Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung
Problemstellung und Ziele
Die Anforderungen an die Gestaltung des demographischen Wandels stellen sich in den neuen Bundesländern, insbesondere in Sachsen-Anhalt, in zugespitzter Weise. Vor diesem Hintergrund hat sich die Landeshauptstadt Magdeburg im Frühjahr 2010 seniorenpolitische Leitlinien gegeben und will sich mit ihrer Verwaltung einer Prüfung und Verbesserung der Seniorenfreundlichkeit stellen. (Stadtratsbeschlüsse DS01 62/1 0 und 309-1 3(V)1 0)
Im Vordergrund der Auseinandersetzung um Verwaltungsmodernisierung stand in den letzten Jahren die Steigerung der Effektivität und Effizienz von Verwaltungsprozessen im Sinne einer kundenorientierten Dienstleistung. Mit knapper werdenden kommunalen Ressourcen stößt dieses Modell immer öfter an seine Grenzen. Demographische und gerontologische Aspekte gewinnen mehr und mehr an Bedeutung bei der Gestaltung von Verwaltungsprozessen. Wie offen und flexibel eine kommunale Verwaltung gegenüber notwendigen Anpassungsprozessen sein kann und diese unterstützen kann, wird im Projekt "Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung" untersucht.
Die Untersuchung zur Weiterentwicklung von Seniorenfreundlichkeit der Kommunalverwaltung bezieht sich auf sieben Arbeitsfelder:
Das zentrale Kriterium der „Seniorenfreundlichkeit“ ist selbst Gegenstand der empirischen Forschung. Es reicht
- von Barrierefreiheit und Zugänglichkeit von Ämtern und städtischen Gesellschaften,
- über ein differenziertes Altersbild,
- bis hin zu Aktivierungsformen und Partizipationsmöglichkeiten älterer Bürgerinnen und Bürger.
Das Konzept der „Seniorenfreundlichkeit“ ist in dem Projekt am Leitbild der Bürgerkommune orientiert und fragt nach den Auswirkungen auf andere Generationen und auf der Kommune als Ganzes
Neuigkeiten
14.05.2014 Seniorenfreundlichkeit aus der Perspektive von Wissenschaft, Verbänden und Wirtschaft
Auf der Fachtagung Zukunft Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung am 14.5.2014 erhielten die Besucher einen Einblick in die Möglichkeiten ihre Kommune seniorenfreundlicher zu gestalten. Über 150 Gäste aus den Städten und Gemeinden des Landes Sachsen-Anhalt kamen zu der von der Hochschule Magdeburg-Stendal, dem Projekt SEFKOV und dem Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt ausgerichteten Wissens- und Erfahrungsaustausch.
Am Vormittag wurden nach den Begrüßungen durch Hochulleitung, Fachbereichsleitung und dem Minister für Arbeit und Soziales in den Foren aufgezeigt wie Seniorenfreundlichkeit als Prozess gestaltet werden kann, dabei wurden Beratung, Bildung, Quartiersgestaltung und der Umgang mit einer alternden Belegschaft diskutiert.Die Beiträge können im einzelnen in den Präsentationen nachgelesen werden. Im Anschluss konnte das Gehörte und praktische Beispiele in einer Ideenmesse in informellen Gesprächen vertieft werden. In einem Gastvortrag nahm Prof. Dr. Friedrich aus Halle Bezug auf den demografischen Wandel insbesondere der Alterung in ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts.
Zum Abschluss wurden die Preisträger des Ideenwettbewerbs geehrt. Halle, Schönebeck, Sangerhausen und Quedlinburg wurden für ihren vorbildlichen Umgang mit einer Bevölkerung, die mehr und mehr von älteren Menschen geprägt wird ausgezeichnet.
- Fachtagung Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung Forum I
- Fachtagung Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung Forum III
- Fachtagung Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung Forum IV
- Fachtagung Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung Gastvortrag Prof. Dr. Friedrich
08.11.2013 Demografiewerkstatt Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung
Wie kann eine Kommunalverwaltung auf eine alternde Gesellschaft auch vor dem Hintergrund einer alternden Belegschaft reagieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Demografie-Werkstatt im Rathaus der Stadt Magdeburg. Das Projekt „Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung“ an der Hochschule Magdeburg-Stendal hat exemplarisch an der Landeshauptstadt Magdeburg, die Anforderungen für die Kommunalpolitik untersucht um eine Gestaltung der Kommunalverwaltung in Richtung „Seniorenfreundlichkeit“ zu ermöglichen. In der Werkstatt wurden Ergebnisse des Projekts SEFKOV und um die Bedeutung dieses Themas über die Stadtgrenzen hinaus deutlich zu machen auch Konzepte aus der Stadt Arnsberg und Bern (CH) vorgestellt.
Programm und Ergebnisprotokoll
Einzelne Präsentationen zum nachlesen:
- Prof. Dr. Opielka: Möglichkeiten und Grenzen seniorenfreundlicher Kommunalverwaltung
- Sabine Dummert, Hendrik Nolde: Impulsvortrag Projekt SEFKOV
- Marita Gerwin: Seniorenpolitisches Konzept Arnsberg
- Rita Gisler: Alterskonzept Bern
- Hendrik Nolde: Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung im Spiegel der Statistik
10.01.2013 Das Projekt SEFKOV wurde zum Projekt des Monats Dezember 2012 ernannt
Auf den Internetseiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird jeden Monat ein Forschungsvorhaben vorgestellt, dass Einblicke in die vom BMBF geförderten Projekte gibt. Das Projekt Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung wurde im Dezember vorgestellt. Weitere Informationenauf den Seiten des BMBF.
