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Qualitatives Interview: Unverpackt
Projektmitarbeiterinnen: Amelie Kunath & Ronja Köpke
Idee und Forschungsfrage
Im Seminar BGSD 16 bereiteten wir das Interview vor und formulierten zusammen in der Gruppe eine passende Forschungsfrage: „Welche Bedeutung hat der Unverpackt-Laden im Stadtteil Stadtfeld Ost in Magdeburg?“
Meine Partnerin und ich wollten herausfinden, wie das Geschäft den Stadtteil und dessen Bewohner beeinflusst und in den letzten Jahren vielleicht schon verändert hat.
Durchführung
Passend zum Thema trafen wir uns vor Ort im Unverpackt-Laden bei einem Kaltgetränk und machten es uns in der kleinen Sitzecke des Ladens bequem.
Unsere Interviewte bat uns direkt das Du an und schuf damit eine lockere Gesprächsatmosphäre. Insgesamt fühlte sich das Interview nicht an wie eine künstliche Situation, sondern mehr wie ein netter Plausch. Die Durchführung verlief ohne Komplikationen, wir wurden lediglich mit Störungen konfrontiert, die wir vorher nicht bedacht hatten, beispielsweise die Nebengeräusche des laufenden Ladenbetriebs oder Interaktionen zwischen der Interviewten und Kunden/Mitarbeitern, die aber den Interviewverlauf nicht negativ beeinflusst haben.
Im Vorfeld teilten meine Partnerin und ich die Rollen auf, eine sollte als Hauptinterviewerin agieren und die Zweite sich Notizen machen und gegebenenfalls unterstützen. Während des Interviews harmonierten wir beide sehr gut, wir hatten beide unser Ziel vor Augen und konnten uns jeweils auf den anderen verlassen.
Die Gesprächssituation zeichneten wir mithilfe unserer beiden Smartphones auf, worüber wir die Interviewte in Kenntnis setzten. Vor Beginn des Interviews wiesen wir die Interviewte darauf hin, dass sie sich Zeit für die Fragen nehmen könne und auch Rückfragen bezüglich der Fragen stellen könne. Letzteres wurde gar nicht in Anspruch genommen, was auf eine klare Formulierung unsererseits zurückzuführen sein könnte. Sie konnte auf jede Frage sofort eingehen und diese ausführlich beantworten, ohne lange um den heißen Brei herum zu reden. Auch auf aus Versehen gestellte geschlossene Fragen antwortete sie ausführlich.
Während des Beantwortens der Fragen fiel es uns beiden leicht, der Interviewten aktiv zuzuhören. Meine Partnerin und ich hatten im Vorhinein 15 Fragen in bestimmter Reihenfolge vorbereitet. Weil unsere Interviewte aber einige Fragen schon beantwortete, ohne dass wir diese stellten, passten wir uns ohne Probleme an den Gesprächsverlauf an und veränderten dementsprechend die Reihenfolge bzw. konnten auch einige Fragen weglassen. Dadurch waren nach 24 Minuten alle vorbereiteten Fragen beantwortet und es kam zu einem ersten unnatürlichen Ende.
Aufgrund der zeitlichen Vorgabe von mindestens 30 Minuten stellen wir noch einige weitere spontane Rückfragen, mit denen wir teilweise schon Gesagtes noch einmal aufgriffen oder völlig neue Gesichtspunkte ansprachen. Nach weiteren 10 Minuten beendeten wir das Interview, pünktlich als der von der Interviewten gestellte Wecker klingelte. Mit dem Ende des Interviews begann für meine Partnerin und mich der zweite Teil der uns gestellten Aufgabe: die Transkription.
Der Fairness wegen teilten wir die 34-minütige Sprachdatei zwischen uns auf. Mithilfe der Diktierfunktion an unseren Smartphones konnten wir über Kopfhörer die verlangsamte Datei hören und sofort in unsere Telefone einsprechen. Dadurch ersparten wir uns das Abtippen. Allerdings musste der diktierte Textblock noch mit Satzenden und Satzzeichen in Form gebracht werden.
Eindrücke, Einsichten, Ergebnisse
Nach dem Interview waren meine Partnerin und ich zuallererst einmal erleichtert, einerseits es geschafft zu haben, andererseits die Forschungsfrage beantworten zu können.
Wir gingen beide mit einem sehr guten Gefühl aus dem Interview heraus, weil die Gesprächsatmosphäre extrem angenehm war und wir durchaus Spaß an dem Thema hatten. Wir konnten das Interview durchaus als Erfolg betrachten.
Im Anschluss besprachen wir uns beide, tauschten Gedanken und die gemachten Notizen aus und waren auch hier einer Meinung. Insgesamt waren wir sehr glücklich mit der Wahl unserer Interviewpartnerin und froh, dieses Interview mit ihr geführt zu haben, weil sie auch einen kleinen Einfluss auf uns beide hatte.
Auszug Interviewtext
Also, man merkt halt schon, dass das Thema Müllvermeidung immer mehr auch in den Medien auftaucht, in der Presse auftaucht, immer bewusster, auch viel mehr Menschen bewusster wird. Und dass wir deswegen halt noch mal eine größere Vielfalt haben von Kunden, die hier reinkommen oder von Interessierten.
