Preis für Industriedesigner: Drohnen gegen Waldbrände
Ein Rainpiper im Modell. Bild: Simon Bruhns
Das an der Hochschule Magdeburg-Stendal konzipierte Projekt zur Bekämpfung von Waldbränden ‚RAINPIPER‘ erreicht beim James Dyson Award 2023 auf nationaler Ebene den zweiten Platz. Die internationale Phase des Awards folgt.
Die vergangenen Sommer waren gezeichnet von Waldbränden. Sie passieren nicht mehr nur in anderen Ländern, auch beheimatete Wälder, wie der Harz sind von ihnen betroffen. Waldbrände zu löschen sei gefährlich, so Jury-Sprecher Professor Tom Philipps der Hochschule Darmstadt. Die Einsatzkräfte müssen sich bei dem Versuch, die Brände zu löschen, in Gefahr geben. Hinzu kommt, dass bei speziellen Einsatzgebieten herkömmliche Löschmethoden nicht eingesetzt werden können und so ein neues Konzept benötigt wird. Das Projekt RAINPIPER der Hochschule Magdeburg-Stendal bietet eine solche Methode.
Entwickler Simon Bruhns erarbeitete das Konzept im Rahmen seiner Masterarbeit für den Studiengang Engineering Design des Instituts für Industrial Design. Als Inspiration diente ihm die wissenschaftliche Arbeit „Drone Swarms in fire Suppression Activities: A Conceptual Framework“ von drei Wissenschaftlern der Universität Genua in Italien. Was sie in der Theorie überlegten, wollte Bruhns umsetzen, schauen, wie die Drohnen konzipiert sein müssen, um Brände effektiv löschen zu können. „Für einen Designstudenten ist es ein recht ungewöhnliches Thema, was man möglicherweise nicht direkt erwartet. Mit seinen Möglichkeiten als Industrie-Designer hat er versucht, für dieses Problem eine innovative Lösung zu finden“, erzählt sein Betreuer Jan Bäse, Professor für Industrial Design der Hochschule Magdeburg-Stendal. Bruhns entwickelte ein Drohnensystem, bestehend aus vielen kleinen Löschdrohnen. Die Idee: Bei einer aktiven Feuerfront werden die Drohnen mithilfe von Einsatzfahrzeugen zur Brandstelle gebracht und ausgesandt, um kontinuierlich Löschmittel zu versprühen. Um sich wieder aufzufüllen, fliegen die Drohnen zurück zu den Fahrzeugen. Damit ist man unabhängig von schlechten Wetterverhältnissen oder schwierigem Gelände und kann so die Einsatzkräfte unterstützen.
Bruhns Anforderungen an die Drohnen konnten von keiner handelsüblichen Drohne abgedeckt werden, so Bäse. „Simon Bruhns hat die Drohne mit all ihren Fähigkeiten selbst designt. Natürlich hat er nicht alles selbst erfunden, aber er hat geschaut, was er womit verbinden kann, damit es funktioniert. RAINPIPER ist damit eine sehr innovative Antwort auf ein gesellschaftlich sehr relevantes Problem“, führt er weiter aus. Auch in Sachsen-Anhalt sind Waldbrände kein unbekanntes Thema. Besonders im Harz sind die Auswirkungen von großen Feuern sichtbar und bedrohen zunehmend das dort existierende Ökosystem. Unterstützer für RAINPIPER gibt es bisher noch nicht, die Nominierung beim James Dyson Award schafft aber internationale Aufmerksamkeit für das Projekt.
Aus insgesamt 69 nationalen Einreichungen erhielt RAINPIPER die Auszeichnung als Zweiter auf nationaler Ebene. Die Fach-Jury. Diese bestand in diesem Jahr aus Professor Tom Philipps, Professor für Industriedesign an der Hochschule Darmstadt, Bettina Reckter, Redakteurin, VDI Nachrichten, Gergana Tatarova, Senior Data Scientist, Dyson UK, und Ferry Radix, Senior Communications Manager, Dyson. Seit 2005 wird der James Dyson Award jährlich an Studierende und junge Absolventen in den Fachbereichen Ingenieurwesen und Design vergeben.
Gemeinsam mit dem Gewinnerprojekt PILUM und dem anderen zweitplatzierten BIOCEMENT CHAIR, zieht ‚RAINPIPER‘ damit in die internationale Phase des Awards ein. In diesem Jahr wurden knapp 2000 Projekte aus 30 Teilnahmeländern eingereicht. Eine Shortlist mit den 20 besten Projekten auf internationaler Ebene wird am 18. Oktober 2023 bekannt gegeben. Wer den Award letztlich erhält, entscheidet Gründer James Dyson selbst. Insgesamt werden ein internationaler Gewinner, zwei Zweitplatzierte und ein Gewinner im Bereich Nachhaltigkeit gekürt. Die Verkündung erfolgt am 15. November 2023.
Text: Leonie Deubig