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Begleitprogramm zur Ausstellung "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990"
Anlässlich der Ausstellung "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990" (22.4.-18.8.2018) wird das Thema jugendkultureller Praxen in den vier DDR-Jahrzehnen in einem wissenschaftlichen und kulturellen Rahmenprogramm vertieft. Es umfasst Lesungen, Theater- und Kinoaufführungen sowie Erzählcafés und eine wissenschaftliche Fachtagung.
Programmübersicht
Begleitprogramm zur Ausstellung "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990"
- 22. April 2018 15:30 - Altmärkisches Museum
Vernissage - 27. April 2018 19:00 - Theater der Altmark
Theateraufführung "Die Leiden des jungen Werther" - 27. April 2018 21:00 - Theater der Altmark
Filmvorführung: Die neuen Leiden des jungen W." - 6. Mai 2018 11:00 - Uppstall-Kino
Filmmatinee: "Berlin - Ecke Schönhauser" - 16. Mai 2018 18:00 - Kleine Martkhalle
Erzählcafé: Die 50er: Halbstark in Rock'n'Roll-Klubs - 26. Mai 2018 20:00- Katharinenkirche
Lesung: "Erinnerungen an eine ostdeutsche Jugend" - 31. Mai 2018 20:00 - Kaisersaal
Lesung "Ab jetzt ist Ruhe!" - 3. Juni 2018 11:00 - Uppstall-Kino
Filmmatinee: "Jahrgang 1945" - 13. Juni 2018 18:00 - Kleine Martkhalle
Erzählcafé: Die 60er: West-Jeans und das "Je-Je-Je und wie das alles heißt" - 15. Juni 2018 12:00 Katharinenkirche
Fachtagung "Jugendkulturen - Szenen aus der DDR" - 8. Juli 2018 11:00 - Uppstall-Kino
Filmmatinee: "Die Legende von Paul und Paula" - 11. Juli 2018 18:00 - Kleine Martkhalle
Erzählcafé: Die 70er: Als der Rock lauter und die Röcke kürzer wurden - 5. August 2018 11:00 - Uppstall-Kino
Filmmatinee: "Solo Sunny" - 8. August 2018 18:00 - Mad-Club
Erzählcafé: Die 80er: Anstehen für Langspielplatten und Abtauchen im Bierkeller - 18. August 2018 16:00 - Altmärkisches Museum
Finissage mit Sommerfest
Filme
Anlässlich der Ausstellung "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990" (22.4.-18.8.2018) zeigt das Upstall-Kino jeden ersten Sonntag im Monat in einer Matinee einen Kinofilm; passend zum Leitthema der Ausstellung werden so beginnend bei den 1950er Jahren über die 1960er und 1970er bis in die 1980er Jahre die Lebenswelten von Jugendlichen projiziert.
Eintritt jeweils 6 EUR
Uppstall-Kino, Uppstall 4, 39576 Hansestadt Stendal
- 6. Mai 2018 - 11:00
Berlin - Ecke Schönhauser (81min, Regie: Gerhard Klein, 1957, DEFA)
"Unter dem U-Bahn-Bogen Schönhauser Allee treffen sich regelmäßig halbwüchsige Jungen und ein Mädchen. In groben Unfug ausartende Mutproben lassen sie ihren häuslichen Frust über einen betrunkenen Stiefvater, den störenden Liebhaber der Mutter oder erste kriminelle Entgleisungen vorübergehend vergessen. Karl-Heinz zieht Dieter und Kohle in seine dunklen Geschäfte hinein. Nach vermeintlichem Totschlag fliehen die drei Jungen nach Westberlin. Nur Dieter kehrt zurück und schafft einen ehrlichen Neuanfang." (aus: filmportal.de) - 3. Juni 2018 - 11:00
Jahrgang 1945 (94min, Regie: Jürgen Böttcher, 1966, DEFA)
"Alfred und Lisa - er Automechaniker, sie Krankenschwester - leben in einer winzigen Altbauwohnung in Berlin, Prenzlauer Berg. Nach zweijähriger Ehe scheinen sie sich nichts mehr zu sagen zu haben. Das Scheidungsverfahren ist eingeleitet. Alfred nimmt ein paar Tage Urlaub, lebt ziellos in den Tag hinein und ist doch auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem. Lisa versteht Alfreds Scheidungsbegehren nicht so ganz, kämpft aber nicht um den Erhalt der Ehe. Alfred wird auch der Urlaub zu eintönig, so dass er lieber unentgeltlich in seiner Autowerkstatt arbeiten möchte als sich zu langweilen. Dort macht ihm der Kaderleiter moralische Vorwürfe wegen seiner gescheiterten Ehe. Der Film lässt offen, ob Alfred und Lisa wieder zueinander finden." (aus: filmportal.de) - 8. Juli 2018 - 11:00
Die Legende von Paul und Paula (105min, Regie: Heiner Carow, 1973 DEFA)
