und Prof. Dr. Petra Schneider ins Leben gerufener Forschungsverbund leistet Entwicklungshilfe.
Text: Katharina Remiorz
Für Mensch, Tier und Natur ist Wasser ein existenzieller Grundstoff. Zugleich kann es auch Leben zerstören – in Form von Stürmen, Tsunamis, Überschwemmungen und damit einhergehenden Verschmutzungen. Viele dieser Wetterextreme werden durch den von Menschen gemachten Klimawandel hervorgerufen. Neben Afrika und Asien gehört vor allem auch Lateinamerika zu den Regionen, die die Konsequenzen zu spüren bekommen.
„Die Infrastrukturen der lateinamerikanischen Länder sind nicht auf diese Wetterextreme ausgerichtet“, weiß Prof. Dr. Petra Schneider. Sie gehört zum Projektteam von Prof. Dr. habil. Frido Reinstorf, der zusammen mit sechs Universitäten in Belgien, Schweden, Ecuador und Kuba das zweijährige Verbundvorhaben „WATERMAS: Water Management and Climate Change in the Focus of International Master Programs“ initiiert hat. Ziel ist es, gemeinsam Strategien zu entwickeln, die für eine nachhaltige Nutzung der knappen Wasserressourcen sensibilisieren und in lateinamerikanischen Master-Studiengängen verankert werden.
Brennpunkt Lateinamerika
Dabei liegt die Herausforderung vor allem in der Entwicklung von Methoden und dem Transfer von Wissen. Während in Europa Flüsse, Seen und das Grundwasser als Gemeingut gelten und die Sorge um die Wasserqualität auch an der Ländergrenze nicht haltmacht, existiert in vielen lateinamerikanischen Ländern ein eigener Markt, auf dem Wasserrechte feilgeboten werden. Das sorgt zwar für Aufschwung in der Wirtschaft, birgt aber auch die Gefahr, dass Privaten und Landwirtschaft nicht ausreichend Wasser in guter Qualität zur Verfügung steht. Es fehlt an Kontrollen und Normen, um einerseits das Wasserdargebot, also das nutzbare Wasser, zu ermitteln, aber auch um beispielsweise Kontaminationen zu vermeiden. Zugleich ist der Wasserverbrauch in Lateinamerika in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Schuld daran sind die wachsende Bevölkerung sowie der Ausbau der Trinwassernetze und der Bedarf an alternativer Energieerzeugung. „Vor allem in Ecuador wurden zuletzt mehrere Wasserkraftwerke in Betrieb genommen und viele weitere werden gebaut, um die Energiequellen zu sichern und zu diversifizieren“, so das Forschungsteam.
Der Klimawandel, der sich in Deutschland bestenfalls in Form von wärmeren Temperaturen und zwei Ernten pro Jahr zeigt, tut sein Übriges. In Kuba und Ecuador bewirkt er nicht nur zunehmende Stürme mit intensiven Regengüssen, sondern auch das Verschwinden der Gletscher und damit einer der wichtigsten Wasserquellen.
Wasser schätzen lernen
Neben technologischem Wissen und Methoden zur Überwachung ist die Vermittlung von naturverträglichen Klimaschutz- und Anpassungsstrategien daher von besonderer Bedeutung, um den gesellschaftlichen Problemen langfristig vorzubeugen, erzählt Prof. Dr. habil. Frido Reinstorf. „Das betrifft beispielsweise die Trinkwasserversorgung, die in Teilen Kubas noch nicht voll ausgebaut ist. Mit einer Wasserversorgung in jedem Haushalt, wie sie aktuell in Holguin eingerichtet wird, werden künftig die Wasserressourcen stärker genutzt werden. Das kann bei anhaltenden Trockenperioden zu einem Problem werden.“
Um Wasserwirtschaft-Studierende als Multiplikatoren zu sensibilisieren, betrachtet das Forschungsteam verschiedene Aspekte: Die Hochschule Magdeburg-Stendal widmet sich u. a. den Bereichen Hydrologie, Hydrogeologie und Management. Die Universität Gent vermittelt Wissen über die Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen, während die Uni Stockholm ihr Know-how über Fernerkundung, Wassermenge und -qualität sowie die Anfälligkeit von Wasserressourcen für den Klimawandel einbringt. Daneben spezialisierten sich die vier Universitäten in Cuenca, Guayaquil, Holguin und Camagüey u. a. auf die Bereiche Ökologie, Risikomanagement, Hochwasserschutz und Grundwassermanagement sowie Umweltschutz. Die Expertisen fließen in einer virtuellen Datenbank zusammen, mit deren Hilfe die Lehre an lateinamerikanischen Hochschulen mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels ausgerichtet werden soll.
Letztlich wird es jedoch auch darauf ankommen, die Ursachen des Klimawandels einzugrenzen – durch erneuerbare Energien statt fossiler Brennstoffe, nachhaltige Konzepte und ein (noch) stärkeres Umweltbewusstsein in der Gesellschaft.
Mehr Forschungsgeist im Forschungsmagazin „treffpunkt forschung“ und im Hochschulmagazin „treffpunkt campus“
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