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Karina schrieb ihre Masterarbeit an der Universität Jorge Tadeo Lozano in Bogotá (Kolumbien)
Alles fing mit einem freiwilligen Praktikum 2014 in der Stadt Villavicencio (80 km südöstlich der Hauptstadt Bogotá) an. Ich hatte gerade mein Bachelorstudium beendet und suchte nach Möglichkeiten Auslandserfahrungen zu machen. Ich wollte sehr weit weg und am liebsten in ein tropisches Land. Da mir die Sprache Spanisch schon immer gefiel, kam ich dann auf Südamerika. Zusammen mit einer Firma, die auf Praktikumsvermittlung in Südamerika spezialisiert ist, fand sich die Möglichkeit zu einem Praktikum in einer umwelttechnischen Firma in Villavicencio in Kolumbien. Mit spärlichen Spanischkenntnissen (noch schnell vorher A1-Kurs an der VHS) ging es dann nach Kolumbien. Ich verbrachte ein halbes Jahr dort.
Es gefiel mir so gut in Kolumbien, dass ich schon zu Beginn meines Masterstudiums der Wasserwirtschaft im April 2015 beschloss, meine Masterarbeit in Kolumbien zu schreiben, um das Land besser kennenzulernen und meine Spanischkenntnisse zu vertiefen. Zusammen mit Frau Prof. Schneider suchte ich nach einem geeigneten Thema und einer Ansprechperson. Zunächst stand schnell fest, dass ich gerne über den Nationalpark Chingaza in den Anden, nahe der Hauptstadt schreiben möchte, da die Wasserressourcen des Nationalparks von großer Bedeutung für die Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung sind. Es fand sich dann auch eine an dem Thema interessierte Kontaktperson, Prof. Michael Ahrens von der Universität Jorge Tadeo Lozano in Bogotá.
Zur Finanzierung bewarb ich mich beim International Office um das PROMOS-Förderprogramm und legte eine Spanischprüfung ab. Mir wurde ein Stipendium aus Mitteln der DAAD-Projektförderung bewilligt und so konnte ich meine Hin- und Rückreise finanzieren. Vor der Reise habe ich eine Auslandskrankenversicherung (TravelXL bei Envivas) abgeschlossen. Außerdem habe ich meine Impfungen aktualisiert und ein paar neue machen lassen (Gelbfieber, Tollwut, Typhus und Hepatitis A, B). Für eine Reise nach Kolumbien ist kein Visum erforderlich, sofern keiner bezahlten Arbeit nachgegangen wird und der Aufenthalt nicht länger als 180 Tage innerhalb eines Jahres dauert. Es ist lediglich ein gültiger Reisepass erforderlich.
Am 2. April 2016 ging es dann endlich los und ich war aufgeregt, wie alles werden würde. Bei der Ankunft am Flughafen in Bogotá muss bei der Behörde für Migration (Migración Colombia) der Grund für die Einreise genannt werden. Es werden maximal 90 Tage genehmigt, die in den Pass eingestempelt werden. Des Weiteren ist eine Adresse in Kolumbien zu nennen, wo man sich aufhalten wird. Die Aufenthaltsdauer kann vor Ablauf der 90 Tage einmalig auf 180 Tage verlängert werden. Dazu ist die Behörde der Migración Colombia aufzusuchen. Die Hauptstadt Bogotá ist ziemlich frisch vom Klima her, was an der Höhenlage von 2.600 m liegt. Am Flughafen von Bogotá stehen viele Taxis bereit, die sicher sind und die man auf jeden Fall nehmen sollte, wenn man sich noch nicht auskennt. In Kolumbien sind Taxis viel günstiger als in Deutschland. Für 22.000 COP (ca. 7 Euro) kam ich zum zentralen Busbahnhof (Terminal de Transportes) im Osten der Stadt und für 23.500 COP mit dem Bus nach Villavicencio. Ich entschied mich in Villavicencio zu wohnen, da ich die Stadt bereits kannte und hier einige Kontakte aufgebaut hatte. Die Busfahrt dauert drei bis vier Stunden. Villavicencio liegt auf 467 m Höhe. Das Klima ist wesentlich wärmer als in der Hauptstadt. Die Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 28 °C.
Nach zwei Nächten im Hotel machte ich mich auf die Suche nach einer längerfristigen Unterkunft. Mein kolumbianischer Freund half mir dabei. Im Stadtteil El Embudo wurden wir fündig und mieteten eine Wohnung für ein halbes Jahr. Die Miete betrug 700.000 COP pro Monat (ca. 220 Euro). Es war eine Zweizimmerwohnung nach lokalem Standard. Auf Ameisen, Kakerlaken und Mäuse muss man sich gefasst machen. In Villavicencio ist es oft so, dass die Wohnungen offene Belüftungsschlitze haben oder sich die Fenster nicht ganz dicht schließen lassen. Irgendwie finden Ameisen und anderes Getier immer einen Weg in die Wohnung. Besonders vor Mücken sollte man sich schützen (z. B. durch ein Fliegengitter). Ein Ventilator ist fast schon Pflicht in der Hitze. Anders als einige vielleicht denken, ist die Verpflegung in Kolumbien nicht so billig. Bei den meisten Produkten ist mit ähnlichen Preisen zu rechnen wie in Deutschland. Auswärts essen zu gehen ist in Kolumbien jedoch vergleichsweise günstiger. Für 15.000 COP kann man ziemlich gut zu Mittag essen. Meine Ausgaben lagen bei etwa 750 Euro im Monat.
