Von der Elbe bis zum Mekong: Deutsch-vietnamesische Kooperation geht in eine neue Runde

Bild 1: Prof. Dr. Le Hung Anh von der Industriellen Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) und Frau Lerke vom International Office der H2 treffen sich nach der Unterzeichnung der Hochschulkooperation

Bild 2: Prof. Dr. Le Hung Anh von der Industriellen Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) und Prof. Dr. Petra Schneider präsentieren die verlängerte Hochschulkooperationsvereinbarung.

 

Was verbindet Otto von Guericke mit Ho Chi Minh? Nicht nur Untrennbares, wie die historischen Halbkugeln oder die nördlichen und südlichen Landesteile in Vietnam. Auch die intensiv gepflegte Partnerschaft zwischen der Fachhochschule Magdeburg-Stendal und der Industriellen Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt (IUH) in Vietnam eint beide Namen. Am 30. Juni wurde die Hochschulkooperation um weitere fünf Jahre verlängert. Dabei ist seitens unserer Fachhochschule der Fachbereich WUBS beteiligt und auf vietnamesischer Seite das Department für Umwelttechnologie.

Was umfasst diese Kooperation? Dazu gehören der Austausch von Studierenden, Wissenschaftler:innen und Lehrkräften. Sie beinhaltet gemeinsame auf Praxistransfer ausgerichtete Forschungsprojekte und daraus resultierende wissenschaftliche Publikationen. Zusammen sollen weiterhin Weiterbildungsprogramme und Tagungen organisiert und durchgeführt werden, Lehrpläne überarbeitet oder sich technisch unterstützt werden. Das klingt nicht nur auf dem Papier schön. In der Vergangenheit waren zum Beispiel mehrere Studierende der H2 für ihre Forschungsfragen im Süden Vietnams. Ihre Abschlussarbeiten untersuchten beispielsweise den Wasserhaushalt von Deponieersatzbaustoffen der Abfalldeponie in Ho-Chi-Minh-Stadt, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Erträge in der vietnamesischen Landwirtschaft oder analysierten Stoffströme für Fischfarmen, und berücksichtigten dabei mögliche Abwasserbehandlungsverfahren für Nährstoffrückgewinnung.
Auf Projektebene ist das praxisnahe Forschungsprojekt SAND! (2019 – 2022) ein Beispiel für die gelebte Partnerschaft. Gemeinsam wurde die Sandknappheit in Vietnam (und nicht nur dort) adressiert. Durch Nassbaggern im Mekongdelta kommt es zu massiven Umweltschäden. Im Rahmen des Projektes wurden verschiedene Alternativen aus Nachhaltigkeitssicht bewertet, wie der Einsatz von Ersatzbaustoffen oder Brechsanden. Vier peer-reviewte Veröffentlichungen sind daraus entstanden. Erst kürzlich wurden zwei Sommerschulen in Ho-Chi-Minh-Stadt zu umwelttechnologischen Fragestellungen veranstaltet. Sie beinhalteten Lehrveranstaltungen, Praxisaufgaben und Exkursionen, z.B. zu Fischfarmen und Kläranlagen. Im Rahmen des Studierendenaustauschs profitieren die deutschen Studierenden von der Arbeit an der IUH, welche als spannend im asiatischen Kontext wahrgenommen wird.

Wie kam es zu dieser Partnerschaft? Um die Geschichte kurz zu machen: Es haben sich die richtigen Leute gefunden und den Wunsch nach Zusammenarbeit an ihre Hochschulen mitgebracht. Der jetzige Leiter des Departments für Umwelttechnologie an der IUH, Prof. Dr. Le Hung Anh, hat in Berlin studiert und promoviert und spricht fließend Deutsch. Auf einer Vietnamreise einer sächsischen Wirtschaftsdelegation im Jahr 2009 lernten sich Dr. Petra Schneider und Le Hung Anh kennen, erkannten gemeinsame Schnittstellen und kamen als Projektpartner bald wieder zusammen. Die ersten Projekte umfassten die Optimierung der Abfallwirtschaft in Hi Chi Minh City und die Entwicklung von Umwelttechnologien. Beide Experten arbeiteten viele Jahre in der Wirtschaft bevor sie in den akademischen Bereich wechselten. Projekte wurden von Anfang an fachlich gemeinsam entwickelt, die gegenseitigen Besuche und Arbeitstreffen, von Respekt und fachlichem Austausch geprägt, führten mittlerweile zu drei gemeinsamen Forschungsvorhaben. Daraus entstand auch der Grundstein für die Hochschulkooperation.

Und was steht für die Zukunft an? Erst kürzlich startete ein neues vom BMBF gefördertes dreijähriges Forschungsprojekt namens RENO-TITAN, das sich mit der im Idealfall kreislauffähigen Verwertung von Rückständen aus dem Bergbau mit natürlich vorkommenden radioaktiven Materialien im Titanerzbergbau beschäftigt. Außerdem ist angedacht, dass sich erste vietnamesische Promovenden an unserer Hochschule einfinden. Die nächste Sommerschule befindet sich in Vorbereitung für 2024. Wir hoffen, dass an der Elbe und in der Mekongregion in den kommen fünf Jahren wieder viel voneinander gehört werden wird.

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