23.11.2012 SEFKOV mit Keynote auf dem siebten Landesseniorenforum Sachsen-Anhalt
Magdeburg. Das Projektteam SEFKOV regt zur Diskussion im aller zwei Jahre stattfindenden Landesseniorenforum Sachsen-Anhalts an. Organisiert wurde das Seniorenforum durch die Landesseniorenvertretung Sachsen-Anhalt. Prof. Jürgen Wolf hält den Einführungsvortrag zum 7. Landesseniorenform in Magdeburg mit dem Thema Demokratie im demographischen Wandel. Sarah Werner, Dr. Peter Albrecht und Hendrik Nolde führen mit ihren Impulsvorträgen in die Themen Mobilität im ländlichen Raum, Stärkung der Engagementpotentiale älterer Menschen und die Förderung der Seniorenvertretungen im Land Sachsen-Anhalt ein. Ein Bericht zum Seniorenforum ist hier nachzulesen.
19.11. 2012 Seniorenfreundliche Kommunalverwaltung International
Bern. Am 19.11. 2012 fand in Bern das Gründungstreffen des Schweizer Netzwerks altersfreundlicher Städte statt. Über 80 Teilnehmer tauschten sich über Handlungsfelder zur Gestaltung altersfreundlicher Sädte aus. Das Projekt SEFKOV gab mit der Vorstellung seiner Arbeit mit Bezug auf die besonderen Rahmenbedinungen in Sachsen-Anhalt, der Region mit einer der ältesten Bevölkerung Europas, einige Impulse für die Diskussion in den anschliessenden Workshops. Weiter Informationen zur Veranstaltung unter der Internetseite des Schweizer Netzwerk altersfreundlicher Städte.
Forschung
- Arbeitsschritt 1 (2011)
Themen- und Felderschließung:Experteninterviews und themenzentrierte Gruppendiskussionen - Arbeitsschritt 2 (2011-2012)
Entwicklungsarbeit 1 :Herausarbeitung von Best - Practice - Beispielen sowie Hemmnissen der Seniorenfreundlichkeit, Behebung und Verbesserung derselben - Arbeitsschritt 3 (2012)
Hauptuntersuchung:Quantitative Verwaltungs-Mitarbeiter - Studie aller Verwaltungssegmente - Arbeitsschritt 4 (2012-2013)
Entwicklungsarbeit 2:Erprobung und Diskussion von Alternativmodellen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Dezernaten, Ämtern und städtischen Gesellschaften - Arbeitsschritt 5 (2013-2014)
Nachhaltigkeitssicherung:Erstellung und Implementierung eines Instrumentes der Verwaltungsselbststeuerung im Themenbereich Seniorenfreundlichkeit, interne und externe Ergebniskommunikation
Erste Ergebnisse
Ausgangslage Magdeburg
In den bereits vorliegenden explorativen Interviews mit verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung zeigen sich erste Tendenzen:
- Gegenüber den umgebenden Kommunen und Kreisen im ländlichen Raum leben die städtischen Seniorinnen und Senioren Magdeburgs in einem gut ausgestatteten Umfeld mit günstiger räumlicher, sozialer und gesundheitsbezogener Infrastruktur.
- Die Kommunalverwaltung ist seit längerem demographisch sensibilisiert. Alle Dezernate, Ämter und städtischen Gesellschaften thematisieren die mit dem demographischen Wandel verbundenen Aufgabenstellungen für das eigene Handeln.
- Gegenüber altersübergreifenden Orientierungen wird das Kriterium der „Seniorenfreundlichkeit“ von den Befragten als eine sekundäre Aufgabe betrachtet.
Zwei thematisierte Perspektiven
Für kommunale Dezernate, Ämter und städtische Gesellschaften geraten ältere Menschen in je spezifischer Weise in den Blick:- Aufgrund der Einschränkungen des höheren Lebensalters (Multimorbidität, Pflegebedürftigkeit, Schrumpfung der sozialen Netzwerke) erreichen immer mehr Leistungen nur mit persönlicher Begleitung (Assistenz) ihren Zielgruppe.- Der Stellenwert des bürgerschaftlichen Engagements steigt aufgrund von sinkenden Ressourcen der Kommunen generell. Die Aktivierung älterer Bürgerinnen und Bürger wird als besonderes Potential wahrgenommen.
Arbeitsverhältnisse
Die Gestaltung der Arbeitsverhältnisse und der Umgang mit den älter werdenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kommunalverwaltung werden von den Führungsspitzen als spezifische endogene Anforderungen wahrgenommen, die mit den exogenen Anforderungen zusammentreffen. Zum einen stellt sich die Herausforderung des Umgangs mit einer alternden Bevölkerung als Klientel, zum anderen, der persönlichen Lebensplanung der Mitarbeiter entgegenzukommen, die sich mit der Pflege ältere Familienangehörige und/oder der eigenen Zeitplanung für den Übergang in den Ruhestand und den damit eventuell einhergehenden veränderten Anforderungen an die Aufgabenstruktur beschäftigen.
Resümee
Bereits zum gegenwärtigen Stand der Projektarbeit wird deutlich, dass zukünftig noch viel stärker als heute Fragen der Gestaltung des nachbarschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenlebens von Bürgerinnen und Bürgern in den Mittelpunkt rücken werden. Es wird zu einer Neugewichtung und Neuorganisation städtischer Aufgaben im Spannungsfeld zwischen Verwaltung, Wirtschaft, Bürgerinnen und Bürgern und ihren Organisationen nicht nur in Magdeburg kommen.
Ansprechpartner
Alternswissenschaft
Prof. Dr. Jürgen Wolf
Tel.: (0391) 886 43 46
Fax: (0391) 886 42 93
E-Mail: juergen.wolf@hs-magdeburg.de
Besucheradresse: Haus 1, Raum 2.31
Sprechzeit: Mi 13.00-14.00 Uhr
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