"Zwei junge Menschen kämpfen zäh und einfallsreich um ihre Liebe. Sie überwinden individuelle Schwierigkeiten, gesellschaftliche Normen und Anpassungsideologien. Ein erfrischend unterhaltsamer und offener Film, der Traum und Wirklichkeit, Poesie und banale Alltagsrealität mischt und mit Spaß, Ironie und Ernst künstlerisch entfaltet. Der schauspielerisch beachtliche Film macht durch seine grotesken Übersteigerungen deutlich, dass den Menschen auch in der realsozialistischen Gesellschaft das Glück nicht von vornherein in die Wiege gelegt wird. Sowohl das emotionale als auch das kritische Potential des Films, nicht zuletzt sein Plädoyer für Individualität und die Kraft der Träume, sorgten in der DDR für einen anhaltenden Publikumserfolg." (aus: Filmdienst)
- 5. August 2018 - 11:00
Solo Sunny (104min, Regie: Konrad Wolf, 1979; DEFA Gruppe "Potsdam")
"Die alltagsnahe Geschichte einer Schlagersängerin in einer durch die DDR tingelnden Band. Die Frau scheitert privat und beruflich, findet aber wieder einen neuen Anfang. Ein sehenswerter Film über die Identitätsprobleme der Jugend nicht nur in der DDR; differenziert in der Charakterzeichnung, mit treffsicheren Dialogen, heiter und leicht inszeniert. Zugleich ein mutiges Plädoyer gegen gesellschaftliche Bevormundung, für Individualität und den eigenen Weg durchs Leben." (aus: Filmdienst)
Lesungen
Anlässlich der Ausstellung "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990" (22.4.-18.8.2018) werden in zwei Lesungen Betrachtungen zum Leben als Jugendliche in der DDR vorgetragen.
- 26. Mai 2018 - 20:00 - Katharinenkirche, Schadewachten 48, 39576 Hansestadt Stendal
Steffen Kottke: "Früher war alles besser? - Erinnerungen an eine ostdeutsche Jugend" gelesen von Olaf Linke.
Geboren 1967 im Ostteil Deutschlands wächst der Autor mit Pionierhalstuch und FDJ-Bluse auf. Mit 14 Jahren fasst er den Entschluss Schachspieler zu werden, zunehmend bleiben seine schulischen Leistungen auf der Strecke. "Ich hatte immerhin Jahre meiner Kindheit und Jugend investiert, um mir einen Namen im Lehrerkollegium zu machen - als größter Faulpelz unter der sozialistischen Sonne", beschreibt er seine Jahre an der Wilhelm-Pieck-Oberschule, der heutigen Grundschule Nord. Dennoch erinnert er sich gern an sein Lehrpersonal, widmet ihnen fast ein ganzes Kapitel. Die Lehrzeit in der Schokoladenfabrik "KONSÜ", Wochenenden voller jugendlicher Unbeschwertheit im Klubhaus und im Waldfrieden oder der Ferien-Job in der Zehner-Eisbude im Schadewachten - der Autor versucht, eine Brücke zu schlagen, zwischen seiner persönlichen Geschichte und dem Stendal der 1980er-Jahre. Er beschreibt den Alltag in der DDR, seine Sehnsüchte, Hoffnungen und Träume. Und gelangt zu dem Schluss, dass das Leben immer wieder Überraschungen bereithält. Hüben wie drüben. "Und dann ist da natürlich seine erste große Liebe Christine. Gemeinsam erleben er und 'mein Mädchen' einen unvergesslichen Sommer 1984 - ohne Happy End, denn mit dem Wegzug Christines nach Weißwasser endet die gemeinsame Zukunft, bevor sie richtig begonnen hat. " (Donald Lyko, Stendaler Volksstimme)
- 31. Mai 2018 - 20:00 - Kaisersaal, Hallstraße 54, 39576 Hansestadt Stendal
Marion Barsch "Ab jetzt ist Ruhe! Roman meiner fabelhaften Familie" (70min. mit Angelika Hofstetter und Thomas Weber)
Marion Braschs Roman erzählt die Geschichte ihrer außergewöhnlichen Familie im Spannungsfeld zwischen Ost und West, zwischen DDR-Regime und Widerstand. Der Vater war stellvertretender Kulturminister der DDR, die Brüder, darunter Thomas Brasch, wurden als Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler bekannt. Mit überraschender Leichtigkeit erzählt die "kleine Schwester" die dramatischen Ereignisse in ihrer Familie - Erfolge, Revolte, Verlust der drei Brüder - und berichtet dabei von ihrem eigenen komplizierten Weg zur persönlichen Freiheit. Angelika Hofstetter und Thomas Weber lesen neben Auszügen aus dem Roman Gedichte von Thomas Brasch und geben durch Erzählungen und Videobeiträge weitere Einblicke in die diese besondere Familiengeschichte.
