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Klangexperiment: Musik als Mittel zur Inklusion
Das gemeinsame Bauen von Instrumenten und das anschließende Musizieren bieten insbesondere in der Arbeit mit Kindern mit Förderbedarf und psychischer Behinderung neue Formen der Kommunikation. Foto: Norina Belusa
Musik in ihren vielfältigen Klangerscheinungen und Stilen weckt bei den meisten Menschen Emotionen, beflügelt den Geist und regt die Fantasie an. Daher eignet sich Musikmachen und Musikhören hervorragend als Mittel und Methode zur Inklusion und Bildung. Studierende der Sozialen Arbeit an der Hochschule Magdeburg-Stendal und der ukrainischen Partneruniversität „Gregorij Skovoroda“ in Perejaslaw haben sich über den Einsatz von Musik in der Arbeit mit Kindern und Erwachsenen mit Förderbedarf und psychischer Erkrankung ausgetauscht.
Text: Prof. Dr. Manuela Schwartz
Sieben Jahre ist es her, dass sich aus ersten Begegnungen zwischen der Hochschule Magdeburg-Stendal und der staatlichen pädagogischen Universität „Gregorij Skovoroda“ in Perejaslaw eine verbindliche und aktive Partnerschaft entwickelt hat. „Die jährlichen, durch den DAAD geförderten Studienreisen, Kurzstipendien und Forschungsaufenthalte haben sehr dazu beigetragen, den wissenschaftlichen und akademischen Austausch, die zivilgesellschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit sowie die interkulturelle Verständigung von Studierenden und Lehrenden beider Hochschulen zu fördern“, freut sich Prof. Dr. Josefine Heusinger, Professorin für Grundlagen und Handlungstheorien Sozialer Arbeit. Gemeinsam mit Prof. Dr. Manuela Schwartz leitete sie das diesjährige Austauschprogramm. Nachdem in der Vergangenheit bereits Fragen und Themen wie „Was ist Glück?“ (2012), „Altenarbeit im Spannungsfeld zwischen professionellen Hilfen und Ehrenamt“ (2014) oder „Medien und Demokratie“ (2018) im Fokus standen, widmeten sich die Partner in diesem Jahr der Musik als Mittel zur Inklusion. „Musik, Singen und Tanzen spielen in der Ukraine eine wichtige Rolle. Es berührt einen Kernbereich der täglichen Erfahrungswelt und ermöglicht somit wichtige Einblicke in die Kultur des Landes“, erklärt Prof. Dr. Manuela Schwartz, die am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien Historische Musikwissenschaft lehrt.
Anfang November reisten 17 Studierende und Lehrende der Sozialen Arbeit nach Perejaslaw, um vor Ort mit öffentlichen und politischen Akteuren, vor allem aber auch mit Kindern und Erwachsenen mit Förderbedarf oder psychischer Erkrankung sowie Leitungen und Beschäftigten von verschiedenen sozialen Institutionen ins Gespräch zu kommen und mögliche musikalische Ansätze zu diskutieren und zu erproben. Die Gruppe besuchte ein Rehabilitationszentrum für Kinder mit Behinderungen, ein Heim für psychisch kranke Frauen, das Haus des Lehrers, das Kommunale Zentrum für inklusive Ressourcen und die Schule Nr. 1. „Der Austausch ergab oft unerwartete Situationen“, berichtet Professorin Schwartz: „An der Schule Nr. 1 wurde die Gruppe in eine landesweite Erinnerungsveranstaltung für noch lebende Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter der Ukraine und ihre Nachkommen eingebunden.“ In der Begegnung mit Kindern und erwachsenen Frauen stellten sich über die musikalische Verständigung „immer wieder andere Formen der gegenseitigen Wahrnehmung ein, was insbesondere für die Studierenden zu einer wichtigen Erfahrung wurde.“ Besonders herausfordernd war es, die theoretischen Kenntnisse trotz Sprachbarriere in die Praxis umzusetzen. „Die Studierenden waren vor Ort mit den Kindern und den Frauen musikalisch tätig: mit Instrumenten spielend und Instrumente bauend. Die Musik wurde nicht nur als ‚schönes‘ Mittel, als universelle Sprache erlebt, sondern als konkretes und effektives Mittel zur Inklusion und Bildung“, erzählen die Exkursionsleiterinnen.
Abgerundet wurde die fachlich intensive Zeit durch kulturelle Highlights wie das Konzert an der Musikschule „Pavla Zenizi“ und gemeinsame Unternehmungen der deutschen und ukrainischen Studierenden. „Die kulturellen und sozialen Unterschiede machten diese Exkursion für die Studierenden zu einem emotionalen und bewegenden Erlebnis und wird ihre Sicht auf die Möglichkeiten in Sozialer Arbeit beeinflussen“, ist sich Manuela Schwartz sicher.
Voraussichtlich 2020 beginnt die nächste Etappe des akademischen Austauschs. Dieses Mal sollen der Studiengang „Internationale Fachkommunikation und Übersetzen“ und das Thema „Demokratie und interkulturelle Kommunikation“ im Vordergrund stehen.
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