Projekt RENO-TITAN gestartet: Weiterverwendung und Entsorgungsoptionen für radioaktive Rückstände aus dem Titanerzbergbau in Vietnam
Bild: Auftakttreffen der deutschen Projektpartner von RENO-TITAN in Magdeburg Anfang April 2023.
Titan ist ein wichtiges Metall, das als Weißpigment in Form von Titandioxid allgegenwärtig ist, als korrosionsbeständiger Leichtbaurohstoff in der Luft- und Raumfahrtindustrie gebraucht wird oder als körperverträgliches Material für medizinische Implantate Verwendung findet. Seine bergbauliche Gewinnung geht allerdings mit zahlreichen Umweltbeeinträchtigungen einher. So werden in Vietnam Titanverbindungen aus Küstensanden extrahiert, wodurch knappe Wasserressourcen erschöpfen und natürlich vorkommende radioaktive Elemente aus den Erzen sich in Rückständen anreichern. Letzteres ist bislang in Vietnam nicht reguliert. Hier setzt das praxisnahe Forschungsprojekt RENO-TITAN an: Welche Maßnahmen sind geeignet, um die generelle Umweltbelastung durch die bergbaulichen Aktivitäten zu reduzieren? Welche Nutzungsoptionen für natürlich vorkommende radioaktive Materialien in Rückständen, sogenannte NORM-Rückstände, gibt es? Wie sind diese aus ökologischer, ökonomischer, arbeits- und gesundheitsschutzrechtlicher Sicht zu bewerten und welcher regulatorische Rahmen ist nötig? Besonders interessant ist dabei eine Nutzung unter dem Aspekt, dass Bausand in Vietnam wie in ganz Asien ein knappes Gut ist, und für Gesundheit und Umwelt unbedenkliche Rückstände als Ersatzbaustoffe z.B. im Straßenbau eingesetzt werden könnten. Falls eine gefahrlose Weiternutzung keine Option darstellt, stellt sich die Frage, wie die NORM-Rückstände immobilisiert und sicher beseitigt werden können.
Das dreijährige internationale Verbundvorhaben mit der Hochschule Magdeburg-Stendal als federführendem Partner startete am 1. April 2023. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Programm Client II finanziert. Weitere deutsche Verbundpartner sind die sächsischen Beratungsunternehmen WISUTEC / G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft mbH Chemnitz und IAF – Radioökologie Radeberg. Von vietnamesischer Seite werden sich die Industrie-Universität von Ho-Chi-Minh-Stadt (IUH), das Vietnamesisches Atomenergieinstitut, das Institut für öffentliche Gesundheit Hanoi sowie eine Titanbergbaufirma beteiligen. Als Modellregion dient die südvietnamesische Provinz Bình Thuận. Prof. Dr. Petra Schneider und Dipl.-Biochemiker Conrad Dorer als neu eingestellter Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der H2 werden das Projekt koordinieren und fachlich unterstützen.