Theater
Anlässlich der Ausstellung "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990" (22.4.-18.8.2018) werden als Theater-Kino-Event angelegt die "Leiden" gezeigt.
Eintritt (Theater): 14 EUR /ermäßigt 10 (Erwerbslose etc.) und 6 EUR (Studierende, Schüler/innen); der Film "Die neuen Leiden des jungen W." wird im Anschluss an die Theateraufführung gezeigt. Der Eintritt hierzu ist frei.
Theater der Altmark Karlstraße 6, 39576 Hansestadt Stendal
- 27. April 2018 - 19:30 -- Rangfoyer
Die Leiden des jungen Werther nach Johann Wolfgang von Goethe (90 min, Inszenierung: Louis Villinger) - Theateraufführung (im Anschluss läuft der Film "Die neuen Leiden des jungen W."
Werther verliebt sich in Lotte - stürmisch und rückhaltlos. Dass Lotte schon Albert versprochen ist, weiß Werther wohl, aber er weiß auch: Lotte ist das perfekteste Geschöpf, das er je erblickt hat, sie ist für ihn "Engel und Heilige" und Sinn des Lebens. Leidenschaftlich schwärmt er für seine Traumfrau und jedes Treffen mit ihr ist für ihn eine Bestätigung ihrer Liebe. Sie feiern das Leben, und die Realität scheint für einen Moment bedeutungslos zu werden, denn auch Lotte ist von Werther fasziniert. Während Albert ihr ein liebevoller, verlässlicher Freund ist, ist Werther impulsiv und aufregend. Dennoch fühlt sie bald, dass ihr Platz an Alberts Seite sein muss. Werther dagegen verstrickt sich immer tiefer in die Illusion einer gemeinsamen Zukunft. Der Gedanke, sie aufgeben zu müssen, bringt ihn zur Verzweiflung. Dann heiratet Lotte Albert und Werther besorgt sich eine Pistole ... Werther ist eine Figur voller Widersprüche - hingebungsvoll und leidenschaftlich einerseits, von Selbstzweifeln zerfressen, maßlos und egoistisch andererseits. Was ist es, das ihn umtreibt? Kompromisslose Liebe? Überschwängliche Lebenslust? Oder eine narzisstische Krise? Durch den Einsatz von Live-Musik bringt die Inszenierung dem Zuschauer Werthers Gefühlswelt auf beeindruckende Weise nahe. Inszenierung: Louis Villinger | Ausstattung: Mark Späth | Dramaturgie: Cordula Jung | Darsteller: Michael Magel (Werther), Simone Fulir (Lotte), Dimitrij Breuer (Albert) ca. 90 Minuten, ab 16 Jahre - 27. April 2018 - 21:45
Die neuen Leiden des jungen W. (112min.; Regie: Eberhard Itzenplitz, 1975, BRD)
"Wie reagiert die Jugend von heute auf die Klassiker der deutschen Literatur? Ulrich Plenzdorf, damals Autor bei der DEFA, widmete dieser Frage erst eine Erzählung, dann ein Theaterstück und schließlich ein Drehbuch. Sein lässiger Antiheld Edgar Wibeau, ein vaterlos aufgewachsener Lehrling, antiautoritär, durchaus "bildungsfrei", stößt per Zufall auf Goethes "Werther". Er identifiziert sich sofort mit dem Helden des Romans und übernimmt ganze Absätze des Buches zur Schilderung seiner eigenen Situation. Nach Edgars Unfalltod folgt der Vater den Lebensspuren des ihm fremd gebliebenen Sohnes - in der verfehlten Hoffnung, ihn nun endlich begreifen zu können. Dabei springt der Tote immer wieder ins Bild und ergänzt durch Selbstaussagen die Darstellung anderer."
