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- Dipl. Päd. Marius Mader
Dipl. Päd. Marius Mader
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Elementare Bildung und Distinktion“ am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung (ZSB) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Arbeitsschwerpunkte
- Sozialwissenschaftliche Kindheitsforschung
- kindheits- und wohlfahrtsstaatstheoretische Ansätze
- Organisationen im Elementarbereich
Kurzdarstellung der Projekte
Forschungsprojekt „Elementare Bildung und Distinktion“: Zentraler Bezugspunkt des 2011 begonnenen Projekts „Elementare Bildung und Distinktion“ ist die zunehmende Verbreitung einer neuen und in der bisherigen Forschung nicht berücksichtigten An-gebotsform, der des gewerblichen, hochpreisigen Dienstleisters, der in Medien und (Fach-)Öffentlichkeit mit der (Re-)Produktion von sozialer Ungleichheit in der frühen Kindheit in Verbindung gebracht und vor dem Hintergrund einer vertikalen Ausdifferenzierung des Elementarbereichs kontrovers diskutiert wird. Dies führte zu der Frage, inwiefern und auf welche Art und Weise sich Prozesse der Besonderung, der Absetzung und der sozialen Distinktion vollziehen. Im Blickpunkt der ersten beiden Jahre des Forschungsprojekts standen Fragen nach der Anwahl der Ein-richtungen durch die Eltern, nach den Auswahlverfahren der Einrichtungen sowie nach Praxen sozialer Distinktion im Mittelpunkt. Neben der starken Reziprozität der beiden Mechanismen der An- und Auswahl kann als zentrales Ergebnis der bisherigen Arbeit festgehalten werden, dass Praxen der Distinktion auf die spezifische Organisationskultur der jeweiligen Einrichtung verweisen. Vor diesem Hintergrund stehen für das Vorhaben drei Ziele im Zentrum der weiteren Beschäfti-gung, die sich insbesondere auf das Fortbestehen der untersuchten Einrichtungen beziehen. Zu-nächst wird die Frage nach der Passung zwischen angebots- und nachfrageseitigen kollektiven Orientierungen und Strategien gestellt. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass Distinktionspraktiken auf wenigstens partiell gemeinsamen Wissensbeständen basieren müssen, um zur Verstetigung von Organisationskulturen beitragen zu können. Gegenstand der zweiten leitenden Frage sind Prozesse der Kohärenzbildung selbst. Da von einer Pluralität von Kulturen in Organisationen aus-zugehen ist, erfolgt hier die Inblicknahme von kohärenzbildenden Interaktionen zwischen den verschiedenen Organisationsmilieus, die Grundlage aber auch Ausdruck einer funktionierenden und auf Dauer gestellten Organisationskultur darstellen. Drittens findet eine Synthese in Profilen institutioneller Kleinkindbetreuung statt, die sich als einrichtungszentrierte Fallstudien verstehen lassen, in denen Erkenntnisse zu Struktur und Regulierung des Elementarbereichs, die Formalstruktur der spezifischen Einrichtung, konkrete pädagogische und unterstützende Angebote, Aspekte der lokalen Angebotslandschaft und Ergebnisse zu Fragen der Anwahl-, Auswahl- und Kohärenzbildungsprozesse und zu Distinktionspraktiken zusammenfließen. Eine solche Zusammen-schau ermöglicht eine Relationierung der Einrichtungen und liefert damit Erkenntnisse zu Spaltungen in der Einrichtungslandschaft des Elementarbereichs. Die Daten werden weiterhin mithilfe der dokumentarischen Methode ausgewertet, die sich bereits in der ersten Förderphase als adäquat und ertragreich erwiesen hat.
Promotionsprojekt „Dienstleistungskulturen kommerzieller Kindertageseinrichtungen“: Die Rahmenbedingungen frühpädagogischer Einrichtungen sind rein rechtlich – immer noch – im Kinder- und Jugendhilfegesetz festgelegt, weshalb die Einrichtungen selbst auch als Teil des Systems sozialer Wohlfahrt, d.h. als personenbezogene soziale Dienste, zu betrachten sind, was ein Desiderat in der bisherigen Inblicknahme darstellt. Mein Hauptinteresse gilt dabei den gewerblichen, hochpreisigen Angebotsformen, die in dem Zusammenhang eine besondere Stellung einnehmen, u.a., weil die bei sozialen Dienstleistungen häufig anzutreffende Differenz von Adressat und Kostenträger bei Anbietern, die sich ausschließlich über Elternbeiträge finanzieren, nicht gegeben ist. Kunden im eigentlichen Sinne stellen dementsprechend die Eltern und Kinder dar, die die Einrichtungen frequentieren. Auf der Ebene der Interaktion zwischen Professionellen und Eltern/Kindern ergeben sich hieraus Möglichkeiten bedeutsamer Rollenverschiebungen, die die Adressaten und Kunden an die Stelle der Steuernden des Dienstleistungsprozesses heben könnten. Mein zentraler Untersuchungsgegenstand sind entsprechend Dienstleistungsbeziehungen, d.h. Konstruktionen von Eltern und Kindern als Adressaten und Produzenten einer Dienstleistung, rekonstruiert aus Erzählungen von Professionellen. Um eine organisationsbezogene Perspektive zu gewinnen, arbeite ich mit organisationskulturellen Ansätzen, die es erlauben, Einrichtungen als kollektive Erfahrungsräume zu fassen, innerhalb derer gemeinsame Orientierungen produziert und reproduziert werden und an die die dokumentarische Methode anschlussfähig ist. Mithilfe einer qualitativen Mehrebenenanalyse will ich schließlich über die Erzählungen der verschiedenen professionellen Akteure auf einer Mesoebene eine jeweils spezifische Kultur einer Einrichtung als Dienstleistungseinrichtung rekonstruieren, die sich als Teil der Organisationskultur fassen lässt. Interviews mit Professionellen aus gemeinnützigen Einrichtungen möchte ich als potentielle Kontrastfälle einbeziehen.
Publikationen (Auszug)
Ernst, Thilo; Mader, Marius; Mierendorff, Johanna (i.E.): Gewerbliche Anbieter von Kindertagesbetreuung – eine Systematisierung der Trägerlandschaft. In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation.
Joos, Magdalena; Mader, Marius (i.E.): Sozialberichterstattung über Kinder. Auf dem Weg zu einer reflexiven Sozialberichterstattung über Kinder. In: Braches-Chyrek, Rita; Röhner, Charlotte; Sünker, Heinz; Hopf, Michaela (Hrsg.): Handbuch frühe Kindheit. Leverkusen: Barbara Budrich.
Mader, Marius; Ernst, Thilo; Mierendorff, Johanna (i.E.): Modi der Besonderung als Distinktionspraxen im Elementarbereich. In: Krüger, Heinz-Hermann; Helsper, Werner (Hrsg.): Elite und Exzellenz im Bildungssystem: Nationale und internationale Perspektiven. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 17, Sonderheft 19.
Kontakt
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Zentrum für Schul- und Bildungsforschung (ZSB)
Franckeplatz 1, Haus 31
06099 Halle (Saale)
Tel.: (0345) 5521712
E-Mail: marius.mader(at)zsb.uni-halle.de