Ein paar Tage nach meiner Ankunft in Villavicencio traf ich mich mit Herrn Prof. Ahrens an der Universität Jorge Tadeo Lozano in Bogotá. Wir besprachen wie ich bei meiner Arbeit vorgehen und welche spezifischen Themenpunkte ich bearbeiten könnte. Daraufhin fing ich zunächst mit einer Recherche zu der Region an und versuchte den Standort zu charakterisieren. Ich nahm Kontakt zu den lokalen Behörden auf, um Informationen zu erhalten und suchte nach Fachliteratur. Ich fuhr mehrere Male zur Besprechung des Stands der Dinge an die Uni in Bogotá und besuchte teilweise in Begleitung von Herrn Prof. Ahrens den Nationalpark und die lokalen Wasserwerke.
Der Nationalpark Chingaza in Kolumbien ist gekennzeichnet durch das feuchte Klima des Páramo und der im hohen Maße zur Wasserspeicherung befähigten Vegetation, deren typische Vertreter die Espeletia sind. Zahlreiche Arten, wie der vom Aussterben bedrohte Brillenbär, leben in dem geschützten Quellgebiet, das für die Wasserversorgung mehrerer Städte des Landes, insbesondere der Hauptstadt Bogotá, von größter Bedeutung ist. Das Ziel meiner Masterarbeit war die Valorisierung der wasserbasierten Ökosystemdienstleistungen des Nationalparks Chingaza, aus dem ca. 70 % des Wasserbedarfs von Bogotá und elf Nachbargemeinden stammt. In einer vergleichenden Kosten- Nutzen- und Risikoanalyse habe ich die Systeme Chingaza, mit dem größtenteils Wasser aus dem Stausee Chuza im Nationalpark Chingaza gefördert wird, und Tibitoc, mit dem weitere 28 % des Wasserbedarfs der Region gedeckt werden, gegenübergestellt.
Es war nicht immer einfach an Informationen zu kommen. Es war viel Eigeninitiative notwendig und manchmal auch eine gute Portion Geduld. Ich musste mich durch viel Fachliteratur auf Spanisch kämpfen. Das hat mein Spanisch natürlich sehr gepusht. Die Strom- und Wasserversorgung fielen in Villavicencio gelegentlich aus. Meist nach kurzer Zeit gab es wieder Strom. Doch mit dem Wasser sah es leider anders aus. Während meines Aufenthalts stürzte nach einem Unwetter ein Tunnel der Wasserversorgung von Villavicencio ein. Das bedeutete dann erstmal kein Wasser für zwei Wochen. So mussten wir dann zu einem Fluss wandern und uns dort waschen. Nach einigen Tagen lief das Wasser dann zumindest schon in einigen Stadtteilen und so konnte das Wasser mit Eimern transportiert werden. Kein Zugang zu fließend Wasser bei Hitze war dann natürlich nicht so cool. Aber es hat meinen Aufenthalt umso abenteuerlicher gemacht.
Kolumbien ist ein wunderschönes, unglaublich vielseitiges Land mit einer erstaunlichen Biodiversität. Das Amazonasgebiet, die Pazifikküste, die Karibikküste, die Kaffeezone und die Anden, all das ist in Kolumbien zu finden. Ich kann die Karibikküste sehr empfehlen. Die Strände sind traumhaft schön. Hier herrscht ein entspanntes Flair. Die Kaffeezone hat auch sehr schöne Landschaften zu bieten. In Villavicencio findet jedes Jahr im Juni das fünftägige Straßenfest Torneo Internacional de Joropo statt, ein Turnier wo der Tanz Joropo mit traditionellen Kleidern aufgeführt wird. Die Stadt ist das Tor zu den Llanos Orientales (weite ländliche Ebenen), die sich wunderbar für einen Ausritt mit Pferden eignen. Hier sind noch richtige Cowboys unterwegs und es finden Rodeos sowie Turniere statt, in denen Fertigkeiten mit Pferd und Lasso demonstriert werden. Ebenso ist es empfehlenswert die „Piedra del amor“ zu besichtigen, ein Aussichtspunkt im Nachbardorf Buenavista, von wo aus man die ganze Stadt überblicken kann.
Für die Kreditkarte, den Reisepass oder Bargeld habe ich eine flache Bauchtasche genutzt, die man eng am Körper unter der Kleidung trägt. Die kann ich empfehlen. Das Smartphone sollte man nicht unbedingt an jeder Ecke zücken.
Am 17. September 2016 trat ich meine Heimreise an. Ich hatte eine schöne Zeit in Kolumbien und kann das Land jedem empfehlen, der abenteuerlustig ist und eine ganz andere Welt kennenlernen möchte.
Kontakt
Julia Krumm
Tel.: (0391) 886 41 19
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