Erzählcafes
Anlässlich der Ausstellung "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990" (22.4.-18.8.2018) sollen in Erzählcafés die jeweiligen Themen des Jahrzehnts aus der Perspektive von Zeitzeugen lebendig werden, egal ob über Rock `n´ Roll, Beatmusik oder die Blueser-Szene gesprochen wird, ob es um Jeans aus den Westen oder um Klettis geht oder um Tanzveranstaltungen, Bandauftritte oder Discoabende mit den Schallplattenunterhaltern, den Orten Bierkeller, Waldfrieden oder die Jugendklubhäuser. In den Erzählcafés, die als Dialogforen angelegt sind, sollen aber nicht nur die Zeitzeugen berichten, sondern alle sind eingeladen, ob aus der gleichen oder einer anderen Generation, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Moderation: Donald Lyko, Volksstimme Stendal
Der Eintritt ist frei.
- 16. Mai 2018 -18:00 - Kleine Markthalle, Hallstraße 49, 39576 Hansestadt Stendal
Die 50er: Halbstark in Rock'n'Roll-Klubs - Im Gespräch mit Klaus Hornickel und Gustav Voß - 13. Juni 2018 - 18:00 - Kleine Markthalle, Hallstraße 49, 39576 Hansestadt Stendal
Die 60er: West-Jeans und das "Je-Je-Je und wie das alles heißt" - Im Gespräch mit Angelika Postolache-Enciu und Dr. Rolf Gierke - 11. Juli 2018 - 18:00 - Kleine Markthalle, Hallstraße 49, 39576 Hansestadt Stendal
Die 70er: Als der Rock lauter und die Röcke kürzer wurden - Im Gespräche mit Klaus Grigoleit, Sabine Lange und Helmut Billy Groth - 8. August 2018 - 18:00 - Mad-Club Wahrburger Str. 130, 39576 Hansestadt Stendal
Die 80er: Anstehen für Langspielplatten und Abtauchen im Bierkeller - Im Gespräche mit Susann Junghans und Ronald Mischok
Fachtagung
Anlässlich der Ausstellung "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990" (22.4.-18.8.2018) wird - in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt - die öffentliche Fachtagung "Jugendkulturen - Szenen aus der DDR" ausgerichtet. Diese soll Schlaglichter auf die verschiedenen Jahrzehnte prägenden Jugendkulturen werfen (1950er: "Halbstarke"; 1960er: "Blueser", 1970: Punk; 1980: Metal) und übergreifende Themen (Musik, Kleidung, Orte) ansprechen insbesondere mit Blick auf ihre Bedeutungen für jugendkulturelle Praxen als Formen politischer Ent-Äußerungen.
Mit Vorträgen von Prof. Dr. Susanne Binas-Preisendörfer (Oldenburg, Berlin), Dr. Wiebke Janssen (Magdeburg), Alexander Kühne (Berlin), Dr. Sven Werner (Dresden), Dr. Wolf-Georg Zaddach (Weimar, Berlin).
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Günter Mey, Hochschule Magdeburg-Stendal; Angewandte Humanwissenschaften, Osterburger Str. 25, 39576 Hansestadt Stendal
Anmeldung erforderlich per E-Mail:
tagung_ddr-jugendkultur@hs-magdeburg.de
Fachtagung: Jugendkulturen - Szenen aus der DDR
Katharinenkirche, Schadewachten 48, 39576 Hansestadt Stendal
15. Juni 2018
- 12:30 Begrüßung: Gabriele Bark (Museumsleitung) / Eröffnung: Prof. Dr. Günter Mey (Projektleitung)
- 13:00 Dr. Sven Werner (Dresden): "Kunde" oder "Jugendfreund". Jugendkulturen jenseits der Offizialkultur
- 13:45 Dr. Wiebke Janssen (Magdeburg): Elvis in der Provinz? - "Halbstarke" in Stendal
- 15:30 Dr. Wolf-Georg Zaddach (Weimar): Schwermetall hinter dem Eisernen Vorhang. Heavy Metal in der DDR
- 16:15 Prof. Dr. Susanne Binas-Preisendorfer (Oldenburg, Berlin), Alexander Kühne (Berlin): Von der Provinz in die Stadt und zurück - glokale Perspektiven in den 1980ern
* Ab 11:30 und in der Kaffeepause (14:30-15:30) besteht die Möglichkeit zum Ausstellungsbesuch.