Ich merke halt auch das jetzt dadurch, weil das ist ja so eine Entwicklungsgeschichte, dadurch, dass ich das mit den Workshops hier noch stärker entwickelt hab, ne. Also, vor ’nem Jahr, vor anderthalb Jahren hatten wir nur eine Referenten sozusagen, die dann hier mit ihren Windel-Frei-Workshops und Stoffwindel-Workshops hier war. Die hat auch eine bestimmte Zielgruppe auch hier in den Laden durch den Workshop gebracht. Das waren dann halt eher die jungen Muttis und inzwischen haben wir halt eine vegane Ernährungsberaterin hier und eine Frau, die sich komplett mit Fermentation auseinandersetzt. Und dann aber auch jemand, der wiederum mit Trageberatung noch mal eine andere Bera– ... äh Note reinbringt. Und das sind dann halt auch wieder andere Menschen, die dann noch das Spektrum erweitern, ne. Das hat sich jetzt aber auch in den letzten Jahren so entwickelt. Also, ich glaube, dass man sozusagen extern durch die Medien, durch die Presse noch mehr Zulauf hat und intern auch durch, durch die Veranstaltung, durch die Leute, die halt sowieso hier schon sind. Und vom Sortiment ist es halt einfach ein stetiges, es wird halt einfach immer mehr, einfach durch das, was nachgefragt wird. (Transkript Zeile 263 – 280)
Mein Wunsch ist tatsächlich, Teil sein zu dürfen von einer Gruppe von Menschen, die den Kiez insofern weiter gestalten, dass man hier noch mit ’nem Hausprojekt, ’nem Wohnprojekt, mit ’nem größeren Raum für alternatives Wohnen, aber auch für Gewerbe und für Kultur den Kids noch mehr gestalten kann und sozusagen auch einfach persönlich gestalten kann, vielmehr Beteiligung noch reinnehmen kann, und dass der Laden halt tatsächlich Teil davon werden kann. (Transkript Zeile 287 – 292)
Kommentar
Aus diesen zwei Interviewpassagen wird unserer Meinung nach deutlich, welchen Einfluss bzw. welche Veränderung der Unverpackt-Laden schon auf den Stadtteil ausgeübt hat. Erkennbar wird das dadurch, dass sich das Angebot des Sortiments des Ladens und der angebotenen Workshops der Nachfrage der Kunden anpasst, was auf die Entwicklung der Kunden schließen lässt.
Außerdem wird deutlich, dass der Laden bereits einen wichtigen Platz im sogenannten Kiez bekommen hat, der aus dem Bild und dem Ambiente des Stadtteils nicht mehr wegzudenken ist.
Reflexion
Meine Partnerin und ich haben uns direkt im Anschluss an das Interview zusammengesetzt und das eben geführte Gespräch ausgewertet und reflektiert. Im Großen und Ganzen waren wir sehr zufrieden mit unserem Ergebnis. Wir konnten unsere Forschungsfrage beantworten, das Gespräch verlief wie erwartet und es kam zu keinen schwerwiegenden Komplikationen.
Unsere Fragen waren klar formuliert, so dass die Interviewte keinerlei Probleme hatte, diese zu beantworten. Das Zuhören fiel uns leicht und alle Beteiligen fühlten sich wohl. Trotz alledem war das Interview nicht zu 100% fehlerfrei, was meiner Partnerin und mir während unseres Auswertungsgesprächs bewusst wurde.
Da wir beide davon ausgingen, dass die Interviewte viel und lange reden würde, reduzierten wir den Fragenkatalog auf 15 Fragen und zerbrachen uns nur den Kopf darüber, was wir machen würden, sollten die Antworten ins Unermessliche gehen. Wir hatten uns jedoch keine Gedanken darüber gemacht, was wir täten, sollte das Interview zu kurz sein. So kam es zu der Situation, dass wir vor Ende der benötigten Zeit ein erstes unerwartetes Ende fanden.
Nur durch spontane Nachfragen konnte das Gespräch noch einmal wiederbelebt werden. Dem hätte man entgegenwirken können, indem wir uns mehr Fragen ausgedacht oder „Notfall“-Fragen vorbereitet hätten. Besonders in dieser Situation wurde meiner Partnerin und mir bewusst, dass wir uns für das Interview keinerlei Strategien für die Kommunikation zwischen uns überlegt hatten. Das heißt, wenn wir etwas absprechen wollten, mussten wir es offen vor der Interviewten tun.
Das hätte verbessert werden können. Ein weiterer Punkt der, im Nachhinein betrachtet, nicht optimal gewesen ist, war die gewählte Sitzposition. Die Hauptinterviewende saß über Eck neben der Interviewten, die schreibende Interviewern gegenüber. Dadurch entstand eine unnatürliche Sitzposition zwischen den aktiven Gesprächsteilnehmern. Auch hier hätte man Verbesserungen vornehmen und die Plätze der Interviewenden tauschen können.