Zu den Vorträgen:
Prof. Dr. Susanne Binas-Preisendörfer (Oldenburg, Berlin) und Alexander Kühne (Berlin): Von der Provinz in die Stadt und zurück - glokale Perspektiven in den 1980ern"
Landauf landab war man als Band in der DDR unterwegs zwischen den diversen Auftrittsorten, Kulturzentren, Jugendklubs, Kulturhäusern und Studentenklubs. Nahezu flächendeckend existierte das Netz einer staatlich organisierten und kontrollierten Infrastruktur, für die man allerdings eine Spielerlaubnis (Pappe) brauchte, um dort vor Publikum aufzutreten. Das betraf auch die 1980er Jahre, in denen zunehmend Punk- und New Wave Bands das Interesse von Jugendlichen weckten und deren Begegnungen nicht allein (wie oft vermutet) in Kirchen oder Galerien stattfanden. Der erste Teil des Vortrages konzentriert sich auf die Aktivitäten der sogenannten anderen Bands und ihre Fans, während im zweiten Teil zwei Zeitzeugen miteinander ins Gespräch kommen: zu den Grenzen und Möglichkeiten einer selbstbestimmt agierenden und zunehmend mit dem System in Konflikt geratenden und zugleich von ihm geduldeten Szene und ihren Protagonisten.
Susanne Binas-Preisendörfer ist Professorin für Musik und Medien an der Universität Oldenburg und Vorstandmitglied im Archiv der Jugendkulturen e.V.; Ende der 1980er Jahre war sie Musikerin in der Band Der Expander des Fortschritts. Sie studierte Musik- und Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin und promovierte 1991 dort am Forschungszentrum populäre Musik. In den 1990er Jahren engagierte sie sich für verschiedene Kulturprojekte in Berlin; aktuell entwickelt sie ein Projekt zum Thema "Zeugnisse und Zeugen von (Sub)Kulturen".
Kontakt: Prof. Dr. Susanne Binas-Preisendörfer, Universität Oldenburg, Musik und Medien/Institut für Musik, Ammerländer Heerstr. 114-118, D-26111 Oldenburg; E-Mail: susanne.binas.preisendoerfer@uni-oldenburg.de
Alexander Kühne ist Journalist, er wuchs in Lugau, heute Brandenburg, auf. Nach der Lehre in einer Schraubenfabrik arbeitete er auf einem Kohleplatz, bei der Staatlichen Versicherung und verkaufte Modelleisenbahnen. Gleichzeitig organisierte er mit Freunden in seinem Heimatdorf Konzerte mit Bands der DDR-Punk- und New-Wave-Szene. 1990 zog er nach Berlin. Er schreibt für Film, Fernsehen und Zeitschriften. 2016 veröffentlichte er seinen autobiografischen Roman "Düsterbusch City Lights".
Dr. Wiebke Janssen (Magdeburg): "Elvis in der Provinz? - "Halbstarke" in Stendal
Die "Halbstarken" gelten als erste amerikanisierte Jugendkultur in der deutschen Nachkriegsgeschichte. In Kleidung und Habitus orientierten sie sich an Filmschauspielern wie James Dean und Marlon Brando so wie an den in den fünfziger Jahren aufkommenden Stars des Rock´n´Roll. Die SED brandmarkte jedoch die Begeisterung DDR-Jugendlicher für die US-amerikanische Populärkultur als "amerikanische Unkultur". Am Beispiel der Stadt Stendal zeigt der Vortrag auf, wie nonkonformes Verhalten Heranwachsender unverhältnismäßig politisiert und ideologisch überfrachtet wurde. Zugleich wird schlaglichtartig die Kriminalisierung und strafrechtliche Verfolgung der DDR-"Halbstarken" beleuchtet.
Wiebke Janssen ist promovierte Historikerin, sie leitet das Dokumentationszentrum am Moritzplatz des Bürgerkomitees Magdeburg e. V.; Veröffentlichungen zur Jugendkultur der Halbstarken in der DDR, u. a. Halbstarke in der DDR. Verfolgung und Kriminalisierung einer Jugendkultur (2010), Halbstark in Halle. Cliquen, Meuten, Kannen der 50er Jahre (2010).
Kontakt: Dr. Wiebke Janssen, Dokumentationszentrum am Moritzplatz (Trägerverein Bürgerkomitee Magdeburg e. V.), Umfassungsstraße 76, D-39124 Magdeburg
Prof. Dr. Günter Mey (Magdeburg-Stendal): Eröffnung: Vom Projekt zur Ausstellung "Jugendkultur in Stendal"
Der Vortrag skizziert die Ideen zum Projekt "Jugendkultur in Stendal: 1950-1990" bis zur Umsetzung der gleichnamigen Ausstellung im Altmärkischen Museum in Stendal (22.4.-18.8.2018). Eingebettet sind darin einige Annotationen zu Jugendkulturen in der DDR, entlang der in der Ausstellung zusammengestellten Themenkomplexe "Der Sound", "Der Style" und "Die Events".
Günter Mey hat eine Professur für Entwicklungspsychologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er hat er u. a. das Projekt "Inszenierung von Jugend/lichkeit" im BMBF-geförderten Forschungsverbund "JuBri - Techniken jugendlicher Bricolage" (2014-2017) sowie die Studie Jugendkultur in Stendal: 1950-1990 geleitet, zudem Dokumentarfilme zu Jugendkulturen erstellt (Meller 88 - Portrait einer Punk-WG ,1987; Hyde Park - Dokumente eines Wandels (1988) Publikationen u.a. Jugend/kulturen (2011), Neue Perspektiven in der Jugendkulturforschung (2015) sowie zur Szenenforschung die Bände Szenen, Artefakte und Inszenierungen (2018) und Stilbildungen und Zugehörigkeit (2018). Weitere Informationen: http://www.humanwissenschaften.hs-magdeburg.de/l/~mey.
Kontakt: Prof. Dr. habil. Günter Mey, Hochschule Magdeburg-Stendal, Osterburger Str. 25, D-35976 Hansestadt Stendal; E-Mail: guenter.mey@hs-magdeburg.de.
Dr. Sven Werner (Dresden): "Kunde" oder "Jugendfreund". Jugendkulturen jenseits der Offizialkultur
Ausgehend von Befunden aus der Jugendbewegungsforschung und von Perspektiven auf ost- wie westdeutsche Generationenverhältnisse um die Mitte des 20. Jahrhunderts wird in dem Vortrag an mehreren Beispielen die Spannung dargestellt, in der sich DDR-Jugendliche zwischen FDJ-Staatsjugend und jugendkultureller und subkultureller Orientierung bewegten. Die Selbstbezeichnungen als "Kunde" oder als "Jugendfreund" stehen für zwei zwar stark differierende, aber in der jugendlichen Lebenswelt pragmatisch auszubalancierende Adressierungen junger DDR Bürgerinnen und-bürger.
Sven Werner, Dr. phil., Dipl. Päd., arbeitete mehrere Jahre in der Redaktion der Zeitschrift für Sozialpädagogik und hat jüngst zu Jugend, Jugendbewegung und Szenenforschung sowie zur Methode der Grounded Theory publiziert.
Kontakt: Dr. Sven Werner, Technische Universität Dresden, Fakultät Erziehungswissenschaften, Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften, D-01062 Dresden; E-Mail: Sven.Werner@tu-dresden.de
Dr. Wolf-Georg Zaddach (Weimar): Schwermetall hinter dem "eisernen Vorhang". Heavy Metal in der DDR
Heavy und Extreme Metal stellte in der DDR der 1980er Jahre eine der größten Jugendkulturen dar, die sich sowohl in den Großstädten als auch auf dem Land großer Beliebtheit erfreute. In dem Vortrag soll vorgestellt werden, wie und in welcher Art und Weise sich DDR-Jugendliche für die westliche Jugendkultur begeistern konnten. Dabei wird sowohl auf "Zeitzeugen"-Interviews als auch auf Recherchen im Archiv der BStU und des Deutschen Rundfunkarchives zurückgegriffen werden.
Wolf-Georg Zaddach ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit den Schwerpunkten Kultur-/Musikmanagement sowie populäre Musik und Jazz. Seine Publikationen und Forschungsprojekte umfassen die Geschichte und Analyse von Jazz und Heavy Metal sowie Musikwirtschaft im digitalen Zeitalter. Weitere Informationen www.wolf-georgzaddach.com
Kontakt: Dr. Wolf-Georg Zaddach, Pfarrstr. 123, D-10317 Berlin-Lichtenberg;
E-Mail: wolf-georg.zaddach@t-online.de
Kontakt
Entwicklungspsychologie
Prof. Dr. habil. Günter Mey
Tel.: (03931) 2187 3820
E-Mail: guenter.mey(at)h2.de
Besucheradresse: Osterburger Straße 25, Haus 3, Raum 0.20